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Sind wir unseres Glückes Schmied?

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Der reformierte Pfarrer Peter Schulthess hat keinen Glücksbringer. Er erklärt, dass er als Christ den Heiligen Geist hat. «Wir haben jemanden, der für uns da ist, nicht immer das Glück verspricht, aber uns durch alles begleitet.»

Um glücklich zu sein, brauchen die Menschen sechs Gs: Gesundheit, Geld, eine geliebte Person, einen guten Ruf, geschützt sein und den Glauben. Allerdings ist letzterer nicht magisch: «Wenn man den Glauben einfach als Glückssäule oder Hufeisen braucht, dann wird es heikel», sagt Schulthess. Auch ein christliches Kreuz ist übrigens nur ein Symbol und kein Garant für Schutz und Glück.

Schulthess verweist darauf, dass in der Bibel nicht versprochen wird, dass wir immer gesund und glücklich sind, wenn wir an Gott glauben. Aber mit Gott haben wir ein Gegenüber, mit dem wir sprechen können. «Obwohl jetzt ein Unglück passiert ist: Du bist dabei, du begleitest mich und kannst mir helfen.»

Ist jeder von uns seines Glückes Schmied? Sind wir selbst dafür verantwortlich? Schulthess bejaht und verneint. Zum einen können wir den Verlauf unseres Lebens steuern, haben unser Glück selbst in der Hand. Zum anderen braucht es manchmal auch eine gewisse Begabung, so dass wir unser Glück nicht immer selbst erarbeiten können.

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Josh Wilson leidet seit Jahren unter Angstzuständen und Depressionen. Er versuchte, mit Alkohol Gegensteuer zu geben und wurde dann alkoholabhängig. 2017 befreite ihn Gott vom Alkohol.

Sein Song «It Gets Better» will all jene Menschen ermutigen und unterstützen, welche auch mit psychischen Problemen zu kämpfen haben. «Die Essenz ist, dass es besser wird, sei es in diesem Leben oder im nächsten», sagt Wilson.

«It Gets Better» von Josh Wilson
The pain is for a reason
That’s what they say, but is it true?
They tell me it’s a season
But they don’t know what I’ve been through
Until I stopped the bleeding
The words are salt inside my wound
I haven’t stopped believing
It’s just really hard to see it

Wish I could talk to my future self
What would I say? ‚Cause I need some help

Don’t be afraid
Just get through today
The maker of Heaven and Earth is making a way
Take a deep breath
And take the next step
Oh, this is not how it ends, this isn’t forever
Hold on, it gets better, better, better, better
Hold on, it gets better, better, better, better

It’s hard to see the sunrise
In the middle of the midnight hour
You gotta wait sometimes
Till the world spins back around
I promise you it’s shining
Oh, you just can’t see it now
Keep watching the horizon
Just open up your eyes and

Don’t be afraid
Just get through today
The maker of Heaven and Earth is making a way
Take a deep breath
And take the next step
Oh, this is not how it ends, this isn’t forever
Hold on, it gets better, better, better, better
Hold on, it gets better, better, better, better

It’s only a matter of time
Till Heaven splits open the sky
It gets better, gets better, gets better
The dark will burn up the light
The very last tear will be cried
It gets better, gets better, gets better

Don’t be afraid
‚Cause God’s not afraid
The maker of Heaven and Earth is making a way
Take a deep breath
He’s not finished yet
Oh, this is not how it ends, this isn’t forever
Hold on, it gets better, better, better, better
(Hold on, ‚cause it gets better)
Hold on, it gets better, better, better, better
(It doesn’t matter, baby darling)
Hold on, it gets better, better, better, better
(Hold on, ‚cause it gets better)
Hold on, it gets better, better, better, better

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Am Wochenende vom 16. und 17. März 2024 hat der BESJ sein 50-Jahr-Jubiläum gefeiert. Der Bund Evangelischer Schweizer Jungscharen ist der viertgrösste Jugendverband der Schweiz. Er bietet Programme an für Kinder und Jugendliche und auch Schulungen für junge Leiter.

