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«The Real Life Guys»: Sterbebegleitung auf allen Kanälen

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Unter dem Namen «The Real Life Guys» sind die deutschen Zwillingsbrüder Johannes und Philipp Mickenbecker und ihre Mitarbeitenden bekannt worden. 2016 startete ihr gleichnamiger YouTube-Kanal. Abenteuer, abenteuerliche Bauten und Stunts charakterisieren für sie das «reale Leben».

Die Krebserkrankung des mittlerweile verstorbenen Philipp Mickenbecker wurde öffentlich thematisiert. Damit wurde Sterbebegleitung auf allen Kanälen zu einem Hauptfokus. Dies resultierte in einem Dok-Film (2023) und in zwei Talks für FENSTER ZUM SONNTAG (2021 und 2024).

Im Rahmen des zweiten Talks hat das TV-Team mit Johannes Mickenbecker über die Zeit gesprochen, als er seinen Bruder bis zum Tod begleitete. Er erzählt uns in diesem Beitrag, was für die Brüder Mickenbecker «Real Life» bedeutete und wie das Tabuthema Tod immer zentraler wurde.

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«Wir wünschen uns, dass unsere Musik der Soundtrack fürs Leben und die Freude von Jesus darin sein kann. Wir sind nicht kompliziert, wir sind einfach», sagt Darren Mulligan von We Are Messengers.

Einfach ist auch die Botschaft des neuen Albums «Where The Joy Is»: Freude. Allerdings ist sie nicht ein Hip-Hip-Hurra, sondern ein einfaches, ruhiges und unaufdringliches Vertrauen, dass Gott da ist. Die Freude über den Frieden, den Mulligan durch diese Erkenntnis gefunden hat, kommt im Album entsprechend rüber.

 

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Der Bibeltext in dieser Episode ist Sprüche 3,5–6: «Verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern setze dein Vertrauen ungeteilt auf den Herrn! Denk an ihn bei allem, was du tust. Er wird dir den richtigen Weg zeigen.»

Diese Episode geht tief. Host Joni Merz und seine beiden Gäste Thomas Zingg und Mirjam Merz öffnen gleich mehrere Fässer in diesen elf Minuten. Kann man an einen Gott glauben und gleichzeitig fragend und denkend bleiben im Leben? Wo hat unser Verstand seine Grenzen? Was bedeutet es, wenn wir in allem, was wir tun, an Gott denken sollen? Und dann taucht zum Schluss auch noch die Frage nach dem Ziel des Lebens auf.

Etwas viel Stoff für die beschränkte Redezeit. Zum Glück ist Wochenende, da darf man getrost auch weiterdenken. Je nach Interpretation des heutigen Bibeltextes scheint das ja nicht verboten zu sein.

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Expertinnen und Experten
Thomas Zingg ist Pastor der FEG Winterthur und dort Teil der Gemeindeleitung. Ausserdem engagiert er sich im Vorstand der Evangelischen Allianz Winterthur.
Nebenbei unterrichtet er das Modul «Mein Leitungsstil» am IGW und studiert Theologie im Master-Studiengang. Thomas ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Seine Freizeit verbringt er gerne mit der Familie, beim Lesen oder beim Sport treiben (und schauen).

Mirjam Merz ist Pastorin in der FEG Winterthur. Sie predigt, leitet die Gebetsarbeit und die kreativen Bereiche der Kirche. Sie liebt gute Gemeinschaft, eine Tasse feinen Kaffee oder den Duft von frisch geschliffenem Holz.
In ihrer Freizeit restauriert sie ab und an ein Möbelstück oder verschönert die kleinen Dinge des Lebens. Drei Stichworte, die zu ihr passen: kreativ, authentisch, tiefgründig.
Mirjam ist verheiratet, hat zwei Kinder und hat am Theologisch Diakonischen Seminar Aarau studiert. Zudem hat sie an der SAMTS eine Ausbildung zur Schauspielerin absolviert.

Host
Joni Merz

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Bibeltext in dieser Episode ist : Psalm 34,7–8: «Hier steht einer, der um Hilfe rief. Der Herr hat ihn gehört und ihn aus jeder Bedrängnis gerettet. Alle, die dem Herrn gehorchen, umgibt sein Engel mit mächtigem Schutz und bringt sie in Sicherheit.»

Der Psalmist, König David, steht hin und schreit um Hilfe. Schamlos, ehrlich, laut. Davon handelt der Psalm 34. Ist dieser Bericht ein Einzelfall? Dürfen wir auch heute lauthals zu Gott schreien und ihn in jeder Lebenslage um Hilfe bitten? Und hilft er auch wirklich?

