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Roger O'Dubler mit Chor
Roger O'Dubler mit Chor | (c) ERF Medien

move the world

Beweg die Welt!
Publiziert: 22.11.2022

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Tabea Kobel (Moderatorin Radio Life Channel) im Gespräch mit Roger O’Dubler

Roger O’Dubler und «Sounds of Keila» haben gemeinsam ein Lied für ERF Medien geschrieben. Im Dezember 2022 wird dieses Lied auf Radio Life Channel zu hören sein, bei den Radiohörerinnen und -hörern und darüber hinaus auf Spotify, Apple Music und vielen weiteren Streaming-Diensten. Ein Lied, das berührt, das aufhorchen lässt, Mut macht und Hoffnung verbreitet in einer Zeit, in der wir die Corona-Pandemie noch nicht verarbeitet haben und mit Krieg und Energiekrise bereits wieder in den nächsten Wehen stecken.

Roger, was bedeutet Musik für dich?
Ich mache Musik, seit ich acht Jahre alt bin. Gestartet habe ich damals in der Schule mit Xylophon-Unterricht. Genauer gesagt mit zwei Stunden, danach habe ich völlig entnervt das Xylophon an die Wand geworfen, worauf mich die Musiklehrer in die Schlagzeugstunden schickten. Da war ich dann wesentlich länger glücklich. Meine Tante stimmte bei einem Besuch bei uns zuhause einmal eine alte Gitarre und dann war’s um mich geschehen. Ich als «The Beatles»-Fan fing sofort an, Musik zu schreiben und zu komponieren.

Du hast damals das Xylophon an die Wand geworfen – wie steht es heute so mit der Geduld?
Ich bin ein grundungeduldiger Mensch. Aber man sagt ja, die grösste Schwäche kann auf der anderen Seite die grösste Stärke werden und umgekehrt. Und ich muss sagen, das ist etwa so. Die Ungeduld verleitet mich dazu, schnell Lösungen zu suchen. Ich habe gelernt, die Energie, die in der Ungeduld liegt, zu nutzen, um schnell neue Wege zu finden.

Du hattest eine erfolgreiche Schülerband, selbst warst du Sänger und Gitarrist in deiner späteren Rockband, die dann zu einer Irish Folk Band wurde. Wie kam zu diesem spannenden Twist?
Meine Frau und ich sind oft in Irland gewesen und auch immer wieder über viele Jahre. Unsere Freunde dort spielten in den Pubs und fanden dann, wir sollten doch auch mal mitspielen. Am Anfang war es recht einfach. Auf den ersten Blick sind es immer ähnliche Harmonien und Griffe in G-, E- oder A-Dur. Wie beim Erlernen einer Sprache wird’s irgendwann schwieriger, wenn man eintaucht, sie versucht, besser zu verstehen. So haben wir angefangen, zusammen mit unseren Freunden und später auch alleine Traditional Irish Music in den Pubs in Irland zu spielen. Jahrelang machten wir das mit viel Freude und irgendwann fragte uns ein Freund, warum wir das nicht auch zuhause in der Schweiz machen wollten. Gesagt, getan. Und wir fingen auch hier an, Irish Music zu spielen. «Pigeons on the Gate» wurde der Bandname und diese neu gegründete Irish Band ist senkrecht gestartet.

Ihr hattet mit «Pigeons on the Gate» einen Riesenerfolg und in den Jahren 2015 bis 2019 habt ihr immer wieder vor grossen Menschenmassen gespielt. Dann im Jahr 2019 kam es zum Ende. Was waren Gründe dafür?
Ich hatte bereits im Jahr 2016 ein klassisches Burn-out, eine Erschöpfungsdepression. Ich reflektierte und stellte mir die Frage, wie ich da hineingeraten konnte. 2018 geriet ich erneut an die Grenze und wusste, ich kann das so nicht mehr aufrechterhalten. Immer auf Tour, immer neue Songs. Das Tour-Management lag auch in unseren Händen, was bedeutete, dass wir zwei ganze Tage nur Management- Aufgaben erledigten, mit Leuten redeten und alles organisierten. Auf Tour hatten wir jeweils rund 15 Angestellte, die für uns gearbeitet haben, und es war ein rechter Betrieb, den wir da aufrechterhalten haben. Im Jahr 2019 wäre es dann wieder darum gegangen, ein neues Album für eine neue Tour zu schreiben, und da haben wir gefunden, das machen wir nicht mehr. Nach den vielen Jahren war zudem auch etwas die Luft raus. Das Leben ist zu kurz und die Musikvielfalt zu gross, um allzu lange im gleichen Fahrwasser unterwegs zu sein. Wir wollten uns neu orientieren und prüfen, was es musikalisch sonst noch geben könnte für uns.

