Welchen Einfluss haben Eltern auf ihre Kinder? «Frühe Schädigung, späte Störung» sei eine klassische Position der Psychoanalyse, welche lange dogmatisch im Raum gestanden sei. Heute sei man daran, eine differenziertere Sicht zu entwickeln, erklärt der psychologische Psychotherapeut Roland Mahler.
Trotzdem lässt sich festhalten, dass die Kindheit für unsere Persönlichkeit grundlegend ist. Als Kinder merken wir noch gar nicht bewusst, wie wir von den Eltern beeinflusst werden. Während der Adoleszenz ab etwa 11 oder 12 Jahren werden die Auseinandersetzung und die Konflikte mit dem Umfeld bewusster, der Wille zum Anderssein kommt zum Vorschein, sagt Mahler.
Er verweist auf Studien, laut denen wir bis zum 40. Lebensjahr der elterlichen Erziehung eher kritisch gegenüberstehen. Wir sehen vor allem die Fehler und das Problematische. Später dann entwickeln wir ein gewisses Verständnis für das Verhalten der Eltern, weil wir unter Umständen inzwischen selbst Kinder haben. Es gäbe einige Werte der Eltern, mit denen man sich versöhnt habe und sich identifizieren könne, so Mahler. Gerade die kritische Auseinandersetzung ermöglicht es erst, die Werte der Eltern zu unseren eigenen zu machen.
Mahler sagt, man könne an der Prägung aus der Kindheit durchaus etwas ändern. Aber es seien tiefgehende Erfahrungen, die man während dieser Zeit gemacht habe. Die Persönlichkeit der Eltern sei eben entscheidend. «Eltern erziehen weniger mit ihrem Wissen, was Erziehung ist und wie sie sein sollte, als mit ihrer Persönlichkeit.» Es gäbe Verhaltensweisen von Eltern, welche die Kinder schädigen. «Meiner Meinung nach ist eine Ausbildung zur Erziehung etwas vom wichtigsten, was man als Eltern oder angehende Eltern machen sollte.»