«Das Kind in dir muss Heimat finden» heisst ein Buch der deutschen Psychologin Stephanie Stahl. Es handelt von unserem inneren Kind, von Sonnen- und Schattenkinder, die unser erwachsenes Leben beeinflussen.
Unser inneres Kind zeigt sich dann, wenn eine für andere Menschen harmlose Begebenheit bei uns starke emotionale Reaktionen auslöst: beispielsweise heftige Wut, starke Traurigkeit oder extreme Angst.
Die Psychotherapeutin Julia Wegmann gibt uns einen Hinweis, wie wir unser inneres Kind finden können. Wenn uns im Alltag eine Situation stark getriggert hat, können wir versuchen uns zu erinnern, welches unsere erste Erinnerung an dieses starke Gefühl ist. «Wann habe ich das zum ersten Mal ganz intensiv so erlebt? Ich gehe zurück zu meinem Schattenkind und zu dem Erlebnis, welches das Gefühl ausgelöst hat.»
Die frühe und mittlere Kindheit prägt am meisten
Dabei handelt es sich oft um Situationen mit Bezugspersonen, also Eltern und Lehrpersonen. «Die frühe und mittlere Kindheit prägt uns am meisten. Aber natürlich gibt es auch Menschen, die später in ihrem Leben einschneidende, traumatische Erlebnisse haben.»
In schwerwiegenderen Fällen wie Missbrauch, Misshandlung und schwerer emotionaler Vernachlässigung lohnt es sich, Hilfe zu holen. Bei traumatischen Erlebnissen rät Wegmann, diese mit einer Therapie aufzuarbeiten und nicht bloss mit einem Selbsthilfebuch.
Eintauchen in traumatische Erlebnisse kann viel auslösen
Wenn wir wieder in traumatische Erlebnisse eintauchen und uns mit dem inneren Kind beschäftigen, kommt eine ganze Flut an Emotionen hoch. «Das kann sehr, sehr viel auslösen.» Im Rahmen einer Traumatherapie geschieht dies begleitet. Wegmann findet es bedenklich, durch so eine Flut und die dadurch ausgelösten Symptome allein hindurchzugehen. «Die Gefahr besteht dann, dass man in einen endlosen Negativstrudel kommt und nicht mehr herausfindet.»
Stellt man also fest, dass man die hochkommenden Gefühle und Themen nicht selber bewältigen kann, sollte man nicht lange warten und unbedingt eine psychotherapeutische Beratung aufsuchen.