Host Joni Merz unterhält sich mit Linus Walder und Deborah Andrist über diese Fragen. Alle drei kennen solche Momente, in denen ein Schrei nach oben als letzter Ausweg scheint. Und manchmal kommt dabei auch eine Antwort zurück.

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Expertinnen und Experten

Linus Walder ist Theologiestudent an der Universität Zürich. Ihn fasziniert die Tiefe, die Aktualität und die Vielschichtigkeit der Bibel. Gerade im Austausch mit anderen kommen die vielfältigen Facetten der Bibel zum Vorschein.
Linus engagiert sich im Cevi und in der Jugendarbeit der reformierten Kirche Hinwil, weil ihm junge Menschen am Herzen liegen. In seiner Freizeit liest er, sitzt auf dem Rennvelo oder macht Musik.

Deborah Andrist studiert Theologie an der Universität Zürich. Sie liebt es, Menschen zu begegnen und mit ihnen über Gott und die Welt nachzudenken.
Wenn sie nicht gerade in theologische Diskussionen vertieft ist, backt sie gerne Gipfeli oder engagiert sich in Kinder- und Jugendcamps. Sie kennt und schätzt verschiedene kirchliche Traditionen, wobei sie insbesondere unterschiedliche Arten von Gemeinschaft faszinieren. Sie ist verheiratet mit David und wohnt in Winterthur.

Host
Joni Merz

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Von Alex Fröhlich im Interview mit Bodo Janssen

Wir streben seit Menschengedenken nach Wissen, Erkenntnis und Weisheit, philosophieren, sammeln, lesen, denken nach. Denn wir wollen weise leben und weise entscheiden. Wir sehnen uns nach Orientierung im Chaos. «Aber die Weisheit – wo ist sie zu finden?», fragte sich bereits Hiob in der Bibel. Ist sie eine Offenbarung, kommt sie automatisch im zunehmenden Alter, ist es eine Anhäufung von Wissen? Und wie unterscheiden sich eigentlich Wissen und Weisheit? Diesem Spannungsverhältnis gehen wir auf die Spur und unterhalten uns darüber mit Bodo Janssen, CEO einer Hotelgruppe und Autor. Er verrät uns, wofür es sich für ihn lohnt, jeden Tag aufzustehen, und was Weisheit mit Inspiration zu tun hat.

Wenn wir bei schwierigen Fragen und Entscheidungen nach gutem Rat suchen, dann wünschen wir uns eine Antwort, die irgendwie über die Nasenspitze hinausdenkt, das grosse Ganze sieht. Eine Antwort, die andere Menschen mitberücksichtigt, nicht selbstschädlich oder masslos ist oder schlicht eine neue Perspektive bietet. Und die passend, umsetzbar, inspirierend ist. Eine Antwort, die nicht nur ans Ich oder ans Sofort denkt – denn darauf kommen wir selber. Deshalb ist die gefragte Instanz – wie Eltern, Freundin, Suchmaschine, Influencer, Forum, Buch, Fachperson oder Guru – nicht irgendwer: Wir schätzen sie weiser als uns selbst ein. Sie schöpft aus bewährtem Wissen, das sie selber erlebt oder bitter erfahren hat, das sie gelesen, gehört, erforscht und vor allem durchdacht und durchlebt hat.

Wissen in Hülle und Fülle
Auf solches Wissen, auf ein reiches Erbe von Menschen mit ihren Erfahrungen, Entdeckungen und Gedanken, können wir heute zurückgreifen. In der Bibliothek von Alexandria wurde bereits in der Antike ein enormer Bestand an Wissen in Form von Schriftrollen gesammelt. Seit der Erfindung des Buches vereint und ordnet es die Menschheit in kompakten Nachschlagewerken, wie es Denis Diderot bis 1780 in einer der berühmtesten und umfangreichsten Enzyklopädien mit über 70 000 Artikeln tat. Spätestens mit der Gründung von Wikipedia 2001 steht gesammeltes Wissen in digitaler Form zur Verfügung. Und ChatGPT greift neustens umfangreich auf menschliches Wissen zurück, um die besten Antworten auf unsere Fragen zu liefern. Doch welche Antworten zu Lebensfragen sind weise und gut? Und können wir dem atemberaubenden Umfang, Zugriff und Tempo des zunehmenden Wissens mithalten – und wie können wir richtig filtern, abgrenzen, differenzieren? Um wahres Wissen wird gerungen, es verändert sich durch Forschung, es wird verfälscht durch Unfug und «Fake News». Und – Hand aufs Herz – beim Suchen von Wissen wollen wir oft doch nur eine Bestätigung unserer eigenen Überzeugungen.