«Als BESJ sind wir ein Dienstleistungszentrum für Gemeinden und zuständig für Kinder- und Jugendarbeit», fasst Bundesleiter Ädu Jaggi zusammen. Er sieht die Popularität von Jugendbewegungen darin, dass Kinder und Jugendliche in der Natur aktiv sein können: beispielweise klettern sie auf Bäume oder entfachen ein Feuer. «Das sind Abenteuer, die nimmt dir niemand mehr.»

Jaggi sieht einen Vorteil darin, bei einer Jugendbewegung dabei gewesen zu sein. «Das sind Leute, die früh gelernt haben, Verantwortung zu übernehmen. Die gelernt haben, etwas zu planen.» Und es sei ein Privileg, wenn man gelernt habe, vor Dutzenden von Menschen zu reden.

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Meditation scheint in der letzten Zeit ein Trend geworden zu sein. Doch in der Stille zu verharren hat seine Anfänge weit zurück in der Zeit. Meditation gibt es in allen Religionen.

Ob in Verbindung mit Religion oder auch nur um der Achtsamkeit Raum zu geben: Meditation ist dem Menschen dienlich. Es macht ruhiger und überlegter, sagt eine Meditations-Praktikerin im Podcast – und das, obwohl auch sie als Tatfrau anfangs ihre Zweifel am Meditieren hatte. Zusammen mit ihr erfahren wir in dieser Folge mehr über die christliche Meditation.

Wie kann diese aussehen, wie wendet man sie an und warum soll man überhaupt so eine Praxis üben? Wir lernen Begriffe wie Kontemplation und Exerzitien besser kennen, schauen mit einem Uni-Professor in die Vergangenheit und die Geschichte der Meditation und erfahren mehr über deren moderne Ausübung per Internet vom «Netz-Abt».

Dazu darf natürlich eine Selbsterfahrung unserer Host Tabea Kobel nicht fehlen. Und auch ihr könnt gleich selbst eine kleine Meditation ausprobieren.

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Wir freuen uns sehr über Feedback, Fragen oder Themenwünsche via Webformular auf erf-medien.ch/podcast.

Zu hören in dieser Folge
Simon Peng-Keller: Professor und Doktor in Theologie. Als Professor für Spiritual Care lehrt er an der Universität Zürich, und zusammen mit seiner Frau leitet er seit Jahren kontemplative Exerzitien.

Ruth Maria Michel: Theologin und Leiterin Ressort Spiritualität und geistliche Begleitung bei der VBG, einer interkonfessionellen Bewegung an Schulen, Universitäten und im Beruf, die Integration von Glauben und Denken fördern möchte. Zudem ist sie seit über 30 Jahren Praktikerin in christlicher Meditation.

Simon Weinreich: Reformierter Pfarrer und «Netz-Abt» des Netzklosters. Hauptberuflich ist er Pfarrer der reformierten Kirche Illnau-Effretikon im Kanton Zürich. Daneben leitet er das Netzkloster. Ein Netzwerk von Menschen, die sich online zum gemeinsamen Schweigen treffen oder dort auch Kurse besuchen.

Autorin
Tabea Kobel

Verschiedene Empfehlungen vom Netzkloster für Apps zum Meditieren:

Buchtipps von Ruth Maria Michel zu Meditation:

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Der Musiker und Fotograf Santiago Ojeda stammt aus Ecuador und hat in der Schweiz ein neues Zuhause gefunden. Er hat eine Schweizerin geheiratet und ist Vater von vier Kindern geworden.

Mit der kolumbianischen Sängerin Daniela Galeano nahm er das Lied «Feliz» auf. Es ist ein Song über Dankbarkeit gegenüber Gott und seinem Handeln.

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Von Patrick Forster

In meinem Leben gibt es momentan eine Person, die ich überhaupt nicht leiden kann. Man könnte von einer richtigen Abneigung sprechen. Weshalb? Ganz einfach: Diese Person, nennen wir sie Judas, hat es absolut verdient. Judas versucht seit Längerem, mich zu hintergehen, zu drangsalieren und mir zu schaden. Ein richtiges Ekel wie aus dem Bilderbuch. Damit könnte ich eigentlich umgehen, doch seit Kurzem gibt es ein grösseres Problem. Judas hat erfahren, dass ich Christ bin.

