Kurz bevor im vergangenen März der Lockdown begann, suchte in St. Gallen eine Gruppe von katholischen und reformierten Seelsorgenden nach einer Möglichkeit, das kirchliche Leben trotzdem aufrechtzuerhalten. Sie wollten den Menschen etwas nach Hause geben, um «nicht physisch, sondern im Geist miteinander verbunden» zu sein, wie Roman Rieger (katholischer Seelsorger und Leiter der Cityseelsorge) erklärt. Die Menschen sollten sich auf die heiligen Texte fokussieren und von ihren Gedanken im Zusammenhang mit der damaligen Situation weggeführt werden.
Die Idee der Corona-Bibel war, dass eine Person jeweils ein Kapitel der Bibel handschriftlich abschrieb. Das Projekt brauchte Zeit, um Fahrt aufzunehmen, aber schliesslich wurden die Initianten von Interessenten überrannt. Und zwar nicht nur von Menschen aus der Ostschweiz, sondern auch aus Süddeutschland und Österreich. Das Spektrum reichte von Atheisten bis Gläubigen.
Aus den 3811 eingereichten Seiten sind sieben Bände entstanden. Am 14. März 2021 findet in drei verschiedenen Kirchen der Stadt St. Gallen das Übergabefest der Corona-Bibel statt.