Der Schlüssel ist die Umsetzung
Die Herausforderung für uns Menschen ist es wohl, aus der Fülle an Wissen das «weiseste Wissen» zu extrahieren. Viele Religionen und Kulturkreise haben eine reiche und tiefe Weisheitstradition und kluge Menschen, die Wissen in Weisheit transformierten. Philosophie, Theologie oder Kunst beschäftigen sich seit Urzeiten damit. Und bis heute ist sie ein Thema, wie Markus Spieker mit seinem kürzlich erschienen Buch «Jäger des verlorenen Verstandes» beweist, in dem er den wichtigsten Weisheiten aus allen Jahrtausenden nachjagt. Er definiert «weise» als Eigenschaft, die ausschliesslich wir Menschen haben können. Maschinen nicht, denn die können nur intelligent sein. Weisheit ist «organischer und ganzheitlicher Natur. Sie verbindet Rationalität mit Intuition, Kopf und Bauch, Individuen und Gruppen, Theorie und Praxis. Weisheit ist erfolgreich gelebtes Wissen.» (S. 13) Der Zusammenhang zwischen Wissen und Weisheit ist laut Spieker: die Umsetzung. Aber wie sieht es denn bei uns mit dem Annehmen und Anwenden von weisen Ratschlägen und mit dem Sichverändern- Wollen aus? Wie oft stolpern wir über unseren Stolz und schliessen unsere Ohren? Oder fühlen uns zu träge und wohl, um die Komfortzone der Veränderung zuliebe zu verlassen? Wie reagieren wir auf Gottes Reden, Gottes Ruf? König Salomo – bis heute weltbekannt für seine Weisheit – hat Gott um Hilfe und Wissen gebeten für seine Aufgabe als junger, unerfahrener König – und Gott schenkte ihm Weisheit. Salomo klopfte beim Schöpfer der Welt an, vertraute ihm, lernte dessen Perspektive einzunehmen. Salomo hat verstanden und schrieb es selbst: «Die Ehrfurcht vor Gott ist der Anfang der Weisheit.» (Sprüche 9,10) Wenn wir die Geschichte weiterlesen, stellen wir jedoch fest: Bei der Umsetzung dieses göttlichen Wissens war er genauso herausgefordert wie alle Menschen.

Bodo Janssen – von der Aversion zur Inspiration
Bodo Janssen, Jahrgang 1974, verheiratet, drei Kinder, ist CEO der ostfriesischen Hotelgruppe Upstalsboom. Der Betreiber von rund 70 Hotels und Ferienwohnanlagen übernahm das Unternehmen von seinem plötzlich verstorbenen Vater. Trotz finanziellem Erfolg liefen ihm zunächst Mitarbeitende aus Unzufriedenheit davon. Im Jahr 2010 führte er eine anonyme Mitarbeiterbefragung durch mit dem ernüchternden Resultat: Der Chef muss weg!

Bodo Janssen ging darauf ins Kloster zu Anselm Grün und liess sich inspirieren – persönlich und unternehmerisch. Seine Liebe zu Gott und dadurch die Liebe zu den Mitmenschen und sich selbst festigten sich. Daraufhin stellte er die Unternehmensphilosophie völlig um. Er fragte sich: «Ist der Mensch für die Wirtschaft da oder die Wirtschaft für den Menschen?» Er begann, den Menschen in den Mittelpunkt des Unternehmens zu stellen. Der Umgang untereinander veränderte sich, das Vertrauen ineinander wurde gestärkt – und die Fluktuation unter den Mitarbeitenden sank. Heute inspiriert der Chef von rund 650 Mitarbeitenden Menschen mit seinem weisen Lebens- und Führungsstil; und zwar nicht nur seine Mitarbeitende, sondern auch zahlreiche Leserinnen und Leser seiner Bücher über Themen wie Führung, Krisen oder Angst. Wir haben uns mit Bodo Janssen über die Weisheit unterhalten.

