Vom einen zum anderen Moment ist sein Verlangen nach Drogen verschwunden. Kurze Zeit davor hat Andi Gerber in der Strafanstalt Gottes Stimme gehört und er hat ihn «aufgefordert» einzugreifen. Dann versucht er, sich wieder Drogen zu spritzen, doch er kann nicht mehr – es klappt einfach nicht. «Ich realisierte, dass ich grosse Fehler begangen habe. All diese Fehler lud ich bei Jesus ab.» Darauf wirft der Junkie seine Drogen weg und setzt sogar sein Methadon-Programm ab. Aber keine Entzugserscheinungen plagen ihn.
«Mit 18 Jahren begann ich zu kiffen. Ich wollte einfach alles ausprobieren. Mitte 20 kam das Heroin dazu.» Zuerst kann Andi Gerber sogar noch arbeiten. Doch als seine Sucht auffliegt, geht er von Therapie zu Therapie. Und immer wieder wird er rückfällig. So kommt er auch in die Drogenszene am Letten und dealt mit Kokain und Heroin – damit kann er sich über Wasser halten. Als er dabei zum wiederholten Mal geschnappt wird, kommt er in eine Strafanstalt. Dort sollte sich sein Leben verändern.
Erste Schritte ohne Drogen
Nach der Entlassung und dem radikalen Entzug startet Andi Gerber in einer begleiteten Wohngruppe. Doch auch wenn der Ex-Drogensüchtige von keinen Entzugserscheinungen geplagt wird, ist sein Körper vom starken Drogenkonsum geschädigt. Einmal mehr landet er deshalb in einer Klinik und lernt dort Sina Signorell kennen. «Sie war damals noch drogenabhängig und HIV-positiv. Und trotz dieser schwierigen Umstände wurde aus unserer Begegnung Liebe.»
Mit Gottes Hilfe und der Unterstützung von Andi kommt Sina mit der Zeit ebenfalls von den Drogen weg. Die beiden nutzen ihre neue Chance, vielleicht könnte es die letzte sein. Zusammen suchen sie eine Wohnung und finden ein kleines Appartement. «Und das, obwohl wir beide Ex-Junkies und IV-Rentner waren. Der Vermieter kannte uns kaum und brachte uns trotzdem grosses Vertrauen entgegen.»
Profitieren und weitergeben
Der gleiche Vermieter bietet Andi kurze Zeit später einen Job an. Er soll Wohnungen renovieren. Diese Chance nutzt der damalige IV-Rentner gerne. Seine neue Arbeit läuft so gut, dass er bald weitere Leute anstellen muss. Ausserdem kündigt er seine IV-Rente – er brauche das Geld nicht mehr. Heute führt Andi Gerber sein Unternehmen mit sechs Mitarbeitern. «Ohne Gott hätte ich nie etwas erreicht. Darum entscheide ich mich jeden Morgen erneut für Jesus.»
Andi will von dem, was er bekommen hat, etwas zurückgeben. «Manchmal frage ich mich, warum ich noch lebe und viele meiner Freunde nicht.» Er hat keine Antwort. Doch er will denen helfen, die noch immer in der Drogenszene stecken. Darum ist der Ex-Junkie jeden Sonntag mit dem «Pfuusbus » unterwegs und steht den Obdachlosen und Drogensüchtigen zur Seite. «Hier kann ich jene mit Rat und Tat unterstützen, die noch keine Perspektive haben. Denn ich weiss, wie schwierig das Leben als Obdachloser ist.»