Es mag Probleme geben, die nicht so gravierend sind und die wir gar nicht loslassen wollen. Wir kennen das Problem und wissen, wie es funktioniert; aber wir wollen nicht aus den bekannten Mustern ausbrechen.
Das hat auch die Psychotherapeutin Julia Wegmann in ihrer Beratung festgestellt. «In einer Depression kann man sich gemütlich einrichten. Oder eine Essstörung kann wie eine beste Freundin werden, die immer da ist. Ängste haben auch eine Funktion. Dadurch, dass ich Ängste habe und dann vermeide, muss ich mich bestimmten Sachen nicht stellen.» So können wir in unserer Komfortzone bleiben.
«Ich traue mich nicht, in eine Lernzone zu gehen, wo ich wieder herausgefordert werde, wo ich Probleme lösen oder etwas Neues ausprobieren muss. Ich bleibe einfach in dem, was ich schon kenne, was mir vertraut ist», erklärt Wegmann.
Die Psychotherapeutin will den Menschen aufzeigen, dass es einen Weg heraus gibt. Diesbezüglich sieht sie sich als Hoffnungsträgerin, um den Menschen wieder neue Perspektiven zu geben. «Ich versuche wieder aufzuzeigen, dass Wunder möglich sind und es eine Lösung für jedes Problem gibt.»
Jeder Mensch kann seine Wirklichkeit verändern, ist Wegmann überzeugt. «Jeder Mensch kann dazu befähigt werden, etwas in seiner Wirklichkeit zu verändern. Indem er etwas als Problem erlebt, kann er selber Schritte machen, die zu einer Veränderung führen.»
Wenn jemand befähigt werden soll, seine Probleme zu lösen, muss er seine Ressourcen kennen. «Was kann ich gut? Was sind meine Stärken? Welche Fähigkeiten habe ich, um ein Problem zu lösen?»
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um seine Ressourcen zu wiederzuentdecken oder neu zu entdecken. Eine Möglichkeit ist, eine Silhouette seines Körpers zu zeichnen oder ein Foto von sich auszudrucken und dann den Körperteilen Fähigkeiten zuzuordnen. Wer handwerklich geschickt ist, ordnet dies den Händen zu. Wer gut Fussball spielt, trägt das bei den Füssen ein. Wer Mühe hat, sich die eigenen Ressourcen zuzuordnen, kann auf andere Menschen zugehen und diese um ihre Sicht fragen.