ERF Medien Magazin: Herr Janssen, wie gehen Sie vor, um Weisheit zu erlangen?
Bodo Janssen: Ich habe mir im Kloster etwas abgeschaut, was die Mönche praktizieren: Das ist die sogenannte «Lectio» – eine Technik, die mit Stille zu tun hat. Ich lese einen Text, das kann aus der Bibel sein, das kann ein mystischer Text sein, ein Text, der Weisheit in sich trägt, und wenn ich eine Passage dieses Textes gelesen habe, dann gehe ich in die Stille und lasse das, was ich gelesen habe, in mir wirken. Und wenn sich das Gelesene mit etwas verbindet, was ich in meinem bisherigen Leben erlebt oder gelebt habe, dann resoniert das und daraus entsteht eine Erkenntnis.

Welche Quellen der Weisheit sind für Sie nebst der Bibel wichtig?
Einmal die Regeln des Heiligen Benedikt, die ich täglich bearbeite. Ich lese, wie es im Kloster aufgeteilt ist, jeden Tag einen Vers und verinnerliche ihn. Dann aber auch aus den asiatischen Weltanschauungen. Aber mein Schwerpunkt liegt schon in den christlichen Glaubensbüchern, v. a. im Bereich der Wüstenväter, wie zum Beispiel Ephadrius Pontikus.

Wie würden Sie eine weise Person beschreiben?
Ich würde sage, wenn ich es mal ganz optisch sehe, dass dieser Mensch eine innere Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt, Besonnenheit, Tiefe, Güte, Klarheit. Ich erinnere mich noch sehr gut an die erste Begegnung mit Anselm Grün und an den Blick in Anselms Augen, der so klar und so tief war und so voller Ruhe, Stärke und Kraft.

Inwiefern bezeichnet Ihr Umfeld, Ihre Mitarbeitenden und Ihre Familie Sie als weise?
Also das, was ich zurückgespielt bekomme – auch gerade gestern, als ich in unserem Hotel zu einer Zeit in Stille war – ist, dass sie Präsenz spüren, Authentizität und Ruhe. Das ist das, was mein Umfeld mir spiegelt. Es ist ja auch manchmal turbulent bei uns im Unternehmen und da sei es für die Mitarbeitenden nicht immer ganz begreiflich, wie ich diese Ruhe bewahre in jeder Situation.

Wie sehen Sie den Zusammenhang zwischen Wissen und Weisheit?
Ich denke: Wissen informiert, Weisheit inspiriert. Und das hängt für mich damit zusammen, dass die Weisheit zwar das Wissen beinhaltet, Wissen aber nicht Weisheit. Weisheit entsteht aus angewandtem Wissen. Das heisst, da kommt das Leben und das Fühlen dazu.

Wie stellen Sie sicher, dass Wissen nicht nur Wissen bleibt?
Wenn ich einen Menschen bewegen will, dann muss ich ihn berühren. Und berühren kann ich ihn nur mit dem, was mich selbst berührt hat. Das hat etwas für mich mit Resonanz zu tun. Dass also Weisheit eine tatsächliche Resonanz erzeugt in meinem Gegenüber. Ich erlebe das, wenn ich über einen Text referiere, dann sehe ich eine andere Reaktion bei den Menschen, als wenn ich die Geschichten erzähle, die ich selbst erlebt habe und aus denen ich eine Erkenntnis gewonnen habe.

Sie teilen selber auch viel Weisheit in Ihren Büchern. Was erhoffen Sie sich damit?
Ich habe über viele Jahre für mich herausgearbeitet, wofür es sich lohnt, jeden Tag aufzustehen. Es ist das, was mich erfüllt – und das ist, Menschen zu stärken. Wenn Menschen aus der Opferrolle heraus in die Selbstverantwortung finden, wenn sie aus der Angst heraus wieder ins Vertrauen finden, wenn Menschen die Fähigkeit entwickeln, sich den Herausforderungen zu stellen, anstatt vor ihnen zu flüchten. Das Ziel, was ich für mich formuliere, ist «Eudaimonie». Das ist ein Begriff aus der ethischen Philosophie und lässt sich übersetzen mit «innerer Zufriedenheit jenseits äusserer Faktoren». Oder anders übersetzt: das Leben lieben lernen. Egal, was das Leben mir beschert, ich möchte lernen, das Leben zu lieben. Ich glaube, dass es mit Menschen, die das für sich entdecken, einfacher zusammenleben lässt. Und um auf das Weisheitsthema zu kommen: Ich glaube, dass weise Menschen keinen Krieg führen. Da bin ich mir ziemlich sicher. Das ist das, was ich mir wünsche: diese innere Zufriedenheit, die auch für äusseren Frieden sorgt.

