Wir Menschen sind nicht immer gleicher Meinung, gerade bei politischen Themen. In der Politik geht es meistens darum, gemeinsam einen Kompromiss zu finden, mit dem die verschiedenen Seiten leben können.
Stimmt es, dass die Polarisierung zugenommen hat, wie zu hören und zu lesen ist? Wir fragten Ivo Scherrer, Programmleiter bei «Pro Futuris». Er spricht von zwei Arten der Polarisierung.
«Die Politikwissenschaft unterscheidet die Affektivpolarisierung zusätzlich zur politischen, ideologischen Polarisierung. Die Affektivpolarisierung misst, mit wie viel Sympathie oder Antipathie ich anderen Menschen begegne, wen ich anderen Gruppen zuordne.» Dabei spielt es keine Rolle, ob eine andere Person sich einer bestimmten Gruppe auch tatsächlich zuordnet.
Die Polarisierung sagt etwas über die Gesamtgesellschaft aus: Wie viel Distanz und Nähe zwischen Menschen bestehen bei politischen Vorstellungen und den Gefühlen, die man füreinander hegt.
«Der Kern der Demokratie ist, dass wir gemeinsam immer wieder neue Antworten auf politische Probleme finden, auf gesellschaftliche Probleme, auf wirtschaftliche Herausforderungen. Und das wollen wir auf eine Art und Weise machen, die maximale Vielfalt an Perspektiven und Vorstellungen zulässt», so Scherrer.
Die Antipathie an sich ist noch kein Problem. «Die Frage ist, was passiert mit dieser Antipathie? Es gibt Formen von Verhalten, die sehr destruktiv sein können. Die emotionale Polarisierung wird dann ein Problem, wenn sie sich auf gewisse Arten äussert. Wenn ich anderen Menschen sehr viel Misstrauen und Vorurteile entgegenbringe, wenn ich anderen Menschen gewisse Sachen unterstelle.» Weil wir den Eindruck haben, anderen Menschen würden einer gewissen Gruppe angehören, würden wir ihnen meist niedrigere Motive unterstellen.