Von Verena Birchler
Wir Menschen haben schon immer gerne falsche Wahrheiten – Fake News – verbreitet. Fast könnte man sagen, das einzig Wahre sei der Boden, auf dem wir stehen, und der Himmel, der sich über uns breit macht. Dazwischen ist viel Platz für Lügen, Halbwahrheiten, Verschwörungstheorien, Verleumdungen. Und seit es die sozialen Medien gibt, haben es die Lügen leichter.
Wir übertreiben, untertreiben. Wir lassen aus und fügen hinzu, unsere Worte sind flexibel. Und werden wir der Lüge überführt, nennen wir es einfach «Alternative Fakten». In den sozialen Medien wird Druck gemacht: auf Journalisten, auf Politiker, auf Unternehmer, auf den Nachbarn links und rechts, auf Flüchtlinge, Gutmenschen und Lösungssuchende. Je öfter etwas in den sozialen Medien gepostet und getwittert wird, umso schneller verkommt eine Lüge zur Wahrheit. Lügen haben Beine. Wen wundert es, wenn sogar der US-Präsident seine Regierungsgeschäfte auf Twitter tätigt und Beschimpfungen anderer Staatsleute scheinbar zu seinem Jobprofil gehören. Aber wir müssen gar nicht so weit schauen, sondern bei uns selbst den Faktencheck machen. Wie oft liken wir Beiträge, ohne zu prüfen, ob der Inhalt überhaupt stimmt?
In diesem Frühling ging ein Bild durchs Internet. Es waren die Tage, als «Fridays for Future» Fahrt aufnahm. Auf dem Bild ist der Bahnhof Stadelhofen zu sehen, total zugemüllt. Auf Facebook wurde dieses Bild gepostet mit dem Satz: «Das sind die neuen Umweltschützer – das ist die Jugend, die uns Alte erziehen will – das sind die manipulierten Greta-Fans – das sind die, die wissen, was richtig und falsch ist.» Selbstverständlich wurde dieses Bild gelikt, geteilt und mit viel Hass kommentiert. Dumm nur, dass es eine Lüge war. Faktencheck: Die SBB liessen dieses Foto bereits 2016 nach der Street Parade produzieren, um auf Littering aufmerksam zu machen. Dabei wollten die SBB auf eine App hinweisen, mit der man Verschmutzungen melden konnte. Dieses Beispiel steht stellvertretend für viele andere.
Wir kommentieren oft Bilder, ohne zu wissen, was hinter dem Bild steckt. Kürzlich sah ich ein Bild auf Facebook. Es zeigte Jugendliche vor einem grossen Bild einer Kunstausstellung. Sie sassen alle auf einer Bank und starrten in ihre Smartphones. Natürlich wurde in den Kommentaren umgehend über die heutige Jugend gelästert: «Immer nur am Handy – die Generation der Zukunft.» – «Diese Schulstunde hätte man sich auch sparen können.» – «Die Null-Bock-Generation schaut sich wahrscheinlich Pornos an.» Je länger das Bild da und die Kommentare mehr wurden, umso schlechter wurde das Image dieser Jugendlichen. Faktencheck: Die Jugendlichen recherchierten im Auftrag des Lehrers das Leben des Künstlers nach unterschiedlichen Kriterien, die nachher zusammengetragen wurden. Fakt war: Diese «Null-Bock- Generation» hatte gerade sehr viel Bock. Die wenigsten von uns sind in der Lage, Fake News auf den ersten Blick zu erkennen. Deshalb sollten wir zurückhaltend sein mit Liken und Teilen in den sozialen Medien. Denn diese Falschmeldungen haben meist folgende beiden Gründe: Entweder will man damit Geld verdienen oder Meinungen beeinflussen. Deshalb sollte man Fake News immer melden. Denn die Verbreitung geht so schnell, und plötzlich wird aus Fake News Wahrheit.
Fake News erkennen
Bevor wir überhaupt in den Faktencheck gehen, sollten wir einfach mal auf unseren Verstand hören. Wenn auch nur die leisesten Zweifel aufkommen, sofort in den Kontrollmodus wechseln.
1. Autoren-Check
Stammen der Artikel und das Foto von einem bekannten Medienhaus oder ist es eine seltsame Quelle? Bringen andere Medien diese Meldung auch?
2. Fakten-Check
Werden Zahlen und Fakten der Meldung belegt? Überprüfen Sie die Informationsquellen. Werden diese nicht angegeben, haben die Meldungen keinen Wert. In den sozialen Medien immer nachfragen, wenn Quellen fehlen. Manche schreiben dann: «Kann ich gerade nicht sagen, habe es aber schon mal gelesen.»
3. Bilder-Check
Stimmen die Bilder wirklich mit dem Ereignis überein? Oder wurde von einem ganzen Bild nur ein Teil gezeigt? Gerade bei Fake News werden oft alte Bilder verwendet, die in einer völlig anderen Situation gezeigt wurden. Sie können über die Google-Bildersuche ein Bild hochladen und erhalten so Infos zur Quelle des Bildes.
Achtung: Auf Smartphones funktioniert die Bildersuche nur in der Desktop- Ansicht. Diese muss eingestellt werden.
Falls Sie immer noch nicht sicher sind, können Sie vermeintliche Fake News z.B. bei mimikama.at/meldeformular melden. Die Seite ist zwar teilweise etwas unübersichtlich, kennt aber die neusten Fakes.