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Weihnachtliche Stille macht sich breit
Weihnachtliche Stille macht sich breit | c) unsplash

Die Einladung – eine Weihnachtsgeschichte

«Meine Weihnachtsgeschichte» - erzählt von Lea, 14-jährig, Schülerin
Publiziert: 16.11.2020

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Es war ein kalter Dezembermorgen. Draussen blies ein kühler Nordwind und streifte über die kahlen Bäume. Das Gras war mit Raureif überzogen und begann zu schimmern, wenn ab und zu ein vereinzelter Sonnenstrahl die dichte Wolkendecke durchbrach. Doch auf eines wartete man in diesem Winter bisher vergeblich – den Schnee! Mitten in dieser leeren Gegend stand eine Alterswohnsiedlung. Die Siedlung bestand aus vier alten weissen Wohnhäusern, welche in mehrere kleine Wohnungen unterteilt wurden.

In einer dieser Wohnungen lebte Annemarie. Sie lebte bereits seit dem Tod ihres Mannes in dieser Siedlung. Eigentlich mochte sie die Adventszeit und das damit verbundene Weihnachtsfest, da es die einzige Zeit im Jahr war, in der alle ihre Kinder mit ihren Familien zu Besuch kamen. Weihnachten war ein fröhliches Fest voller Musik und Gedichte, erhellt von den Tannenbaumkerzen. An Weihnachten roch es nach Güezi und Punsch, man packte Geschenke aus und erzählte die Weihnachtsgeschichte. Doch dieses Jahr lief alles anders als geplant. Im Frühling begann sich ihr ganzes Leben auf den Kopf zu stellen. Schuld daran war das Coronavirus und nicht nur ihr Leben, sondern das von uns allen stellte sich auf den Kopf.

Dieses Jahr lief alles anders als geplant.

Es begann damit, das Annemarie kaum noch Besuch bekam, was dazu führte, dass sie sich schon bald einsam und verlassen fühlte. Jeden Abend sass Annemarie vor dem Fernseher und schaute täglich die Tagesschau, was sie zuvor nicht regelmässig gemacht hatte. Als kurze Zeit später der Lockdown einberufen wurde, breitete sich in Annemarie grosse Angst aus. Eine junge Frau kaufte nun für sie ein, da Annemarie sich schützen wollte. Annemarie traute sich nicht mehr spazieren zu gehen oder das Grab ihres Mannes zu besuchen. Die vielen musternden Blicke verunsicherten sie. Deswegen blieb sie fortan zuhause. Annemarie war nun die meiste Zeit mit Lesen oder Stricken beschäftigt und am Abend analysierte sie die neusten Fallzahlen. Die Angst vor dem Coronavirus bestimmte fortan ihr Leben.

Wut kommt auf

Das Lesen der Zeitung, welche nun nur noch vom Coronavirus berichtete und den sich wöchentlich wechselnden Vorschriften, machte sie wütend. Sie wusste selbst nicht mehr, was sie tun sollte. Die Wut begann sie zu beherrschen. Sie wurde wütend, dass ihr Mann gestorben war und sie nun alleine ist. Ebenfalls wurde sie wütend, dass sie Weihnachten dieses Jahr ohne ihre Familie feiern sollte. Das Ansteckungsrisiko war zu gross, denn zwei ihrer Kinder wohnten in Genf und das dritte in Italien. Sie wurde wütend auf Gott, dass er dieses Virus nicht vernichtete und dass er zugelassen hatte, dass ihr Mann gestorben war. So distanzierte sich Annemarie immer weiter von Gott, ohne dass sie ihn wirklich vermisste. Sie betete kaum noch und sah sich keinen Gottesdienst mehr an.

Zweite Advent

Am Morgen des zweiten Advents, als Annemarie die Adventskerze anzünden wollte, wurde ihr plötzlich schwarz vor Augen. Am Anfang hatte sie Angst, doch dann entdeckte sie ein Licht, welches immer näher auf sie zu kam, und sie fühlte sich so behütet und geliebt wie schon lange nicht mehr. Eine wohltuende Wärme durchflutete ihren Körper. Sie spürte, wie ihre Ängste und die Wut, die in ihr wohnten, verschwanden. Stattdessen erfüllte dieses Licht Annemarie mit Hoffnung und Liebe. Plötzlich begann eine tiefe warme Stimme zu sprechen: «Annemarie, Annemarie! Ich habe dich bereits erwartet!» Annemarie wollte antworten, doch ihr versagte die Stimme. Wer sprach da überhaupt mit ihr? Als hätte die Stimme ihre Gedanken gelesen, sprach sie erneut mit ihr: «Annemarie! Ich bin’s. Weisst du es denn nicht mehr? Ich bin derjenige, mit dem du vor nicht allzu langer Zeit gesprochen hast. Jeden Morgen vor dem Essen und jeden Abend vor dem zu Bett gehen.» Da wusste sie, wer zu ihr sprach. Es war Jesus Christus, der Sohn Gottes.

Ein schlechtes Gewissen überkam Annemarie. Wie lange hatte sie nicht mehr zu ihm gebetet. Wollte er sie bestrafen, oder hatte er das bereits getan mit dem Coronavirus? Warum war er nicht da gewesen, als sie ihn gebraucht hat? Die Stimme begann erneut zu sprechen: «Annemarie. Ich will dich nicht bestrafen. Ich habe dich lieb, genauso wie alle anderen Menschen. Ich bin immer an deiner Seite, und ich werde immer für dich da sein. Wenn es dir schlecht geht und du nicht alleine gehen kannst, trage ich dich. In schönen und glücklichen Zeiten bin ich auch da. In diesen Zeiten gehe ich neben dir und halte deine Hand. Seit dem Frühling trage ich dich und gebe dir Schutz. Doch ich würde mir wünschen, dass dieses Virus für dich kein Grund ist, deine Beziehung mit mir zu beenden. Ich möchte, dass es uns zusammenschweisst und du lernst, mir auch in schlechten Zeiten zu vertrauen. Warum willst du nur aus Angst vor dem Coronavirus keine Weihnachten mit deiner Familie feiern? Ein Fest, welches von Erlösung handelt? Annemarie ich möchte, dass du Weihnachten feierst! Es ist dir wichtig, und das erkenne ich. Glaube mir – dir und deiner Familie wird nichts passieren. Denn ihr seid von mir gesegnet!»

Bevor Annemarie antworten konnte, war das Licht verschwunden, und sie stand vor ihrem Adventskranz. In ihrer Hand hielt sie das brennende «Zundhölzli». Sie zündete die Kerze an und fühlte sich nicht mehr alleine, denn das Licht der Kerze erfüllte ihr Herz. Sie holte drei Postkarten hervor und begann mit den Worten: «Liebe Familie, ich lade euch ein in diesem besonderen Jahr mit mir Weihnachten zu feiern …»

Autorin: Lea Maria, 14 Jahre, Schülerin

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