Humor in Trauersituationen einbringen? «Auf den ersten Blick sind viele Menschen entsetzt ob dieser Kombination. Wenn man dann jedoch genauer hinschaut, entdeckt man, dass in Trauersituationen oft Humor angewendet wird», sagt Helen Hollinger. Sie arbeitet als Diakonin bei der Johanneskirche in Zürich und hat eine Masterarbeit zum Thema «Humor und Trauer» geschrieben.
Beispielsweise werden bei Beerdigungen gern lustige Anekdoten der verstorbenen Person erzählt, was eine Art «humoristische Trauerpause» erzeugt. Allerdings sei Humor nicht mit Galgenhumor gleichzusetzen, so Hollinger. «Galgenhumor ist nur Betroffenen selbst reserviert.» Diese können damit Distanz zum Erlebten und zum Schmerz schaffen.
«Es braucht absolutes Fingerspitzengefühl, wenn man in einer Trauersituation Humor anwenden will. Betroffene haben hier etwas mehr Spielraum.» In erster Linien seien feine Arten des Humors angebracht: Jemandem ein tröstliches Lächeln zeigen, freudige Erinnerungen teilen, Anekdoten über eine verstorbene Person erzählen, sich an schöne Begebenheiten erinnern. «Wenn man sich fragt, ob es angebracht ist oder nicht, lässt man es lieber bleiben», rät Hollinger.
Die Betroffenen selbst haben manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn sie in einer Trauerphase lachen müssen. Sie meinen, dass sie traurig sein müssen. Doch gerade in einer solchen Situation ist Humor für die mentale Gesundheit sehr wichtig. «Humor schafft Distanz und Erleichterung. Er ist das Gegenteil von Hilflosigkeit und Angst. Er macht in einer beklemmenden Situation handlungsfähig», hält Hollinger fest.