Als Pastor und Geschäftsführer einer christlichen Medienstiftung hat Jürgen Mette noch viele Pläne für sein Leben. Aber dann gerät alles ins Wanken. Plötzliches Zittern schleicht sich in seine Auftritte als Referent und bringt ihn in Verlegenheit. Dann verliert er seinen Geruchssinn. Lange verdrängt er die Symptome, doch irgendwann kommt die Diagnose unweigerlich ans Licht: Er leidet an Parkinson.
Als Jürgen Mette nach langem Zögern den Besuch beim Arzt wagt, ist er am Boden zerstört. «Ich weinte zum ersten Mal in meinem Leben über meine Gesundheit.» Bis zu diesem Zeitpunkt konnte er sein Leben ohne Probleme meistern. Nie war der engagierte Referent krank – immer war er voller Energie. Nun verliert er schrittweise die Kontrolle: «Ich teile die Steuerung meiner Bewegungsabläufe mit einer mir unbekannten Macht.»
Eine Krankheit mit Namen
Die Krankheit treibt Jürgen Mette beinahe in die Verzweiflung: «Ich verlor meine Freiheit. Die Freiheit, über meinen Körper selbst zu bestimmen.» Doch jedes Mal, wenn er kurz davor steht aufzugeben, macht ihm seine Frau Mut. Darum stellt er sich seiner Krankheit und gibt ihr sogar einen Namen: «Ich nannte sie ‹Herr P.› – P. für Parkinson. Mit ihm konnte ich täglich schimpfen und mich daran auslassen.»
Fragen über Fragen
Obwohl der Parkinson-Kranke als Theologe festen Boden unter den Füssen hat, wird sein Glaube durchgeschüttelt. Er hadert mit Gott und hinterfragt seine ganze Theologie. Nur eine Frage stellt Jürgen Mette nicht: «Ich fragte nie: Warum ich? Ich stelle diese Frage bis heute nicht.» Das bleibt ein ungelöstes Geheimnis, das er nicht zu lüften braucht. Für ihn gehört es zum Leben, dass psychische und physische Dinge irgendwann aus dem Lot geraten.
Dass bei ihm dieser Alterungsprozess schon sehr früh angefangen hat, kann er mittlerweile akzeptieren. All die Therapien und Medikamente gehören zu seinem Leben dazu – ohne sie kann er kaum auf einem Stuhl sitzen. Trotzdem weiss er, dass Parkinson keine Krankheit ist, an der man verzweifeln muss. Damit möchte er auch andere Menschen ermutigen.
Gesund, trotz Krankheit
Im Verlauf seiner Krankheit verändert sich auch sein Auftreten als Referent: «Früher habe ich auf eine gute Performance grossen Wert gelegt, ich war eine Art frommer Entertainer. Das ist für mich nun körperlich unmöglich. Und genau darum ist das wirklich Wichtige ins Zentrum gerückt: Die Botschaft von Jesus.» Gerade diese Erkenntnis sei für ihn ein Grund, auch dankbar für seine Krankheit zu sein.
«Herr P. ist ein Teil meines Lebens geworden », kann Jürgen Mette unverkrampft sagen. Trotz seiner Krankheit fühlt er sich gesund: «Gesund ist, wer mit seinen Einschränkungen zuversichtlich leben kann.» Für ihn ist nicht entscheidend, dass sein Körper völlig intakt ist. Denn seine Krankheit nimmt nur einen Platz am Rand seines Lebens ein. Für ihn zählt etwas anderes: «Dass ich mit Gott und mit meinem Umfeld in Frieden leben kann.»