Was hat Weisheit für Sie mit Gott zu tun?
Der russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski sagte einmal: «Einen Menschen lieben heisst, ihn so sehen, wie Gott ihn gemeint hat.» Für mich hängt das mit Weisheit zusammen, nämlich herauszufinden, wie Gott Menschen, also auch mich, gemeint hat. Ich habe Anselm Grün mal eine Frage gestellt, die ich sehr lange in mir herumgetragen habe, weil ich sie nicht getraut habe zu stellen: Was unterscheidet eure Suche nach Gott von meiner Suche nach mir selbst? Und er sagte: Gar nicht so viel, weil Gott drückt sich in dir aus, so wie er dich gemeint hat. Die Mönche sagen, der Weg zu Gott führt über die Selbsterkenntnis.

Vielen Dank für das Interview!

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Von Thomas Bänziger

«Ja, schlafe noch ein wenig, schlummere ein wenig … so wird dich die Armut übereilen» – damals gab es zwar noch keine Snooze-Taste, aber das Sprüchebuch weiss: Wer es zu etwas bringen möchte, muss morgens aufstehen. Zu Unrecht wird die Weisheit im Alten Testament eher stiefmütterlich behandelt (wir hören in unseren Kirchen relativ wenig über die Bücher Hiob, Sprüche, Prediger und Hohelied), denn sie ist hoch spannend und aktuell, wie obiges Beispiel zeigt.

In diesen Büchern werden ganz alltägliche Fragen gestellt, die alle Menschen beschäftigen, wie: Woher kommt das Leid? Wie pflegen wir einen gesunden Umgang mit Geld? Wie bewältigen wir die Kontingenz des Lebens, das, was uns im Leben so widerfährt? So finden wir im Sprüchebuch Aussagen, die sich mit der «Lehre des Amenemope» in Ägypten decken. Einerseits sind diese Themen kulturübergreifend wichtig.

Andererseits unterscheidet sich die Weisheit in der Bibel entscheidend von der Umwelt im Alten Orient. Der ägyptische Zentralbegriff für die Weisheit, «Maat», beschreibt beispielsweise eine Art Urordnung der Welt, die den Bestand der kosmischen und menschlich-sozialen Welt garantiert. Im Alten Testament gibt es kein abstraktes Prinzip, das die Welt zusammenhält und den Menschen Sicherheit gibt. Die Weisheit fragt immer zurück nach Gott, in dem sie letztlich begründet ist. So lautet das Motto: «Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis.» Die ganze Erkenntnistheorie Israels besteht im Kern darin, «dass alle Erkenntnis des Menschen nach der Bindung an Gott zurückfragt» (Gerhard von Rad). Das bedeutet, dass wahre Weisheit nicht unabhängig von Gott, sondern nur in Beziehung mit ihm gefunden werden kann.

Hiob – warum lässt Gott Leid zu?
Werfen wir dazu einen Blick in die genannten weisheitlichen Bücher, die oft in poetischer Sprache verfasst sind. Hiob erfährt viel Leid im Leben, obwohl er Gottes Gebote stets beachtete. Weshalb lässt Gott dieses Leid zu? Eine Frage, die uns heute noch beschäftigt und zu den grossen theologischen Fragen der Moderne gehört. Das Hiobbuch besticht durch kunstvolle Sprache und Sensibilität, mit der das menschliche Leid untersucht wird.

Es gibt sumerische und babylonische Werke, die wir mit Hiob vergleichen können, denn die Frage nach dem Leid bewegte schon damals Menschen (der «babylonische Hiob» trägt auf Akkadisch den lustigen Titel «Ludlul bel nemeqi»). Auch in diesen Texten widerfährt Menschen grosses Leid, aber das Hiobbuch nimmt uns in seinen Schlussfolgerungen weiter: Gott führt Hiob durch alle schwierigen Prozesse hindurch, damit er eine tiefere Sicht auf ihn erhält. Mit Hiobs Worten: «Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen.» (Hiob 42,5)

Mehr als gute Anweisungen
Im Sprüchebuch ist der sogenannte «Tun-Ergehen-Zusammenhang » von Bedeutung. Die Weisheit versucht, dem Leben Gesetzmässigkeiten abzuringen: Was muss ich tun, um erfolgreich leben zu können? Es gibt tatsächlich gute Anweisungen zum Leben. Aber auch dem Sprüchebuch geht es um mehr als nur um das Befolgen von Gottes Anweisungen, der Tora. Die Weisheit wird in Sprüche 8 sogar als Person identifiziert. Die Kirchenväter haben, aus neutestamentlicher Sicht betrachtet, in dieser personifizierten Weisheit Jesus Christus gesehen.

