Wenn ein Kind das jüngste von vier ist und ein anderes Geschlecht als die älteren drei hat, kann es unter Umständen die Rolle des Prinzen oder der Prinzessin erhalten. Es wird dann richtiggehend umsorgt.
«Unter Geschwistern, die das gleiche Geschlecht haben, gibt es mehr Konkurrenz, als wenn es das Gegengeschlecht hat. Wenn das Jüngste ein anderes Geschlecht hat, hat es eher eine Sonderrolle», erklärt die Psychotherapeutin Julia Wegmann. «Es fühlt sich vielleicht als etwas Besonderes.»
Es ist jedoch auch möglich, dass sich ein solches Kind nicht als besonders, sondern als minderwertig fühlt. Daraus kann sich ein Glaubenssatz entwickeln, nicht gut genug zu sein. «Die anderen sind immer besser und schneller.» Wegmann sagt: «Bei den jüngsten Kindern findet man häufig, dass sie starke innere Antreiber haben. ‹Ich muss alles perfekt machen, ich muss alles gut machen, ich muss alles schnell machen.›» Sie vergleichen sich immer mit den Älteren und versuchen, ihnen nachzueifern.
Das jüngste Kind versucht die Aufmerksamkeit zu erhalten. «Die Jüngsten sind oft diejenigen, die kreative Wege finden oder auch ein bisschen risikofreudiger sind. Man muss sich ja abgrenzen von den anderen Geschwistern und in einer Familie mit mehreren Kindern doch auch auffallen.»
Jedes einzelne Kind ist ein anderer Diamant
Julia Wegmann rät Eltern, ein Auge auf ihre Kinder zu haben, gerade auch auf die Jüngsten. Sie sollen darauf achten, dass das jüngste Kind keine ungerechte Sonderstellung einnimmt oder von den Älteren missachtet oder gedemütigt, sondern wenn nötig geschützt wird.
Die Eltern sollen erkennen, was an den einzelnen Kindern besonders ist und welche Talente und Eigenschaften sie besitzen. Wegman verwendet das Bild eines Diamanten, der im Lauf des Lebens geschliffen wird. «Mit dem Blickwinkel, dass jedes Kind ein anderer Diamant ist und auf eine andere Art und Weise funkelt.» Idealerweise fördern Eltern ihre Kinder so, dass sie ihre Begabungen entwickeln können und spüren, was sie auszeichnet.