Der israelische Filmemacher Michael Kaminer wurde 1964 im Kibbuz Tzor’a geboren, wuchs dort auf und lebt inzwischen wieder dort. Sein Kibbuz wurde 1948 auf den Trümmern des palästinensischen Dorfs Sar’a errichtet. Dabei handelt es sich um keinen Einzelfall: Im israelisch-arabischen Krieg wurden über 400 arabische Dörfer zerstört und rund 700 000 Bewohner mussten fliehen. Für die jüdische Bevölkerung war es ein Neuanfang, für die arabische eine Katastrophe.
Dies alles erfuhr Kaminer jedoch erst als Erwachsener. Er begann die Geschichte seines Kibbuz aufzuarbeiten und sprach auch mit der Gründergeneration. Er suchte die Nachkommen derjenigen Familien, die im ehemaligen Dorf gewohnte hatten – und fand sie. Viele von ihnen wohnen in einem Flüchtlingslager.
Seine Erlebnisse und Gespräche verarbeitete Kaminer im Dokumentarfilm «Sar’a». Diesen Film zeigt er in anderen Kibbuzim, welche ebenfalls auf Trümmern von arabischen Dörfern entstanden waren, an Schulen und an Universitäten. Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus. Wo der Film auch gezeigt wird, lässt er die Zuschauer nicht unberührt. Für Michael Kaminer ist es ganz zentral, dem Gegenüber zuzuhören und dessen Geschichte und Träume wahrzunehmen.
«Er möchte sensibilisieren und das Bewusstsein schaffen, dass es ganz wichtig ist, über diese Vergangenheit zu reden und anzuerkennen, dass es neben dem eigenen Narrativ und der eigenen Sicht auf die Geschichte eine andere Sicht gibt», erklärt Corina Bosshard vom HEKS. «Ich finde es extrem bemerkenswert, wenn jemand aus der israelischen Gesellschaft sich so ein- und auseinandersetzen kann.»