Ich habe im letzten Jahr ein christliches Buch veröffentlicht und Judas hat Wind davon bekommen. Seither bombardiert mich Judas mit Fragen über den christlichen Glauben. Ich könnte … (mich übergeben). Ironischerweise geht es in meinem neuen Buch genau darum, Nicht-Christen auf humorvolle Art und Weise und mit einigen Anekdoten den christlichen Glauben näherzubringen (Achtung Schleichwerbung), so eine Art Crashkurs in den Grundlagen des christlichen Glaubens und auch in herausfordernden Themen wie Geld, Sex und Perfektion. Das Buch soll dazu ermutigen, das Gespräch mit Christen/Nicht-Christen zu suchen und einander auf Augenhöhe zu begegnen.

Aber auch mit Judas? Ich habe absolut keine Lust, dieser Person von Jesus zu erzählen. Ich fühle mich wie ein kleines Kind, welches an der Kasse des Supermarktes trotzig auf dem Boden liegt, und Gott ist meine arme Mutter, die mich ertragen muss. Ich weiss genau, dass es mein Auftrag ist, jeder Person von Jesus zu erzählen, besonders wenn sie mich danach fragt. Aber weshalb Judas? Es gibt momentan acht Milliarden Menschen auf diesem Planeten und Gott hat ausgerechnet mich dazu berufen. Aber es kommt noch schlimmer. Als guter Christ frage ich Gott beim Beten (nachdem ich alle meine Wünsche geäussert habe) gefühlt alle sechs Monate, was ich eigentlich für ihn tun könne.

Seit Kurzem kommt mir dabei immer Judas in den Sinn. Gott, was habe ich dir getan? Ganz wie mein Vorbild Jesus bitte ich Gott, dass dieser Kelch doch bitte an mir vorbeiziehen solle. Aber nein, Judas fragt immer weiter. Nun habe ich die Wahl. Möchte ich weiterhin trotzig vor der Kasse am Boden herumheulen oder soll ich mich Gottes Willen beugen. Ich entscheide mich ganz klar für die Kasse im Supermarkt. Aber Gott hat etwas anderes im Sinn. Judas lässt mir keine Ruhe und fragt mich immer wieder über Gott und meinen Glauben aus. Ich beuge mich also meinem Schicksal. Vor Kurzem habe ich widerwillig angefangen, für diese Person zu beten. Schlimmer hätte es nicht kommen können, denn in mir hat sich etwas getan. Auf einmal habe ich so etwas wie Empathie für Judas entwickelt. Das möchte ich aber nicht. Ich will diese Person weiterhin verabscheuen, denn am Verhalten von Judas mir gegenüber hat sich nichts verändert. Judas versucht noch immer, mir bei jeder Gelegenheit zu schaden. Trotzdem hat sich in meinem Herzen was getan.

Könnte es sein, dass Jesus auch für Judas am Kreuz gestorben ist? Ein befremdlicher Gedanke, aber wenn wir ehrlich sind, ist er doch so wahr. Die Liebe Gottes kennt keine Grenzen, was mich sehr dankbar macht, denn wer weiss, vielleicht bin auch ich jemandes Judas und deshalb genauso auf Gottes Vergebung angewiesen (auch wenn ich mich selbst nicht unbedingt für solch ein Übel halte wie diese Person in meinem Leben). Wir alle haben unsere Fehler und können nicht perfekt sein. Gott sei Dank müssen wir das auch nicht. Jesus ist für uns und für unsere Sünden am Kreuz gestorben. Das soll natürlich kein Freifahrschein sein, um weiterhin feuchtfröhlich dieselben Fehler immer und immer wieder zu begehen. Dennoch ist es das grösste Geschenk, das uns Jesus mit seinem Tod am Kreuz gemacht hat, und genau dieses Geschenk dürfen wir annehmen, ohne selbst etwas leisten zu müssen.

