Ich habe den Eindruck, dass in den vergangenen Jahren das Ich immer wichtiger geworden ist. Die persönliche Freiheit wird extrem ins Zentrum gesetzt. Ich stelle immer wieder fest, dass Freiheit mit Egoismus verwechselt wird. Ob Kirchenglocken zu laut sind, Schiffshörner nerven oder das Lachen auf dem Spielplatz stört: Der Fokus liegt auf dem Ich.
Bei Jesus geht es nicht um das Ich, sondern um das Du. Deshalb will ich immer wieder einen Perspektivenwechsel vollziehen und vom Ich zum Du wechseln. Die Mehrzahlform «Sie» hilft mir noch besser dabei.
Der Wechsel auf das grosse Ganze weitet den Horizont und ist eines der besten Mittel gegen die Verbitterung. Das Beispiel von Jesus zeigt: Wenn wir uns mehr um die andern kümmern, dann geht es allen – auch uns – besser. – Von Reto Nägelin