Von Philipp Widler
Ich erinnere mich noch gut an die faszinierende Erkenntnis im Studium, dass in der gesamten Geschichte der Christenheit immer wieder über genau dieselben paar Themen gestritten wurde und wird. Eines ist die Göttlichkeit und Menschlichkeit Jesu, ein anderes das Verhältnis zwischen Gnade und Heiligung. Oft gibt es dabei Pendelbewegungen: Eine Seite wird überbetont, was eine Gegenbewegung auslöst, die ihrerseits die Gegenseite überbetont.
In den letzten Jahren entdeckte ich aber mehr und mehr: Gott ist in vielem alles andere als ein Gott der Balance. Und das ist eine gute Nachricht. Diese Erkenntnis wurde zuletzt noch verstärkt durch das ermutigende Buch «Life is Hard. God is Good. Let’s Dance.» von Brant Hansen. Gott ist gut. Nicht in einem ausgewogenen Sinne. Er ist voll und ganz gut. Durch und durch. Ohne jede Balance.
Ich hatte Gott in ein Sowohl-als-auch-Schema gepresst. Aber so funktioniert Gott nicht. Jesus ist nicht ausbalanciert sowohl Mensch als auch Gott. Er ist vollkommen Mensch. Und vollkommen Gott. Das sprengt mein Denken. Na und? Das Gleiche gilt für Gnade und Heiligung. Da gibt es keine Balance. Alles ist reine, vollkommene Gnade. Und daraus folgt der uneingeschränkte Auftrag zur Heiligung.
Meine menschliche Natur tendiert dazu, Gott einzuschränken. Die Bibel ist wahr, aber … Gott ist gut, aber … Doch Gott kommt ohne diese «Abers» aus. Er ist ein Gott des «Voll-und-Ganz». Die Bibel ist vollkommen wahr. Gott ist vollkommen gut. Gott liebt mich vollkommen.
Den Segen dieses «Voll-und-Ganz» entdecke ich aktuell besonders in Bezug auf Gottes Versprechen von Frieden und Freude. Er verspricht uns nicht eine Freude, die das Schwierige der Welt und meines Lebens ausbalanciert. Er schenkt nicht einfach «ein bisschen Frieden, ein bisschen Freude auf dieser Erde, auf der wir wohnen». Er verspricht mir tiefe, volle Freude und seinen himmlischen Frieden mitten im ganzen Schrott des Lebens, mitten im Chaos des Alltags und dieser Welt.
Und von dieser Fülle Gottes möchte ich noch mehr entdecken.Indem ich sein Wort lese und Raum schaffe fürdas, was er über mich und die Welt sagt. Indem ich bewusstmeine Augen dafür öffne, wo er schon jetzt in dieser Weltmit seiner Kraft, seiner Freude, seinem Frieden am Werkist. Indem ich mich von ihm immer wieder ermahnenlasse, Dankbarkeit zu üben und auf seine gute Stimme zuhören. Indem ich meinen Blick auf die Ewigkeit ausrichtenlasse, wohin er mich führt, egal was heute gerade passiert.
Mein Gott ist völlig aus der Balance. Und entsprechend will auch ich völlig unbalanciert Jesus nachfolgen. Ich will voll und ganz auf ihn vertrauen, damit meine menschlichen «Abers» abnehmen und mehr und mehr von Jesu vollkommenem Frieden und vollkommener Freude in meinem Leben sichtbar werden. Vollkommen unbalanciert.