Selbst Judas darf dieses Geschenk annehmen, auch wenn ich ehrlicherweise nicht unbedingt Luftsprünge vor Freude mache, wenn wir uns irgendwann im Himmel wieder begegnen. Ich würde mir auch nie anmassen, darüber zu urteilen, wer nun die Liebe Gottes verdient hat und wer nicht, denn verdient hat sie sowieso niemand von uns. Die Tatsache jedoch, dass Jesus jeder und jedem von uns seine ungeteilte Liebe jeden Tag aufs Neue wieder schenken möchte, gibt mir ein Gefühl der Geborgenheit, der Annahme und besonders eines tiefen Friedens. Einen Frieden wie ihn nur Gott schenken kann.

Wie oft habe ich erlebt, dass Menschen in meinem Umfeld oder auch ich selbst versucht haben, diesen Frieden künstlich zu erschaffen. Sei dies mit Geld, schönen Klamotten, teuren Autos, Sex, Alkohol, Drogen – die Liste ist unendlich. Doch nichts kommt auch nur annähernd an den Frieden heran, welchen Gott uns schenken möchte. Das sind übrigens nicht meine Worte, sondern die von Jesus selbst. Kurz vor seinem Tod am Kreuz tröstete er seine Jünger mit den Worten: «Auch wenn ich nicht mehr da bin, wird doch der Friede bei euch bleiben. Ja, meinen Frieden gebe ich euch – einen Frieden, den euch niemand sonst auf der Welt geben kann. Deshalb seid nicht bestürzt und habt keine Angst.» In diesem Sinne wünsche ich Ihnen wunderschöne Ostertage und möge der Friede Gottes Sie erfüllen – selbst Judas.

 

Zur Person
Patrick Forster ist verheiratet, Treuhänder und Lobpreiser in der FCG Flawil. «Das Leben ist ein riesiges Geschenk von Gott und es wäre schade, es zu vergeuden. » So schlägt sein Herz für das Leben ganz allgemein, besonders für gute Zeiten mit Familie und Freunden.
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Von Sabine Herold

Frieden – das ist unser Wunsch und unsere tiefe Sehnsucht: Frieden untereinander, Frieden in unserem Umfeld, Frieden weltweit. Doch was wir tagtäglich sehen und erleben, ist oft das Gegenteil. Und wenn wir genauer hinschauen, dann beginnt es schon bei uns selbst – vielleicht bei unserer eigenen UnzuFRIEDENheit, in unseren Beziehungen, in unserer Familie, in der Nachbarschaft, bei der Arbeit … Und den Rest teilen uns schliesslich die Nachrichten mit, die deutlich zeigen: Es ist eben kein Frieden.

Woran denken wir beim Wort Frieden? Zuallererst kommt uns vermutlich Waffenruhe oder das Ende eines Krieges in den Sinn. Frieden erinnert an eine Verschnaufpause, Einigung, Einigkeit, Einheit, Gemeinschaft, Eintracht, Einmütigkeit, Toleranz, Aussöhnung, Entspannung, Schonung, Friedensschluss, Harmonie, Beruhigung, Ausgleich, Übereinstimmung, Freundschaft, Stille …

Doch FRIEDEN ist keine Schein-Harmonie zwischen Menschen, bei dem alle lächeln und nett zueinander sind, aber im Grunde des Herzens alles andere als versöhnt sind. Es geht gerade nicht um Harmonie um jeden Preis. Das hebräische Wort für Frieden heisst SCHALOM – und es meint viel mehr als Harmonie. Schalom betrifft das Wohl des Leibes und der Seele sowie geklärte Beziehungen. Schalom ist ein umfassender Frieden, dessen Geber alleine Gott ist. Gott wird in der Bibel sogar selbst als DER SCHALOM überhaupt bezeichnet. Der Richter Gideon bekennt: Der HERR ist FRIEDE – JHWH SCHALOM! (Richter 6,24)

Schalom bedeutet: Zwischen dir und mir ist alles in Ordnung, alles ist im Gleichgewicht. Du schuldest mir nichts und ich schulde dir nichts. Schalom beinhaltet im biblischen Sinn: Gesundheit, Wohlergehen, Zufriedenheit, ein langes und erfülltes Leben, Sicherheit, Unversehrtheit auf einer Reise, politische Stabilität, Heil, Seelenruhe, Reich Gottes bzw. messianisches Reich, Gastfreundschaft, Schutz des Eigentums, Einmütigkeit, Versöhnung, Gewaltverzicht und schliesslich einen bibeltreuen Lebenswandel. Frieden ist ein Dauerthema – nicht erst heute, sondern schon zu biblischen Zeiten. Doch dieser Schalom ist uns leider nicht in die Wiege gelegt, nicht Teil unserer DNA – ausser vielleicht die Sehnsucht danach.

