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Was bringt es mir, wenn ich meine Schuld bekenne?

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Der Bibeltext in dieser Episode ist Jakobus 5,16: «Darum sollt ihr einander eure Sünden bekennen und füreinander beten, damit ihr geheilt werdet. Denn das Gebet eines Menschen, der unbeirrt glaubt, hat grosse Kraft.»

Zugegeben, es klingt etwas altmodisch, wenn Jakobus hier zu einem Schuldbekenntnis aufruft. Die eigenen Sünden, Verfehlungen zu erkennen und dann noch zu benennen, ist zudem eher unpopulär und schambehaftet. Und wenn die Schuld dann noch mit einer ausbleibenden Heilung in Verbindung stehen könnte, dann wird eine weitere Erklärung fällig.

Genau danach sucht Host Joni Merz mit seinen zwei Gästen, Thomas Zingg und Mirjam Merz. Die drei tauschen über ihre Empfindungen aus, ordnen den Text von Jakobus ein und landen am Schluss bei einer ganz persönlichen Erfahrung.

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Expertinnen und Experten
Thomas Zingg ist Pastor der FEG Winterthur und dort Teil der Gemeindeleitung. Ausserdem engagiert er sich im Vorstand der Evangelischen Allianz Winterthur. Nebenbei unterrichtet er das Modul «Mein Leitungsstil» am IGW und studiert Theologie im Master-Studiengang. Thomas ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Seine Freizeit verbringt er gerne mit der Familie, beim Lesen oder beim Sport treiben (und schauen).

Mirjam Merz ist Pastorin in der FEG Winterthur. Sie predigt, leitet die Gebetsarbeit und die kreativen Bereiche der Kirche. Sie liebt gute Gemeinschaft, eine Tasse feinen Kaffee oder den Duft von frisch geschliffenem Holz. In ihrer Freizeit restauriert sie ab und an ein Möbelstück oder verschönert die kleinen Dinge des Lebens. Drei Stichworte, die zu ihr passen: kreativ, authentisch, tiefgründig. Mirjam ist verheiratet, hat zwei Kinder und hat am Theologisch Diakonischen Seminar Aarau studiert. Zudem hat sie an der SAMTS eine Ausbildung zur Schauspielerin absolviert.

Host
Joni Merz

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Von Christoph Gysel

Unsere Gesellschaft hat mit manchen Problemen zu kämpfen. Gern macht sich der Mensch deshalb auf die Suche nach den Schuldigen einer Misere. Sündenböcke müssen her. Im «alten, weissen Mann» scheint man fündig geworden zu sein.

Bloss, wenn sich Dinge verändern sollen, brauchen wir nicht Schuldige, sondern Lösungen. Und mein Job ist es nicht, über Sündenböcke zu schimpfen, sondern zu helfen. Das hilft und macht mich zufriedener.

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Der Psychotherapeut und Theologe Daniel Zwicker spricht in Bezug auf unser Land von einer Schuldkultur, wohingegen im Orient eine Schamkultur vorherrscht.

Die grosse Frage im Mittelalter war, wie die Menschen einen vergebenden Gott bekommen. Wie mache ich die Dinge richtig? Wie kann ich ohne Fehler sein?

In einer Schamkultur geht es hingegen darum, wie Ehre und Würde wiederhergestellt werden. Im Alten Testament sei eine der grössten Sünden, den Ruf eines anderen Menschen zu zerstören, erklärt Zwicker. Als Schattenseite kommt es in einem solchen Kontext schnell zu einer Rachekultur.

Gewisse Soziologen weisen darauf hin, dass sich unsere westliche Schuldkultur mehr und mehr zu einer Schamkultur entwickelt. Zwicker spricht von einem Leistungs- und Optimierungswahn, wo alles perfekt sein muss. Wenn wir Ziele nicht erreichen, ist das beschämend.

Wie können wir mit Schuld und Scham umgehen? «Sich ihnen stellen. Nur wer sich achtet, kann Scham und Schuld wirklich eingestehen. Einen Weg finden, um sozial verträglich damit umzugehen», rät Zwicker.

Scham ist aber auch ein Schutzfaktor. Denn jegliche Hemmungen zu verlieren ist auch nicht das Gelbe vom Ei. Dann kann es sogar so weit kommen, dass man Schamgefühle wieder ein Stück weit lernen muss.

Wenn uns etwas peinlich ist und uns Mühe bereit, können wir an unserer Persönlichkeit reifen, ist Daniel Zwicker überzeugt. Wir können uns fragen, was wir brauchen und was uns hilft, damit wir uns weiterentwickeln können. Und unter Umständen brauchen wir dabei Hilfe von aussen.

 

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Daniel Zwiker ist Psychologe und Theologe. In der neusten Folge vom Podcast «Psychohygiene» spricht er über Schuld- und Schamgefühle.

Einige der Schamgefühle entstehen schon in unserer Kindheit. Sie haben mit dem Verhalten der Eltern zu tun. Zwiker nennt dabei drei Faktoren, die Einfluss darauf haben.

Andere Schamgefühle entstehen, weil wir unserem eigenen Ideal nicht gerecht werden. Wir nehmen uns etwas vor und halten uns doch nicht daran.

