Bei einer Fehlgeburt sind die Betroffenen sprachlos. Sie können es kaum mit jemandem teilen, weil eben gerade in der Anfangszeit der Schwangerschaft kaum jemand weiss, dass man schwanger gewesen ist.
Doch genau deshalb ist es wichtig, darüber zu sprechen, sagt die psychosoziale Beraterin Karin Rappo. Mit vier Fehlgeburten ist sie selbst eine Betroffene.
«Das Menschlein, das wir verloren haben, soll einen Platz haben.» Wenn man nicht darüber spricht und versucht, die Angelegenheit mit sich selber auszumachen, dann hat sie keinen Platz.
Wenn Betroffene sich mit anderen vergleichen, die schwierigere Fälle von Fehl- oder Totgeburt hatten, besteht die Gefahr, sich selbst herunterzudrücken. «Vergleichen ist sowieso immer ein schlechter Ratgeber. Beim Vergleichen gibt es nur Verlierer.» Wir müssen die eigene Geschichte würdigen und nicht verdrängen.
Wenn wir darüber reden, stellen wir nämlich fest, dass wir nicht allein sind und andere Eltern genau dasselbe durchgemacht haben. Wir sollen mit dem Partner besprechen, mit wem wir darüber reden wollen und mit wem nicht.
Wenn wir an Gott glauben, dann können und sollen wir auch mit ihm darüber sprechen. Rappo selbst sprach ihre vier Fehlgeburten vor Gott aus.
Erst im Nachhinein sieht sie, was sie durch die Fehlgeburten gelernt hat: «Feststehen im Glauben ans ewige Leben. Ich glaube, durch unsere vier Kinder, die wir im Himmel haben, ist mir das einfach viel klarer und bewusster, als wenn es nicht passiert wäre.» Rappo ist überzeugt, dass sie ihre vier Kinder irgendwann im Himmel wiedersehen wird. Für ihr Leben auf der Erde ist dies ein Trost.