Dass letztendlich kein Mensch Frieden schaffen kann, zieht sich wie ein roter Faden durch die Bibel. Nur Gott, der selbst Friede ist, schenkt und bewirkt Frieden. Der HERR ist Friede und er schafft FRIEDEN (Psalm 147,14). Dieser SCHALOM höchstpersönlich hat Jesus, den FRIEDEFÜRSTEN, gesandt und ihn für uns alle hingegeben, damit wir Frieden finden mit Gott, mit uns selbst und miteinander (Römer 5,1; 8,31.32). Wenn das kein Friedensangebot ist! GOTT SEI DEIN SCHALOM.

 

Zur Person
Pfarrerin Sabine Herold ist reformierte Pfarrerin in Wohlen AG, Armeeseelsorgerin, Coach, Buchautorin und Referentin. Ihr Herz schlägt für ihre «Sprechstunde » bei Gott, sich auftanken zu lassen bei ihm und daraus auch wieder anderen Mut zu machen.

 

Serie «Gott ist …»
Wie oder wer ist Gott eigentlich? Diese Frage beschäftigt die Menschen schon lange. In der Bibel werden unterschiedliche Bilder gebraucht, um Gott zu beschreiben. In einer Serie teilen Theologinnen und Theologen aus verschiedenen Denominationen ihre Vorstellungen, wie Gott ist.
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Von Ruedi Josuran

Es gibt im Alltag immer wieder Situationen, in denen Unsicherheit auftritt. Man betritt einen Raum und spürt Unbehagen, niemand spricht – es liegt Unausgesprochenes in der Luft. Dicke Luft. Bei Familienfeiern, Gesprächen mit Vorgesetzten, Teamkolleginnen oder Nachbarn.

Die einen schaffen es, alles wie bei einer Teflonpfanne an sich abtropfen zu lassen. Bei anderen kommen schnell Schuldgefühle auf. Auch ohne dass wirklich eine Schuld vorliegen würde, kommen Fragen auf wie: «Bin ich hier angenommen? Habe ich etwas falsch gemacht?» Ich kenne mich in der zweiten Kategorie gut aus. Zu lange blieb ich in einer Opferhaltung und zog mich zurück. Um die Negativspirale zu durchbrechen, probierte ich dann später immer wieder aktiv auf andere zuzugehen und das Gespräch zu suchen. Offene Kommunikation kann helfen, Missverständnisse auszuräumen und eine positive Atmosphäre zu schaffen. Es ist auch wichtig, sich selbst zu akzeptieren und zu wissen, dass die eigene Wertschätzung nicht von der Meinung anderer abhängt.

Es gibt so eine Rückzugs-Geschichte im Neuen Testament. Die Jünger waren nach dem Tod Jesu in einem kollektiven Angstzustand. Lieber auf Abstand, statt verletzt zu werden. Sie hatten sich hinter dicke Mauern zurückgezogen, die Türen verschlossen. Da brauchte es schon einen eindrücklichen Befreiungsschlag. Eine Zusage, die alle Mauern und Hindernisse durchbricht:

Die Jünger haben Angst und halten die Türen verschlossen. Sie haben sich verkrochen und abgekapselt. Doch das Leben findet sie trotzdem. Der Auferstandene tritt durch verschlossene Türen in ihre Mitte. Er wünscht ihnen Frieden. (nach Johannes 20,19)

Da hatte sich die Elitetruppe Jesu eingesperrt. Ihre Hoffnung auf den Messias und König war dahin. Lebensträume geplatzt. Keine Lebensperspektive mehr, keinen Plan B. Keiner öffnete die Tür mehr freiwillig.

Die Geschichte hat für mich mehr als Symbolcharakter. Das Leben selbst in Gestalt des Auferstandenen tritt unerwartet auf und wünscht ihnen Frieden. Die verschlossenen Türen konnten ihn nicht abhalten.

