Wem Gott vergibt – Josef und seine Brüder

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Wie funktioniert das mit Gott und der Vergebung? In einer Serie nehmen wir 10 Fälle von damals und heute unter die Lupe.

Damals: die Bibel. Sie ist voll von Geschichten über Vergebung. Teilweise handelt es sich dabei um ziemlich gravierende Begebenheiten, die dank Vergebung eine positive Wende nahmen. Im zweiten Teil «Heute» erzählen Menschenehrlich, wo und wie sie vergeben haben – manchmal mit grösster Mühe, aber auch hier immer mit grosser Wirkung.

Heute nimmt uns Pastor Michel Steffen mit in die Geschichte von Josef und seinen Brüdern. Wir werfen dazu einen Blick in Genesis, das erste Buch der Bibel.

Da begehen ein Mann und eine Frau Ehebruch und schwupps – landet sie vor Jesus. Er soll sagen, was mit ihr geschehen soll. Wie oft sind wir nicht schon – schwupps – vor Jesus gelandet nach einem Fehler? Und jetzt erteilt Jesus allen eine Lektion für den Umgang mit Fehlern. Lehrreich, realitätsnah und umsetzbar – für dich und mich.

Rache ist süss! Absolut richtig: Wer verletzt worden ist, hat ein enormes Verlangen, sich zu rächen. Ausgleichende Gerechtigkeit nennt sich das.
 
Und es tut gut – bis man sich wirklich gerächt hat. Dann erst erkennt man, dass Rache nichts bringt. Die Verletzungen sind durch Rache nicht geheilt und schmerzen noch immer. Und zusätzlich leidet man nun auch noch unter dem schlechten Gewissen, nun selber Täter geworden zu sein.

Gibt es denn wirklich keinen Ausweg aus dieser Misere? Doch – davon mehr in dieser Sendung.

Wer schwere Schicksalsschläge erlebt und zu verantworten hat, kämpft häufig mit bohrenden Schuldgefühlen und permanenter Selbstanklage. Die Gedanken drehen sich im Kreis und das Gefühl, wenig wert zu sein, macht sich breit.

Familie Bircher lebt auf einem Bauernhof in Homberg. Ursprünglich waren Joseph und Therese Bircher Eltern von fünf Kindern. Leider leben heute nur noch drei Töchter. Die anderen beiden Kinder sind bereits früh verstorben. Beide Male hat der Vater den Unfall mit Landmaschinen verursacht. Was für eine grosse Last für den liebenden Familienvater! Wie kann Joseph Bircher mit dieser Schuld umgehen – und hält seine Ehe das aus?

Thomas Hofer hat seine Familie verspielt. Seine Spielsucht hat den Geschäftsführer einer Montage-Firma dazu gebracht, rund eine halbe Million Schweizer Franken vom Geschäft in Casinos zu verjubeln. Seine Frau hat lange Zeit zu ihm gehalten, aber irgendwann war Schluss. Als der Jahresabschluss ansteht, weiss Thomas, er kann es nicht mehr vertuschen. Er muss alles gestehen!

Marius Bühlmann zeigt auf: Auch Vergebung gehört zu einem grosszügigen Lebensstil. Wir sollen nicht nur freier mit unserem Geld und unserer Zeit umgehen: Nebst dem Geben gehört auch Vergeben mit dazu.

Vergebung fordert aber oft Unmenschliches von uns. Wir sollten uns unseren Verletzungen stellen und allenfalls gar auf die Menschen zugehen, die uns diese zugefügt haben. Warum es sich aber dennoch lohnt, diesen Lebensstil zu leben.

Die Kindheit und Jugendzeit des heutigen Unternehmers Walter Kohl wurden geprägt durch die Karriere seines Vaters. Als Sohn des Alt-Bundeskanzlers Helmut Kohl erfuhr er Ausgrenzung und Demütigungen, von Mitschülern wurde er gemobbt und verprügelt. 2001 geriet er nach der CDU-Parteispendenaffäre, dem Freitod seiner Mutter und seiner Scheidung in eine existenzielle Krise. Erst als er sich mit seiner schmerzlichen Vergangenheit als «Sohn vom Kohl» versöhnte, konnte er seine Lebenskrise überwinden.
 
Die Versöhnung mit sich und der eigenen Vergangenheit, mit Menschen, die an der eigenen Lebensgeschichte beteiligt sind und die Versöhnung mit Gott sind die Leitmotive seiner heutigen Tätigkeit als Berater und Buchautor. Sein wichtigster Rat ist: «Sei ehrlich zu Dir selbst. Sieh in den Spiegel, leg alles auf den Tisch und sei offen für neue Antworten. Heraus aus dem alten Opferland. In ein neues Land, mit neuen Chancen und Ressourcen, die Gott vorbereitet hat.»

Vergebung steht im Zentrum des christlichen Glaubens. Gott hat uns vergeben für alle Fehler, die wir machten und noch machen werden. Wie aber steht es mit uns? Können auch wir andern vergeben für die Fehler, die sie machten?

Andern zu vergeben, die uns verletzt haben, ist eine ungeheure Aufgabe, die uns oft gar überfordert. Dennoch fordert Gott dies von uns, denn nur so können wir die schmerzlichen Erinnerungen ein für allemal loslassen. Und er schenkt uns gleich noch die Kraft dazu. Was das konkret heisst, erfahren Sie in dieser Gottesdienst-Sendung..

Verletzungen tun weh und können unser Herz hart und bitter machen. Doch es steckt auch eine grosse Chance darin. – Von Michael Dufner

Vergeben oder nicht vergeben: Das ist hier die Frage. Bei der Vergebung handelt es sich allerdings nicht bloss um eine Pro-Forma-Angelegenheit: Sie hat massgebliche Auswirkungen auf Körper und Seele. Unvergebenheit ist also nicht harmlos. Darüber sprachen wir mit Ruedi Brodbeck, er ist Hausarzt, Psychosomatiker und Theologe.