Der Zusammenhang von Tun und Ergehen zerbricht oft im Leben. Darüber zerbricht sich Salomo, der Vater der Weisheit, der nicht nur Sprichwörter verfasste, im Predigerbuch (oder Kohelet) den Kopf: Oft geht es den Gottesfürchtigen nicht besser als den Menschen, die Gott nicht beachten. Kann das sein? Es ist der Blick «unter der Sonne», dieses Motto erscheint immer wieder in diesem Buch, das sich wie ein modernes Werk eines Existenzphilosophen liest. Am Ende kommt der Prediger aber angesichts des Sterbens auf die Gottesfurcht zu sprechen. Wir müssen tiefer schauen als nur auf das Vordergründige.

Der rote Faden
Auch das Hohelied, diese Sammlung von Liebesliedern zwischen König Salomo und seiner Geliebten Sulamit, wird als weisheitliches Buch eingeschätzt. Man sah darin neben profanen Liebesliedern auch eine allegorische Beschreibung der Beziehung zwischen Gott und Israel, zwischen Gott und uns Menschen. Die Weisheit in der Bibel zielt letztlich auf Beziehung, auf Liebe. Der Prediger sucht eine Frau, findet sie aber nicht. Im Sprüchebuch wird die Frau gefunden und im letzten Kapitel beschrieben. Im Hohelied wird sie geliebt.

Die drei salomonischen Schriften wurden mit der Stiftshütte, dem Zelt und Heiligtum, verglichen: Wie im Vorhof der Stiftshütte die Sonne leuchtet, so beschreibt der Prediger die Sicht unter der Sonne. Unsere natürliche Weisheit hat ihre Grenzen. Angesichts des Sterbens merken wir, dass es um mehr als nur dieses Leben gehen muss. Dazu müssen wir im Bild gesprochen ins Innere, ins Heiligtum eintreten, wo der siebenarmige Leuchter scheint. Das Sprüchebuch führt uns tiefer hinein: Wo wir Gott mit einbeziehen, erschliessen sich Geheimnisse im Leben. Aber die tiefste Form der Weisheit ist nicht Erkenntnis, sondern Liebe. Wie der innerste Raum der Stiftshütte «Heiliges der Heiligen» genannt wird, so heisst das Hohelied im Hebräischen das «Lied der Lieder». Das Hohelied bringt zum Ausdruck, dass die höchste Form von Weisheit darin besteht, Gott kennen und lieben zu lernen. Von Hiob bis zum Hohenlied sehen wir diesen roten Faden.

Es lohnt sich, einen Blick in diese spannenden Bücher zu werfen, denn die Weisheit im Alten Testament ist durch ihre Themen wie der Umgang mit dem Leiden oder das Bestehen in den alltäglichen Herausforderungen sehr praxisrelevant.

 

Zur Person
Thomas Bänziger, Pfr. Dr. theol., ist im Leitungsteam der Stiftung Schleife, wo er mit seiner Frau Katharina für die theologisch-pastoralen Bereiche zuständig ist. Zusammen gestalten sie u. a. den BibelTalk und die Bibelwerkstatt. Sie haben vier Kinder. Thomas ist verantwortlicher Redaktor für das Prophetische Bulletin (siehe oben). Als Gastdozent unterrichte er Altes Testament am IGW Zürich und an der STH Basel.

 

25 Jahre «Prophetisches Bulletin»
Vierteljährlich erscheint das «Prophetische Bulletin», das mit aktuellen Botschaften aus der Stiftung Schleife und ihrem Umfeld Christen aus verschiedenen Denominationen ermutigen und inspirieren möchte. Aus Anlass des 25-Jahre-Jubiläums der Zeitschrift können Sie ein Gratisexemplar der Ausgabe 2/2024 bestellen: Schreiben Sie eine E-Mail an verlag@schleife.ch und vergessen Sie nicht, Ihre Adresse anzugeben.
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Von Hanspeter Schmutz

Ob Gott einen weissen Bart trägt, wissen wir nicht so genau. Sicher aber ist er weise. Und er fordert uns auf, ihn nachzuahmen. Die Weisheit beschreibt Regeln für ein gelingendes Leben. Dazu hat Gott uns in den biblischen Schriften gute Denkanstösse gegeben, so in den Psalmen, den Sprüchen, dem Prediger, dem Buch Hiob und mit den Gleichnissen von Jesus. Im Unterschied zu anderen Weisheitslehren ist der Schlüssel zur biblischen Weisheit die innere Ausrichtung auf Gott.

