Das Leben der 57-jährigen Hagar Jäggi aus den Kanton Solothurn war geprägt von Tiefpunkten und Leid. Das begann bereits in ihrer Kindheit. Sie spricht dabei von emotionalen Grenzüberschreitungen, sexualisierter und häuslicher Gewalt. Durch diese Erfahrungen war sie lange beziehungsunfähig. Sie erlebte Mobbing und war immer auf der Flucht. Ihre vier Kinder zog sie allein gross.
Sie erzählt, dass sie ihr Leben ertrug, weil sie sich viel in der Natur aufhielt, und zwar im Dunkeln. «Im Dunkeln musst du sehr entschlossen sein, da kommen allerhand Geister in dir hoch.» Sie spürte eine unglaubliche Kraft, durch die Stille wurde ein Licht in ihr entzündet. In der Dunkelheit fand sie das Licht und schliesslich zu Gott.
Mit ihrem Vornamen, der aus dem Alten Testament stammt, konnte sie lange nichts anfangen. Ihr Eltern nannten sie so, weil in einem Kibbuz, wo sich die beiden aufhielten, eine fröhliche Frau mit diesem Namen arbeitete.
Als sich Hagar Jäggi intensiv mit der biblischen Hagar befasste, beschloss sie, ebenso wie ihre biblische Namensgeberin Gott anzuerkennen. Für Jäggi bedeutet der Satz der Jahreslosung 2023, welche von der biblischen Hagar stammt, alles. Sie wurde im übertragenen Sinn ebenso in die Wüste geschickt und fühlte sich verlassen.
Sie stellte im Lauf der Zeit allerdings fest, dass sie mit ihrem Schicksal nicht allein war. Hagar Jäggi erfuhr die Geschichten von Menschen, welche ähnliches erlebt hatten und für die sich einsetzen will. Sie hatte dabei mit Dutzenden von Verding- und Heimkindern Kontakt. «Es gibt so viele Menschen, die gern gesehen und gehört werden wollen. Ihnen will ich eine Stimme geben.»