Von Verena Birchler
Wir alle kennen die Worte «Reisen bildet». Wie wahr. Was lernen wir alles über andere Kulturen,Landschaften, Essgewohnheiten, politische Strukturen, Religionen, Sprachen. Die Lernfelderkönnen beliebig erweitert werden. Aber Reisen tut auch unserer Seele gut.
Wir Schweizer sind ein zünftiges Bergvolk. Und als solches haben wir halt manchmal einen ebenso zünftigen Berg vor der Nase. Aber schon 300 Kilometer südlicher können wir uns an den Strand setzen und den Bergen die kalte Schulter zeigen. Viele von uns zieht es ans Meer. Oder ist es gar die Seele, die zieht? Der Blick in die Weite, das Rauschen der Wellen, der Duft fremder Pflanzen streichelt unsere Seele. Es sind diese äusseren Einflüsse, die uns auf Reisen in unser Inneres führen. Während die einen ihre Ferien gerne an den gleichen Reisezielen verbringen, möchten andere neue Destinationen entdecken. Dabei geht es aber immer darum, das gewohnte Terrain zu verlassen und neue Bilder in unser Herz, in unsere Seele zu lassen. Daheim ist es zwar gemütlich. Doch auf Reisen können wir in Ruhe unseren Gedanken nachhängen. Eines meiner Lieblingszitate zum Thema «Reisen» ist jenes von Kurt Tucholsky in seinem Roman «Sommer auf Gripsholm»:
«Wir lagen auf der Wiese und baumelten mit der Seele.» In diesen Satz habe ich mich regelrecht verliebt. Im Alltagstrott dreht sich immer irgendetwas um irgendetwas. Man hat Termine, muss Dinge erledigen, die Wohnung aufräumen … und in den Ferien können wir einfach mal etwas mit der Seele baumeln. Die räumliche Distanz hilft abzuschalten, auch mental.
Reisen schenken uns Erinnerungen, die uns niemand mehr nehmen kann. Ich werde nie mehr vergessen, wie wir während einer Nordlichtertour schon auf der Rückfahrt ins Hotel waren. Plötzlich hielt unser Guide an und meinte, «da kommt noch was». Und tatsächlich, während 45 Minuten erlebten wir ein Nordlichtspektakel vom Feinsten. Sogar die Einheimischen waren hin und weg.
Oder ich erinnere mich an eine Familie auf Madeira, die mich spontan zum Mittagessen eingeladen hatte. Wir haben gegrillt, Drachen steigen lassen und gelacht. Und nein, ich kann kein Portugiesisch. Die Sprache der Herzen reicht. Wenn wir uns auf fremde Kulturen einlassen, erweitert dies unseren Horizont. Übrigens bringe ich von meinen Reisen immer Seife mit nach Hause. So duftet es noch lange weiter, und gerade in der Corona-bedingten reisefreien Zeit haben mich diese Seifen immer wieder in Ferienstimmung versetzt. Nur gut, habe ich von der Sanddornseife von Rügen zwei Stück gekauft.