Einsamkeit wird nicht geschätzt und kann ein Problem sein. Laut der psychosozialen Beraterin Bea Grimm müssen wir unterscheiden zwischen dem Gefühl der Einsamkeit und dem tatsächlichen Einsam-sein.
Sie beobachtet Einsamkeit gerade häufig bei älteren Menschen. «Wo nach und nach ihre langjährigen Wegbegleiter wegsterben, stellt sich eine tatsächliche Einsamkeit ein. Die Vernetzung wird immer dünner. Es werden immer weniger Menschen, die das noch teilen, was man selber erlebt hat, und die auch jüngere Versionen von einem kennen.»
Einsamkeit betrifft alle Altersgruppen
Grimm hält jedoch fest: «Es sind nicht nur ältere Menschen, die sich einsam fühlen, sondern ganz viele Menschen von jung bis alt. Und zwar inmitten von bewegtem Leben, inmitten von Menschen.» Wir können unter Einsamkeit leiden, auch wenn wir in den sozialen Medien Hunderte von Kontakten haben.
Sie meint, die Globalisierung ermöglicht uns über alle Grenzen hinweg zu vernetzen, zerstreut uns aber auch. Doch wenn wir nach der Arbeit nach Hause kommen, bräuchten wir nicht Zerstreuung, sondern Sammlung.
Den Schatz unter der Oberfläche entdecken
In den Momenten des Alleinseins geht es auch darum, dass wir wieder mehr zu uns selbst finden und lernen, die Stille auszuhalten. Grimm erklärt: «Wenn man sich darauf einlässt, die äussere Geräuschkulisse, die äussere Bewegtheit aussen vorzulassen, dann erst ist ein Eintauchen in die Stille möglich.»
Auch wenn die Stille und das Alleinsein zu Beginn nicht angenehm sein mögen, entdecken wir einen Schatz, wenn wir uns darauf einlassen. Grimm verwendet dazu das Bild des Tauchens: «Solange man oberhalb des Wassers ist, hat man überhaupt keine Ahnung vom Reichtum unter Wasser, von der Vielfalt und Farbigkeit.» Sobald man eintaucht und die Oberfläche hinter sich lässt, kann man all das Schöne unter Wasser entdecken.