Die biblische Weisheit geht davon aus, dass Gott der Welt eine schöpferische Ordnung zugrunde gelegt hat. Das Leben in seiner Vielfalt hat einen inneren Zusammenhalt: Es gibt einen roten Faden in der komplizierten Wirklichkeit. Um das zu erkennen, müssen wir die inneren Zusammenhänge des Lebens beobachten, erfahren und bedenken. Und das braucht Zeit.

Ich habe deshalb schon vor Jahren mein berufliches Leben mit Stille-Tagen angereichert und diese Gewohnheit beibehalten. Nach dem Morgenessen mache ich mich jeweils auf die Wanderschaft, faste am Mittag und komme erst am Abend wieder nach Hause. Unterwegs öffne ich mich für Impulse von oben, von innen und von dem, was mich umgibt – ganz ohne Leistungsdruck, aber verbunden mit der Haltung einer absichtslosen Absicht. Bei den jeweiligen Marschpausen schreibe ich jeweils auf, welche Impulse mir wichtig geworden sind: Oft sind es ganz praktische Hinweise, verbunden mit Ermahnungen und Ermutigungen.

Als ich nach einigen Jahren die Notizen meiner Stille- Tage überblickte, fiel mir auf, dass Gott ein guter Pädagoge ist. Er blieb mit seinen Hinweisen lange bei denselben Themen, bis ich die Lektion gelernt hatte. So ergaben sich über die Jahre zwölf Regeln, die mir persönlich halfen, mein Leben weise zu führen. Vielleicht auch etwas für Sie?

Nehmen Sie sich doch mal eine dieser zwölf Regeln zu Herzen und lassen Sie den Satz in Ihr Leben hineinreden. Später können Sie weitere Regeln dazunehmen.

    1. Es ist töricht, wenn du versuchst, aus dir selbst weise zu sein. Das wird deine Kräfte überfordern.
    2. Lerne, dich selbst als Teil eines grösseren Ganzen zu sehen.
    3. Lebe von einer sinnvollen Mitte her. Das bringt Ordnung in dein Leben.
    4. Das Leben als Geschenk erkennen, heisst dankbar werden.
    5. Gestalte dein Leben vom Ende her. So erkennst du die richtigen Prioritäten.
    6. Liebe dein Schicksal, denn es ist der Weg Gottes mit deiner Seele (Dostojewskij).
    7. Wirklich leben kannst du nur in der Gegenwart.
    8. Nimm nur auf, was du verarbeiten kannst; gib nur weiter, was du verarbeitet hast. So findest du das richtige Mass.
    9. Alles, was du willst, dass dir andere tun sollen, das tue ihnen auch (Matthäus 7,12).
    10. Wähle bewusst aus, wovon du dich prägen lassen willst.
    11. Es ist besser, Brücken zu bauen als Gruben zu graben.
    12. Bescheidenheit ist wahre Grösse.
Zur Person
Hanspeter Schmutz (70) ist Publizist und Koordinator von www.forumintegriertes- christsein.ch. Er arbeitete 27 Jahre bei den Vereinigten Bibelgruppen (VBG) und zehn Jahre als Redaktor bei Radio Life Channel.

 

Serie «Gott ist …»
Wie oder wer ist Gott eigentlich? Diese Frage beschäftigt die Menschen schon lange. In der Bibel werden unterschiedliche Bilder gebraucht, um Gott zu beschreiben. In einer Serie teilen Theologinnen und Theologen aus verschiedenen Denominationen ihre Vorstellungen, wie Gott ist.
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«Mit 23 Jahren wirst du wahrscheinlich im Rollstuhl sein.» Mit dieser Diagnose wird Mascha Surbeck als 7-jähriges Mädchen konfrontiert. Eine Diagnose, die als Kind schwer zu fassen ist, gegen die sich Mascha aber auch immer wieder stark auflehnt. Sie glaubt nicht, dass sie dieses Schicksal einholen wird.

Seit Mascha Surbeck 3 Jahre alt ist, leidet sie an Rheuma – fast gleichzeitig erkrankt ihre jüngere Schwester an Augenkrebs. Die Ärzte vermuten als Auslöser der Krankheiten ein Trauma aufgrund ihres gewalttätigen Vaters.