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Wir sind der Meinung, dass uns jemand mit einer Bemerkung verletzt hat und das Gegenüber nun schuldig ist. Doch genau hier lohnt es sich, ganz genau hinzuschauen, sagt die psychosoziale Beraterin Bea Grimm.

Was genau ist passiert, wenn wir meinen, wir seien verletzt worden? Wir tragen diverse Verletzungen mit uns herum. Möglicherweise hat der andere einfach einen wunden Punkt berührt: eine Geschichte oder ein Ereignis aus der eigenen Biografie. Wie hätte unser Gegenüber das denn wissen können oder sollen? Er kann nichts dafür.

«Hier passieren ganz viele Missverständnisse in Beziehungen», sagt Grimm. Die Schuld wird hin und her geschoben, statt dass man bei sich selbst genau hinschaut, was gerade abläuft.

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Wer ist schuldig? Bereits zu Beginn der Bibel schoben Eva und Adam jemand anderem die Schuld zu.

Schuld ist ein starkes Wort, gibt die psychosoziale Beraterin Bea Grimm zu bedenken. «Manchmal ist die Schuldfrage nicht hilfreich.» Hilfreicher kann vielmehr sein, von seinem eigenen Anteil zu reden. Einem Erwachsenen könne man zutrauen, selbst seine Verantwortung zu übernehmen und seine Grenzen zu schützen, sagt Grimm.

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Beim Wort Schuld kommt der psychosozialen Beraterin Bea Grimm zuerst die Moral in den Sinn: Ein moralischer Kodex wird verletzt, welche zu einem Schuldgefühl führt.

Schuldgefühle sind grundsätzlich nötig. Denn Menschen ohne Schuldbewusstsein sind in der Gesellschaft nicht tragbar. Bei einem Vergehen wie beispielsweise Diebstahl sind sie sich keiner Schuld bewusst.

Allerdings ist das Schuldbewusstsein auch individuell und Teil unserer Sozialisation, wo es um die Suche nach Richtig und Falsch geht.

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Silvia Hess-Pauli verbrachte fast ihr ganzes Erwachsenenleben in einer Gemeinschaft von Diakonissen. Seit mehreren Jahren fährt sie regelmässig zu einem Konzentrationslager, das einer ihrer Grossväter leitete. Sie setzte sich mit ihrer Familiengeschichte auseinander und stellte sich dabei auch ihrem Missbrauch in der Kindheit, was zu einem Wendepunkt führte.

Hess-Pauli ging auf den Filmemacher und reformierten Pfarrer Lukas Zünd zu und fragte ihn für einen Film an. Er war zwar fasziniert von ihrer Geschichte, wollte jedoch nicht bloss einen Auftragsfilm machen. Zünd wollte mit ihr zusammen einen Dokumentarfilm drehen, bei dem sich beide auf den Weg begeben sollten. «Im Rückblick hatten wir keine Ahnung, worauf wir uns einlassen würden.»

Entstanden aus den drei Jahren Begleitung ist der Dokumentarfilm «Die dritte und vierte Generation». Wie der Titel andeutet, werden Familienstammbaum und Generationenschuld thematisiert. Konkret geht es auch um die Frage, wie stark uns die Taten unserer Urgrosseltern und Grosseltern beeinflussen. Hess-Pauli fand nämlich heraus, dass ihr Grossvater so einiges mit ihr zu tun hat.

Zünd weist darauf hin, dass niemand etwas über jene Vorfahren weiss, die mehr als vier Generationen zurückliegen. Er verstand: «Solange man seine Vorfahren kennt, hat man eine Verantwortung.» Und zwar die Verantwortung, sich zu seinen Eltern und Grosseltern zu stellen.

Er erklärt, wie man die Generationenschuld überwinden kann: «Wenn jemand an Jesus Christus glaubt, ist diese Schuld am Kreuz gesühnt. Wir müssen sie nicht mehr sühnen und abarbeiten. Aber wir haben eine Verantwortung, dass wir anders leben und uns zur Reue bekennen für das, was unsere Eltern getan haben.»

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Was tun wir, wenn uns Kinder zur Weissglut bringen? Ja, wenn sie uns mit ihren Ideen überfordern oder mit ihren Anfeindungen und Schuldzuweisungen überfluten? «Papi, du bisch t’schuld, dasi nositze mue!!» Wir sollten auch in Situationen die einen wütend machen die Beziehung zu Jesus suchen. – Von Michael Dufner

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Im Winter 2003 trifft Daniela Brown, von Brasilien herkommend, im Flughafen Zürich ein. Auf ihrem Körper trägt sie, eingenäht in einen Bauchgurt, ein Kilo Kokain. Zwei Mal gelingt ein solcher Transport. Beim nächsten Anlauf ist Schluss, diesmal geht sie der Drogenfahndung ins Netz.

Daniela wird verhaftet; ihre Kinder landen vorübergehend im Heim. In der Untersuchungshaft plagen sie Schuldgefühle und Zukunftsängste. Sie möchte am liebsten sterben.

Eines Nachts schreit sie zu Gott und erlebt Unglaubliches. Sie schöpft neue Hoffnung und empfängt die Kraft, um kommende Herausforderungen anzugehen: den Gerichtsprozess und die mehrjährige Haftstrafe im Frauengefängnis bis zur Freilassung.

Die ehemalige Drogenschmugglerin erzählt in der Sendung von ihren dramatischen Erlebnissen.

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