Eine zunehmende Zahl von psychischen Erkrankungen sind ein Teil der gesellschaftlichen Entwicklungen. «Diese nehmen ganz sicher zu», sagt Lisa Bachofen. Sie ist Präsidentin von VASK Bern, der «Vereinigung Angehöriger psychisch Kranker».
«Das spüren auch wir als Angehörigenvereinigung. Es sind zunehmend junge Menschen.» Sie verweist auf einen Bericht, wonach 65,1 Prozent der jungen Frauen zwischen 15 und 24 an Depressionen gelitten haben, wovon über die Hälfte mittlere bis schwere Fälle sind. Es gäbe daneben noch andere Erkrankungen, welche gravierend für die jungen Menschen seien, erklärt Bachofen.
Nach ihrer Ansicht werden die Angehörigen noch zu wenig unterstützt. Die Psychiatrie kümmert sich um Betroffene. «Es sind ganze Familiensysteme, welche mitleiden. Für die Angehörigen ist meistens keine Hilfe vorhanden oder sie sind nicht im Fokus unseres Gesundheitssystems.» Doch Bachofen hält fest: «Weil Angehörige auch sehr vulnerabel sind, selbst erkranken und Fälle für die Psychiatrie werden können, sehen wir hier einen grossen Handlungsbedarf.»
Die VASK hat mit «Experience-Involvement» eine Weiterbildung für Angehörige lanciert. Diese werden zu Angehörigenbegleitern ausgebildet und begleiten andere Angehörigen durch eine Krise. Die Weiterbildung zeichnet sich durch über 240 Stunden Präsenzzeit und Praktika in der Psychiatrie aus. Der erste Jahreskurs wurde im Juni 2023 mit 13 Teilnehmern abgeschlossen.
«Erfahrungswissen für das ganze Umfeld wird so in der Psychiatrie zugänglich gemacht. Was wir als Angehörige erleben und als Lösungen erarbeiten, erachten wir als sehr wichtig und relevant für das ganze Gesundheitsumfeld. Für andere Angehörige können wir dadurch anders Hilfestellung bieten als dies Fachleute tun können.»