Heute bist du als Solo-Künstler unterwegs und hast im letzten Jahr dein Album herausgebracht: «We Got a Lot to Reflect». Das hat einen anderen Stil und geht mehr in Richtung Pop.
Genauer gesagt: Indie-Pop. Inhaltlich geht es um Tabu-Themen, wie zum Beispiel das Leben nach dem Tod, der Tod selber oder Sexualität. Themen, bei denen alle denken, da sind wir doch schon so reflektiert, dabei sind wir in vielerlei Hinsicht einfach noch nirgends. Die entscheidenden Themen besprechen und diskutieren wir nicht. Diesen Zustand habe ich in meinem neuen Album verarbeitet.

Es liegt ein langer musikalischer Weg hinter dir. Was hält dich bis heute in der Musik?
Ich war all die Jahre immer mit Band unterwegs und nun als Solokünstler – dachte ich zumindest. Ich bin ein absoluter Band-Mensch. Die Musik und Energie einer Band fühlen sich für mich an wie die einer Familie. Kein Wunder, dass ich bereits wieder mit drei Musikern, den «Crying Doves», unterwegs bin. Mit «Pigeons on the Gate» waren wir recht bekannt, sodass wir immer angefragt wurden und aussuchen konnten, wo wir spielen möchten. Jetzt als Solo-Künstler mit neuer Band fange ich wieder von vorne an. Aber es macht mir wieder grosse Freude. Musik ist für mich etwas zum Teilen, sie ist meine Sprache. In ihr bin ich zuhause und durch sie kann ich mich am ehrlichsten und einfachsten mitteilen. Musik ist mein Teil, den ich der Gesellschaft geben kann. Das Publikum sehe ich als meine Kommunikationspartner, wir sind miteinander unterwegs und es kommt auch viel vom Publikum zurück. Ich liebe auch das Produzieren von Musik im eigenen Tonstudio und das Erlernen von immer neuen Möglichkeiten rund um Sound und Musik.

Das Schreiben gehört dabei ja auch dazu. Du hast zusammen mit «Sounds of Keila» unter anderem einen Song geschrieben für ERF Medien mit dem Titel «move the world» / «Beweg die Welt». Wie ist dieser Song entstanden?
Ich überlege mir die Zeit, in der der Song veröffentlicht werden soll. Es passiert in diesen Tagen vor Weihnachten und es ist die Zeit der Sehnsucht, des «Sich-Gedanken- Machens». Es ist die Zeit nach einer Zeit, in der wir es alle nicht leicht hatten, die bei jedem Spuren hinterlassen hat. Die Zeit, in der auch mal Antworten nötig gewesen wären und in der man wieder ins Gespräch kommt mit Menschen. «Was ist eigentlich genau passiert? Wie ist es dir ergangen?» Das sind Fragen, die wir uns gegenseitig stellen sollten, aber über die wir komischerweise nicht reden. Sound und Aussagen des Liedes haben dann diese Thematik aufgenommen. Meine Frau, die ebenfalls als Solo-Künstlerin unter dem Namen «Sounds of Keila» unterwegs ist, hat textlich und musikalisch ganz wesentlich mitgearbeitet an dem Lied; es ist eine Co-Produktion geworden von uns beiden.

Inwiefern hat dieses Lied auch etwas mit deinem eigenen Herzen zu tun?
Es geht darin um Perspektivlosigkeit, Ängste und wie man damit umgehen kann. Die Themen sprechen in mein Leben. Ich habe meinen Vater verloren, als ich elf Jahre alt war, ich hatte keine Geschwister zum Austauschen und in der Pubertät wollte ich mich als junger Mann von der Mutter lösen. Ich war mehr oder weniger allein und hatte keinen Plan vom Leben. Ich erlebte sehr früh, dass das Leben endlich ist. Wenn man sich so früh im Leben mit dem Tod auseinandersetzen muss, stellt man sich natürlich Fragen über das, was wichtig ist oder worauf es wirklich ankommt im Leben. Das tue ich bis heute.

Wonach sehnst du dich?
Eine grosse Sehnsucht war immer die Suche nach dem Sinn meines Lebens. Dabei stiess ich auf Gott. Ich studierte Theologie, um Gott auf die Spur zu kommen, kam aber dadurch auch bei mir selbst an. Das zog dann die nächste Sehnsucht mit sich, nämlich die, mein Innenleben kennenzulernen. Ich las alle Psychologie-Bücher, die mir in die Hände kamen, um zu verstehen, wie Menschen funktionieren. Eine grosse Sehnsucht ist das Suchen nach Antworten auf die Fragen vom Leben. Ich kann darum auch einen Song nicht im Negativen stehen lassen. Ich stelle mir Fragen, versuche Antworten zu finden und diese in den Song zu geben. So kamen dann auch bei dem Song «move the world» / «Beweg die Welt» die erlösenden Lyrics: «Mit einem kleinen Lächeln, mit etwas Zuhören, können wir die Welt bauen und verändern.» Es liegt in den kleinen Gesten – und wenn viele Menschen kleine Schritte wagen, dann können wir die Welt zusammen gestalten.

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