Sattelfest

Von Christine Kalt

Fest im Sattel, mit Herz, hoch oben und das Ziel im Blick – so geht Hans Wyss nicht nur als Springreiter an Turniere, sondern auch durch sein Leben. Seine Leidenschaft für Pferde lebt er in seiner Freizeit, aber auch in seinem Beruf als Direktor des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen – gewissermassen als «höchster Tierarzt der Schweiz».

Hans Wyss wächst in einem bäuerlichen Umfeld – in der Nähe von Bern – auf. Schon als kleiner Junge ist er von Pferden fasziniert und für ihn ist schon früh klar, dass er reiten will. Wyss hat als Kind den Traum, eines Tages eine Tierarztpraxis im Emmental zu führen. Um sich diesen Wunsch zu erfüllen, studiert er ab 1979 Tiermedizin an der Uni Bern. Parallel arbeitet er als begeisterter Sportjournalist, um Geld für das Studium zu verdienen. Nach dem Studium promoviert er zum Thema «Atemnot bei Pferden» und erhält dafür den Doktortitel für Veterinärmedizin. Obwohl er an diesem Punkt bereit wäre, sich seinen Traum einer Tierarztpraxis zu ermöglichen, wechselt er in den Journalismus und arbeitet drei Jahre Vollzeit bei Radio SRF. Nach einer zweijährigen Tätigkeit als praktizierender Tierarzt wird er stellvertretender Kantonstierarzt in Bern und kommt 1999 als Verantwortlicher für Kommunikation ins damalige Bundesamt für Veterinärwesen. Er kann so zwei Bereiche, in denen er «sattelfest» ist, kombinieren.

Hoch oben
Als 2003 ein neuer Direktor für das Bundesamt für Veterinärwesen gesucht wird, wagt Wyss den Sprung und wird somit zum «höchsten Tierarzt der Schweiz». Wyss erzählt: «Wenn die Leute fragen, ob ich der ‹höchste Tierarzt der Schweiz› bin, antworte ich jeweils mit: stimmt. Mit meiner Körpergrösse von zwei Metern bin ich vielleicht wirklich der Höchste.» Diese Aussage zeigt die humorvolle und bescheidene Seite von Hans Wyss. Er erzählt, dass er oft darauf angesprochen werde, dass er eine machtvolle Position innehabe. Aber so sehe er das nicht. Sein christlicher Glaube hat ihn in dieser Sache geprägt: Er will christliche Werte leben. Hans Wyss sagt: «Mein Motto ist: Erzähle nur von deinem Glauben, wenn du danach gefragt wirst. Aber lebe so, dass du gefragt wirst.»

Hürden
Wie auf dem Pferd muss Hans Wyss auch in seinem Beruf Hürden überwinden. Als Reporter, Tierarzt und später dann als Direktor des Bundesamts, das seit 2014 auch den gesamten Bereich der Lebensmittelsicherheit umfasst, wird Wyss mit vielen schwierigen Situationen konfrontiert. Wyss erklärt: «Ich habe in der kirchlichen Jugendarbeit früh gelernt, auch in schwierigen Situationen mit Verantwortung umzugehen. Ich bin eher ein rationaler Mensch und kann entsprechend handeln, auch bei emotionalen Debatten. Das ist ein Geschenk.» Mit dieser Einstellung gelingt es ihm, über schwierige Hürden in seinem Beruf «zu springen». Was ihm am meisten zu schaffen macht, sind Probleme mit dem Personal. Denn psychische Probleme nehmen immer mehr zu. Deshalb ist ihm Nähe im Team sehr wichtig. Hans Wyss pflegt einen direkten Kontakt zu seinen Mitarbeitenden. So schreibt er wenig E-Mails, sondern geht lieber kurz persönlich vorbei.