Etty Hillesum (1914–1943) war eine jüdische Niederländerin. In den letzten zwei Jahren ihres Lebens – also von 1941 bis 1943 – schrieb sie Tagebuch und Briefe. Sie wollte eine Chronistin sein und die Ereignisse der Zeit festhalten. Sie gab ihre Tagebücher mit dem ausdrücklichen Wunsch zur Veröffentlichung weiter, erzählt die promovierte Sprachwissenschaftlerin Christina Siever.
Ein befreundetet Schriftsteller kontaktierte nach dem Krieg viele Verlage, von denen jedoch keiner ihr Werk publizieren wollte. Damals empfand man ihre Schriften als zu philosophisch. 1981 wurde eine Auswahl ihrer Tagebücher veröffentlicht, 1986 ihr Gesamtwerk in der Originalsprache.
Nun wurde dieses Buch auf Deutsch übersetzt – unter anderem von Christina Siever – und unter dem Titel «Etty Hillesum – Ich will die Chronistin dieser Zeit werden» veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein umfassendes Zeitdokument, welches inhaltlich sehr breit ist. Hillesum schreibt über den Alltag während der deutschen Besatzung, über Literatur, über die Suche nach Gott und über ihre eigene Entwicklung.