Die ärztlichen Untersuchungen bestätigen die Vorahnung von Sarah und Christoph Andrey. Mit ihrem Baby stimmt etwas nicht. Tatsächlich kommt die kleine Jana tot zur Welt. Trauer, Abschied nehmen – mit beidem müssen sie sich beschäftigen, als ihr kleines Mädchen im Mutterleib noch lebt. Jetzt erfasst sie ein Gefühl von Leere, Funktionieren müssen und Trauer. Und dieses Gefühl halten sie aus, um nicht den Boden unter den Füssen zu verlieren.
«Ich würde heute viel mehr trauern, den Schmerz einfach heraus lassen», sagt Rahel Schranz. Vor Jahren haben sie und ihr Mann Christian das gemeinsame Kind verloren. Der Schmerz über den Verlust bleibt viel länger präsent, als sie es sich hätten vorstellen können. Zu lange lassen sie sich vom Rat anderer Menschen leiten, wie und wie lange sie trauern sollen. Jahre später hören sie die wohltuenden Worte, das Recht auf Trauer habe kein Verfallsdatum. Sie lernen mit dem Erlebten umzugehen, ohne die Situation im Griff haben zu müssen.
Andrea Portners Ehemann starb 2008 nach einer Hirnblutung. Es war am Morgen, an dem sie in Urlaub fahren wollten. Die gemeinsamen Söhne waren damals vier Jahre, zwei Jahre und elf Monate alt. Andrea Portner erzählt, dass sie und ihre drei Jungs ganz verschieden und zu unterschiedlichen Zeiten getrauert haben. Auch heute, sieben Jahre später, gibt es immer noch Momente, in denen sie traurig sind; trotzdem sprechen sie gerne über Urs, ihren Papa und Ehemann.
Der Verlust eines Kindes, Partners schlägt auch in der erweiterten Familie Wunden. Grosseltern trauern anders, wohl aber kaum weniger, wenn ein Schicksalsschlag die Familie erschüttert. Zu trauern ist etwas sehr individuelles und lässt sich nicht in einfache Schemen zwängen.