Am Morgen des zweiten Advents, als Annemarie die Adventskerze anzünden wollte, wurde ihr plötzlich schwarz vor Augen. Am Anfang hatte sie Angst, doch dann entdeckte sie ein Licht, welches immer näher auf sie zu kam, und sie fühlte sich so behütet und geliebt wie schon lange nicht mehr. Eine wohltuende Wärme durchflutete ihren Körper. Sie spürte, wie ihre Ängste und die Wut, die in ihr wohnten, verschwanden. Stattdessen erfüllte dieses Licht Annemarie mit Hoffnung und Liebe. Plötzlich begann eine tiefe warme Stimme zu sprechen: «Annemarie, Annemarie! Ich habe dich bereits erwartet!» Annemarie wollte antworten, doch ihr versagte die Stimme. Wer sprach da überhaupt mit ihr? Als hätte die Stimme ihre Gedanken gelesen, sprach sie erneut mit ihr: «Annemarie! Ich bin’s. Weisst du es denn nicht mehr? Ich bin derjenige, mit dem du vor nicht allzu langer Zeit gesprochen hast. Jeden Morgen vor dem Essen und jeden Abend vor dem zu Bett gehen.» Da wusste sie, wer zu ihr sprach. Es war Jesus Christus, der Sohn Gottes.
Ein schlechtes Gewissen überkam Annemarie. Wie lange hatte sie nicht mehr zu ihm gebetet. Wollte er sie bestrafen, oder hatte er das bereits getan mit dem Coronavirus? Warum war er nicht da gewesen, als sie ihn gebraucht hat? Die Stimme begann erneut zu sprechen: «Annemarie. Ich will dich nicht bestrafen. Ich habe dich lieb, genauso wie alle anderen Menschen. Ich bin immer an deiner Seite, und ich werde immer für dich da sein. Wenn es dir schlecht geht und du nicht alleine gehen kannst, trage ich dich. In schönen und glücklichen Zeiten bin ich auch da. In diesen Zeiten gehe ich neben dir und halte deine Hand. Seit dem Frühling trage ich dich und gebe dir Schutz. Doch ich würde mir wünschen, dass dieses Virus für dich kein Grund ist, deine Beziehung mit mir zu beenden. Ich möchte, dass es uns zusammenschweisst und du lernst, mir auch in schlechten Zeiten zu vertrauen. Warum willst du nur aus Angst vor dem Coronavirus keine Weihnachten mit deiner Familie feiern? Ein Fest, welches von Erlösung handelt? Annemarie ich möchte, dass du Weihnachten feierst! Es ist dir wichtig, und das erkenne ich. Glaube mir – dir und deiner Familie wird nichts passieren. Denn ihr seid von mir gesegnet!»
Bevor Annemarie antworten konnte, war das Licht verschwunden, und sie stand vor ihrem Adventskranz. In ihrer Hand hielt sie das brennende «Zundhölzli». Sie zündete die Kerze an und fühlte sich nicht mehr alleine, denn das Licht der Kerze erfüllte ihr Herz. Sie holte drei Postkarten hervor und begann mit den Worten: «Liebe Familie, ich lade euch ein in diesem besonderen Jahr mit mir Weihnachten zu feiern …»
Autorin: Lea Maria, 14 Jahre, Schülerin