Wer achtsam durchs Leben geht, kann mit Stress besser umgehen oder gerät vielleicht gar nicht erst in einen Stress. «Achtsamkeit heisst, dass man genau im Moment ist, im Hier und Jetzt, und dass man Dinge bewusst wahrnimmt, ohne sie zu bewerten», definiert die Psychotherapeutin Julia Wegmann diesen Begriff.
Um Achtsamkeit im Alltag zu praktizieren, gibt es verschiedene Übungen. Grundsätzlich lassen sie sich in zwei Gruppen einteilen: eine nach innen gerichtete Achtsamkeit und eine nach aussen gerichtete.
Das Konzept stammt aus dem Buddhismus und fand in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Eingang in die Psychologie. Der Molekularbiologe Jon Kabat-Zinn entwickelte in den späten 1970er Jahren die Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion («Mindfulness-Based Stress Reduction»). Man stellte fest: Wenn wir achtsamer sind, reduziert dies den Stress, fördert das Wohlbefinden und hilft bei verschiedenen psychischen Störungen.
Achtsamkeit und Meditation sind nicht dasselbe, gehören aber zusammen, wie Wegmann erklärt: «Meditation ist eine Praxis ist, bei der man sich auf einen bestimmten Gedanken, einem Objekt oder eine Aktivität konzentriert, um den Geist zu beruhigen und sich zu zentrieren. Achtsamkeit hingegen ist eine bewusste, nicht wertende Wahrnehmung vom gegenwärtigen Moment, ohne mich darauf wirklich zu fixieren.» Wir sind mit unseren Gedanken nicht schon beim nächsten Schritt, sondern ganz im Jetzt.
Weil Achtsamkeit viel bewirken kann, wird dieses Konzept in der Psychotherapie häufig angewendet. «Man hat gemerkt, dass Achtsamkeit ein Grundbaustein ist. Etwas, was ich vorher machen muss, bevor ich meine Gefühle regulieren kann.» Denn Emotionsregulation sei bei den meisten psychischen Störungen nötig.