Von Walti Bänninger
Als Macher vom Erfinder des Machens lernen, ohne im Engagement überfordert zu werden.
Frühmorgens mal schnell einige Menschen heilen, am Mittag am Brunnen einer Frau direkt ins Leben sprechen und am Nachmittag vom Himmelreich der Zukunft erzählen. Dazwischen eine Morgenwanderung nach Samaria und am Abend vermutlich noch ein Essen unter Freunden. Ganz anders als ein von Ruhe und Idylle geprägter Alltag eines weisen und geruhten Messias. So stelle ich mir den Alltag von Jesus vor. Denn ich glaube, uns fehlen viele Informationen über den Alltag von Jesus, wenn wir einfach so die Bibel lesen. Jesus war ein Macher-Typ. Er hatte ja auch nur gerade mal drei Jahre Zeit, alles reinzupacken, was er uns Menschen beibringen wollte. Soll mir doch keiner sagen, Jesus ist vor allem im Kreis gesessen, hat meditiert und war ein ruhiger Mann. Natürlich sind auch solche Momente dokumentiert. Dies ist auch eine wunderbare Seite an ihm. Heute scheint Jesus mit seiner aktiven Seite jedoch nicht mehr so gut in eine Zeit zu passen, welche nach Ruhe und Individualismus schreit. Er war genauso aktiver Macher wie aufmerksamer Zuhörer und geerdeter Mensch.
Dieses Bild von Jesus lässt mich als aktiven und engagierten Macher-Typen aufatmen. Ich muss mich also nicht verstellen oder mich verbiegen. Ich darf genau so sein und habe einen Platz mit meiner Art.
Warum passiert es dennoch, dass Menschen mit der Begabung zum «Machen» ausbrennen und auf der Strecke bleiben? Jesus ist nicht ausgebrannt. Wir lesen, wie auch er sich immer wieder zurückzieht, um zu beten und allein zu sein.
Genau das ist für mich der entscheidende Punkt. Als Macher suche ich mir immer wieder die Oase zum Auftanken. Ich brauche das eben auch. Nicht nur der gute und wertvolle Schlaf in der Nacht. Meine Oase ist die Einsamkeit. Mein Stück Natur, wo ich allein mit Gott sein kann. Um die Ecke am Rhein, auf einem Berg oder sonst wo im Wald mit Hängematte und dem, was ich für ein oder zwei Tage brauche. Sei dir der Wichtigkeit des Ausgleiches bewusst und schaffe dir diese Oase. Nicht irgendeine. Diejenige, welche die richtige für dich ist.
Wann ist genug Engagement? Da habe ich mich leider auch schon oft vertan. «Ich kann doch dies am besten, also mache ich es lieber selbst!» «Wenn sich niemand finden lässt, dann mache ich das, es muss ja gemacht werden!» «Nein, ich habe nicht zu viel, der Tag ist einfach meist etwas zu kurz!» Alles Aussagen, welche ich in meinem inneren Ohr immer wieder höre.
Wer kann mir sagen, «genug ist genug»? Für mich gilt: Ich höre auf mich und die Stimme Gottes. Er hat’s ja schliesslich erfunden: Das Arbeiten und auch die Ruhepause. Also will ich auf meinen Herrn hören und nicht auf Menschen. Andere Menschen meinen oft an meiner Stelle zu wissen, was ich noch kann oder wo ich doch weniger soll. Aber ich weiss aus eigener Erfahrung, wenn ich mich bemühe, nahe an Gott zu sein, dann höre ich von ihm oder spüre anhand seiner feinen oder starken «Stubsern», wann genug ist.
Darum bleibe ich nahe an ihm dran.