«Prokrastination» stammt aus dem Lateinischen und bedeutet laut Duden «Verschieben, Aufschieben von anstehenden Aufgaben, Tätigkeiten». Das können Prüfungen, Steuererklärungen, schwierige Gespräche sein.
«Wir schieben immer dann auf, wenn die Aufgabe für uns irgendwie unangenehm ist», erklärt die Psychotherapeutin Julia Wegmann. Wir widmen uns stattdessen etwas Angenehmerem, das die innere Spannung reduziert und uns ein gutes Gefühl gibt.
Die ursprüngliche Aufgabe bleibt dann allerdings negativ und wird darin noch verstärkt. Wir geraten unter Zeitdruck, erhalten von anderen Menschen schlechte Rückmeldungen.
Aufschieben hat allerdings auch seine gute Seite. Wenn wir Aufgaben aufschieben, erledigen wir andere, die auch gemacht werden sollen. Laut Wegmann fördert Prokrastination unser nicht-lineares Denken. «Wir werden kreativer, können kreuz und quer denken können, wenn wir irgendeine angenehme Ersatzhandlung machen.» Wichtig sei, dass wir dann trotzdem irgendwann die unangenehme Aufgabe angehen und konkret planen.
Aufschieben kann jedoch ein krankhaftes Mass annehmen. «Ich habe Patienten, die schaffen ihre Ausbildung nicht. Sie schieben Sachen auf, kriegen dann eben auch Ängste, gehen nicht mehr in die Berufsschule, weil sie wissen, dass sie die Arbeiten nicht gemacht haben.» Ein weiteres Beispiel ist der «ewige Student», der «nie» abschliesst.
Beim Aufschieben gibt es durchaus eine genetische Komponente. Das Gen Tyrosinhydroxylase ist verantwortlich für die Dopaminmenge in unserem Gehirn. Ein höherer Dopaminspiegel hat zur Folge, dass wir leichter ablenkbar sind und entsprechend eine stärkere Tendenz zum Abschieben haben.