Wir haben es mit einem Gott zu tun, der Anteil nimmt an unserem Erleben, an Ängsten und Sorgen. Der immer einen Weg zu uns findet. Liebe lässt sich nicht abhalten. Sie ist kreativ und überwindet Hindernisse. In zahlreichen Begegnungen mit Talk-Gästen im FENSTER ZUM SONNTAG habe ich mitgenommen, dass Jesus den Menschen in ihrer Lebensrealität begegnet. Unerwartet steht er da. Jesus hat nicht analysiert oder Vorwürfe gemacht. Da musste nicht zuerst ein Defizit aus der Vergangenheit gesucht und aufgearbeitet werden. Das Wesentliche musste her. Eine Zusage, die alles verändert. Er steht einfach da und sagt: «Friede sei mit euch – Schalom!» Es ist gut. Auch wenn ihr vieles nicht versteht. Jemandem in dieser Form Schalom, also Frieden, zu wünschen, ist ein besonderes Zeichen der Ehre und Würdigung. Damit sagt der Besucher: Ich komme in friedlicher Absicht, ich will dir nichts tun. Ich klopfe bei dir an, weil ich mir deine Gastfreundschaft wünsche, aber ich will nichts erzwingen. Jesus hat gesagt: «Frieden hinterlasse ich euch. Meinen Frieden – nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt.» (Johannes 14,27) Die Jünger erkennen Jesus an seinen Wunden. Wenn wir uns verwundbar machen, Perfektions-Ansprüche hinter uns lassen, schaffen wir Nähe.

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Der Bibeltext in dieser Episode ist Johannes 14,6: «Jesus antwortete: ‹Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit, und ich bin das Leben! Ohne mich kann niemand zum Vater kommen.›»

Aufforderung an Jesus: «Beschreib dich mal in drei Worten!» Seine Antwort wäre wohl: «Weg, Wahrheit, Leben.» Denn so offenbart er sich auch im Johannesevangelium.

Drei kurze Worte mit viel Sprengpotential. Host Joni Merz philosophiert mit Linus Walder und Deborah Andrist über deren Bedeutung. Dabei wird klar: Alle drei haben ihre persönliche Geschichte mit diesem Abschnitt.

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Expertinnen und Experten
Linus Walder ist Theologiestudent an der Universität Zürich. Ihn fasziniert die Tiefe, die Aktualität und die Vielschichtigkeit der Bibel. Gerade im Austausch mit anderen kommen die vielfältigen Facetten der Bibel zum Vorschein.
Linus engagiert sich im Cevi und in der Jugendarbeit der reformierten Kirche Hinwil, weil ihm junge Menschen am Herzen liegen. In seiner Freizeit liest er, sitzt auf dem Rennvelo oder macht Musik.

Deborah Andrist studiert Theologie an der Universität Zürich. Sie liebt es, Menschen zu begegnen und mit ihnen über Gott und die Welt nachzudenken.
Wenn sie nicht gerade in theologische Diskussionen vertieft ist, backt sie gerne Gipfeli oder engagiert sich in Kinder- und Jugendcamps. Sie kennt und schätzt verschiedene kirchliche Traditionen, wobei sie insbesondere unterschiedliche Arten von Gemeinschaft faszinieren. Sie ist verheiratet mit David und wohnt in Winterthur.

Host
Joni Merz

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«Animato» ist eine christliche Musikbewegung von Berufsmusikern und Laien, die «Symphonic Worship» macht. Der Chor umfasst 170 Sängerinnen und Sänger, das Orchester 60 Mitglieder.

An Ostern 2024 führt «Animato» das Konzertprojekt «Liebe siegt» auf, welche das Kreuz und die Versöhnung mit Gott thematisiert. Im Casino Bern sind vier Konzerte zu hören. Neben Chor und Orchester sind auch noch fünf Solo-Künstler dabei. Dieses Crossover-Projekt bietet eine Mischung aus Songs und klassischer Musik.

«Wir spielen ganz neue Songs, die erst in den letzten Monaten entstanden sind. Wir haben aber auch etablierte Kirchenlieder im Programm, zum Beispiel ‹Wie gross bist du›», erzählt Leiter Markus Geissbühler.

 

 

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