Die Kindheit von Mascha ist geprägt von vielen Spitalbesuchen, Einschränkungen und körperlichen Schmerzen. Eine Einladung zu einem Weihnachtsgottesdienst bringt eine grosse Veränderung in die kleine Familie. Die beiden Mädchen und ihre bald alleinerziehende Mutter erleben in einer grossen Lebenskrise den Glauben an Jesus als Rettungsring. Sie entwickeln trotz Schmerz eine grosse Dankbarkeit, die die junge Frau bis heute prägt.

Heute ist Mascha Surbeck Theologie-Studentin, Influencerin, Podcasterin und liebt es Menschen zu ermutigen, die selber krank sind oder in schwierigen Lebenssituationen stehen.

Schmerzfrei ist sie – trotz erlebtem Wunder – immer noch nicht. Aber ihr tiefes Vertrauen in Gott ist heute stärker denn je.

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Hat dich diese Folge angesprochen oder hast du ein Feedback für uns? Wir freuen uns sehr, von dir zu hören.

Autorin und Host
Ruth Stutz

Links
Podcast von Mascha Surbeck:
https://open.spotify.com/show/5znuC1H9YFDRvVMjWT2kNy?si=6773f853718c4e32&nd=1&dlsi=b9f67351dd994fde

Zu den Alltagsprodukten von Mascha:
https://glaubeimalltag.ch/collections/all

Ihr Instagram-Profil:
https://www.instagram.com/maschasurbeck/

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«Mit 23 Jahren wirst du wahrscheinlich im Rollstuhl sein.» Mit dieser Diagnose wird Mascha Surbeck als 7-jähriges Mädchen konfrontiert. Seit sie ein Kleinkind ist, leidet sie an Rheuma. Ihre jüngere Schwester erkrankte an Augenkrebs.

Die Ärzte vermuten als Auslöser der Krankheit ein Trauma aufgrund des gewalttätigen Vaters. Die Kindheit von Mascha Surbeck ist geprägt von vielen Spitalbesuchen, Einschränkungen und körperlichen Schmerzen.

Eine Einladung zu einem Weihnachtsgottesdienst bringt eine grosse Veränderung in die kleine Familie. Die zwei Mädchen und ihre bald alleinerziehende Mutter erleben in einer grossen Lebenskrise den Glauben an Jesus als Rettungsring. Sie entwickeln trotz Schmerz eine grosse Dankbarkeit, die Mascha bis heute prägt.

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Der Bibeltext in dieser Episode ist Lukas 6,28: «Segnet die Menschen, die euch Böses wünschen und betet für alle, die euch beleidigen.»

Beten für meine Feinde? Jemanden segngen, der mir einen Stein in den Weg legt? «Das überfordert mich», sagt die evangelische Theologin Katharina Bänziger. Sie ist zusammen mit ihrem Mann Thomas Bänziger zu Gast bei Host Joni Merz.

Gemeinsam diskutieren sie über den Vers aus dem Lukasevangelium. Hat Jesus diese Aussage wirklich ernst gemeint? Und was kann sie für meinen Alltag bedeuten? Fragen, die zu einer ehrlichen Auseinandersetzung mit dem Text und der eigenen Wahrnehmung führen.

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Expertinnen und Experten
Katharina Bänziger ist Mutter von vier Kindern und ursprünglich evangelische Pfarrerin. Seit 2015 ist sie zusammen mit ihrem Mann Thomas Teil des Leitungsteams der Stiftung Schleife in Winterthur. Neben der Leitung der Schleife-Gemeinschaft und ihren pastoralen Aufgaben ist sie unter anderem im «Bibeltalk» und in der «Bibelwerkstatt» engagiert.

Ihr Herz schlägt dafür, dass der Glaube ganz praktisch im Alltag erfahrbar, umsetzbar und tragfähig ist. Sie liebt es, spannende Entdeckungen aus Bibel und gelebtem Glauben mit anderen zu teilen.

Thomas Bänziger, Pfr. Dr. theol., ist verheiratet mit Katharina und Vater von vier Kindern. Nach zehn Jahren Pfarramt ist er seit 2015 Teil des Leitungsteams der Stiftung Schleife. Zusammen mit seiner Frau leitet er unter anderem die Schleife-Gemeinschaft und ist verantwortlicher Redaktor der Zeitschrift «Prophetisches Bulletin».

Thomas und Katharina sind in der Seminararbeit tätig und verantworten die «Bibelwerkstatt» sowie den «BibelTalk» (YouTube). Thomas promovierte im Alten Testament und unterrichtet als Gastdozent am IGW Zürich und an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule in Basel (STH).

#bibeltalk auf YouTube

Host
Joni Merz

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