Über tausend Menschen sind zur Gedenkfeier im Zürcher Grossmünster erschienen und würdigen Siebers Lebenswerk. Zahlreiche der Menschen, denen Sieber mit seinen Sozialwerken geholfen hatte, sind zur Abdankung gekommen und nehmen Abschied vom Pfarrer.
Für die Familie Sieber sprach Christian Landis, ein Patenkind Siebers. Landis erinnert sich an seine Kindheit, welche Sieber entschieden mitgeprägt hatte. Bilder von Details aus Siebers Leben, etwa seine Autos und sein Atelier, sind Landis in lebendiger Erinnerung geblieben.
Journalist Markus Gilli widmete Teile seiner Rede Siebers Arbeit auf dem Zürcher Platzspitz. Im Drogenmilieu Zürichs war Sieber aktiv und leistete Beistand. Gilli würdigte Siebers Leistungen als menschennaher Kommunikator: «Die Herzen der Menschen erreicht man nur mit harter Arbeit.»
Michel Müller, Kirchenratspräsident der reformierten Kirche Zürich, erinnerte sich an Zeilen Siebers über den Tod, die ihn sehr berührten: «Der Tod trennt uns nicht von der Liebe und damit von Gott. Er ermöglicht sie erst in ihrer tiefsten Dimension.»
Durch die Abdankung führte Pfarrer Christoph Sigrist. Sieber habe ihn gelehrt, dass die Bibel und die Kirche politisch seien. So zeigte er sich erfreut, dass Vertreter der Regierungen von Kanton und Stadt an der Abdankung anwesend waren. «Ich bin sehr froh, dass heute Nachmittag das Stadthaus, das Rathaus und das Grossmünster ein Haus bilden.»
Stadtpräsidentin Corine Mauch hob Siebers Verdienste für die Stadt Zürich und ihre Bewohner hervor: «Pfarrer Ernst Sieber hat unzähligen Zürcherinnen und Zürchern geholfen. Vielen von ihnen hat er sogar das Leben gerettet.» Persönlich bleibe Sieber ihr in tiefer Erinnerung als Fürsprecher für Menschen in der Not und als lebensfrohe Persönlichkeit.
«Ist das Jesus?», habe ein Kind mal Regierungsrätin Jacqueline Fehr gefragt, als sie zusammen eine Dokumentation über Ernst Sieber am Fernseher sahen. Sie sahen ein Plädoyer Siebers im Nationalrat für die Armen und Schwachen. Das Leid, das Sieber auf dem Platzspitz sah, habe keinen Schatten auf seine Seele geworfen. «Ernst Sieber hat ganz praktisch vorgelebt, wie man Menschen am Rande der Gesellschaft in die Arme nimmt und hat uns Angst vor dem Kontakt mit dem Elend genommen», so Fehr.
(Quelle: srf/barf; cukj)