Mirjam Jost weiss, was es für eine gesunde Entwicklung der eigenen Persönlichkeit braucht: Als Psychotherapeutin begleitet sie Kinder und Jugendliche im Erwachsenwerden. Uns erzählt sie aus ihrem persönlichen Entwicklungsprozess: Als Predigertochter wächst sie in einem konservativen, kirchlichen Umfeld auf. Schritt für Schritt verschafft sie sich einen Weg aus starren Vorstellungen, findet zu eigenen Werten und zu einem eigenen, authentischen Glauben. Ein Gespräch über Irrwege, Freiraum und Sex.
Mirjam Jost wächst als Predigertocher in einem freikirchlichen Umfeld auf. Im Gymnasium umwirbt sie ein junger Mann, mit dem sie schon bald eine Beziehung eingeht, obwohl er nicht an Gott glaubt wie sie. Die Entscheidung für ihren Freund war der erste Schritt gegen die gewohnten Regeln und Vorstellungen in ihrem kirchlichen Umfeld. Mirjam heiratet relativ schnell und jung, mit 23 Jahren. Der Hauptgrund war vor allem die Vorstellung, vor der Ehe keinen Sex haben zu wollen. Nach der Heirat war das Thema aber nicht begraben: Über Sex und über ihre Vorlieben kann Mirjam bis heute noch nicht ganz frei reden.
Aus heutiger Sicht würde Mirjam nicht mehr so jung heiraten. Ihre Kinder begleitet sie mit mehr Freiheit und Entspannung im Thema Sex, und trotzdem mit klaren Werten. Sexualität ist ein zentrales, verletzbares und intimes Lebensthema. Ihren Kindern wünscht sie Freiheit und gleichzeitig Bewusstsein für sich selbst und für das Gegenüber.