Gabi Rechsteiner ist 17 Jahre alt, als sie zum ersten Mal an Sehstörungen leidet. Zuerst nimmt noch alles seinen gewohnten Lauf. Sie startet eine Berufsausbildung, doch ihre Sehstärke nimmt zunehmend ab. Mitte zwanzig ist sie fast vollständig blind.
Der Grund für die Erblindung liegt in einer genetisch bedingten Augenkrankheit. «Als ich von einer jungen, gesunden Frau plötzlich zu einer blinden Frau wurde, die nur noch mit einem Blindenstock herumlaufen kann, war das schon sehr herausfordernd», sagt sie rückblickend. Innerlich sei sie ja noch dieselbe Person, nur für alle anderen nicht. Bereits als absehbar ist, dass sie erblinden wird, bildet sie sich zur Psychologin aus. Das hilft ihr auch für ihre eigene Situation. Sie lernt nicht nur selbst mit ihren neuen Begrenzungen klarzukommen, sondern kann durch diesen Lernprozess auch ihren Klienten helfen, ein «Ja» zu sich selbst und zu innerer Freiheit zu finden, trotz Einschränkungen.
Zusammen mit ihrem Mann Markus besucht sie den Klangweg im Toggenburg und spricht mit Aline Baumann darüber, was geschieht, wenn plötzlich andere Sinne gefordert sind, um Menschen zu «sehen» und wahrzunehmen. Direkt oberhalb einer steilen Felswand zu stehen, finde sie im Übrigen immer noch spannend. Einfach die Vorstellung, dass da vor ihr plötzlich nichts mehr ist.