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Krieg: Wie sprechen wir mit unseren Kindern darüber?

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Ein Krieg wie derjenige in der Ukraine wirft viele Fragen auf. Unter anderem die, wie wir mit unseren Kindern darüber sprechen sollen.

Der Kinder- und Jugendpsychotherapeut Didier Kramer erachtet Kindernachrichten als eine gute Möglichkeit, um sich zusammen mit den Kindern zu informieren und mit ihnen altersgerecht über die aktuelle Situation zu sprechen. Nachrichten für Erwachsene sollten Eltern hingegen zuerst selbst ansehen.

Die Eltern sollen sich Zeit nehmen, um die angesehenen Inhalte mit den Kindern nachzubesprechen. Je jünger ein Kind ist, desto sorgfältiger muss ein Thema wie Krieg angegangen werden. Eine wachsame Sorge ist hier die Devise.

Der Krieg sollte kein Tabuthema sein. Denn ein Tabu ist wie ein Vakuum für die Kinder, welche sie mit ihren eigenen Gedanken und Fantasien füllen, erklärt Kramer.

Eltern können ihren Kindern Sicherheit geben, indem sie verfügbar und präsent sind. Es ist wichtig, Angst anzuerkennen, damit die Kinder mit ihrer Angst nicht alleingelassen werden. Weil Angst ein Gefühl ist, dass ohnmächtig macht, soll aktiv etwas dagegen unternommen werden.

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Daniel Winkel ist reformierter Pfarrer in Riggisberg und engagiert sich seit acht Jahren in der Flüchtlingsarbeit. Immer wieder hat er erlebt, wie lange die bürokratischen Wege zu einem Asylentscheid sein können.

Dass es wie im Fall der ukrainischen Flüchtlinge und dem aktivierten Schutzstatus S auch schnell gehen kann, freut ihn. Er schätzt die grosse Offenheit gegenüber diesen Flüchtlingen. «Ich finde die grosse Solidarität für diese Menschen grossartig.»

Trotzdem löst sie auch Unverständnis aus. Er verweist auf aussereuropäische Flüchtlinge, welche einen negativen Bescheid erhalten haben und schlecht zurückkehren können. Für sie ist es schmerzhaft, diese Diskrepanz zu sehen, erklärt Winkler. Diese Flüchtlinge leben nämlich in Rückkehrzentren, wo sie von Nothilfe leben und schlechte Bedingungen herrschen.

Während die einen Flüchtlinge also zuvorkommend behandelt werden, müssen andere mühsame Prozesse durchleben. Die unterschiedliche Behandlung führt Winkler auf die geografische Lage zurück. Weil der gegenwärtige Krieg in Europa stattfindet, verstärkt dies die Solidarität gegenüber den ukrainischen Flüchtlingen. Winkler begrüsst es, wenn sich dies auf unser Verhältnis zu aussereuropäischen Flüchtlingen auswirken wird und sich der Umgang mit ihnen verbessert, einfühlsamer und mitfühlender wird.

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Barbara Hallensleben ist Professorin an der Theologischen Fakultät Fribourg, Expertin für Ostkirchen und hat Kontakte nach Russland und die Ukraine. Für sie ist klar, dass der russische Präsident Putin für den Krieg verantwortlich ist. Er habe offenbar aufgehört sich wie ein Politiker zu verhalten, sondern folge unerbittlich seinen Machtplänen.

Der Krieg in der Ukraine ist also in erster Linie nicht ein religiöser Konflikt. Putin benutzt die Kirchensituation jedoch als Vorwand für den Krieg. In der Ukraine gibt es nämlich zwei orthodoxen Kirchen, wovon eine mit dem Moskauer Patriarchat verbunden ist. Hallensleben erklärt, aus der Sicht des Kiewer Metropoliten Onufrij sei der Konflikt ein Bruderkrieg. Der Moskauer Patriarch Kyrill I. hingegen äussert sich nicht zum Krieg.

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Im Alten Testament führten die Israeliten so einige Kriege. Unter anderem deshalb, weil sie von Gott den Auftrag hatten, in das gelobte Land zu kommen und es zu besiedeln.

Allerdings sei zu berücksichtigen, dass solche biblischen Geschichten eine Botschaft übermitteln wollen, hält Peter G. Kirchschläger fest. Er ist Leiter des Instituts für Sozialethik der Theologischen Fakultät der Universität Luzern. Kriege in der Bibel rechtfertigen also nicht zwingend aktuelle Kriege.

Denn das Ziel müsse Friede sein. Auch in Situationen wie dem Ukraine-Krieg müsse man darauf hinarbeiten, den Frieden zu fördern, zu erreichen und Konflikte auf eine friedliche Art zu lösen.

Waffenlieferungen in Gebiete, wo Konflikte herrschen und Menschenrechte verletzt werden, hält Kirchschläger ethisch für problematisch. Eine Ausnahme kriegerische Handlungen zu rechtfertigen sieht er nur dann gegeben, wenn eine Militärintervention einen Genozid beenden kann. Für den gegenwärtigen Ukraine-Krieg sieht er hingegen politische, diplomatische und wirtschaftliche Möglichkeiten.

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Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs bekennen manche Menschen Farbe: nämlich blau-gelb, die Farben der ukrainischen Flagge. Inwiefern nützt eine solche Geste etwas?

Valeria, eine Ukrainerin mit russischen Wurzeln, begrüsst diese Geste der Solidarität. Sie habe allen Facebook-Freunden, welche Farbe gezeigt haben, persönlich gedankt. Sie schätzt es, dass diese Menschen ihre Haltung zeigen und zur Ukraine stehen. Die Demonstration für den Frieden vom 28. Februar in Zürich, an welcher 20 000 Menschen teilnahmen, berührte sie sehr.

Auch der Ukrainer Yevgen begrüsst Zeichen der Solidarität sehr. Das sei genau das, was die Ukrainerinnen und Ukrainer auf der ganzen Welt brauchten. «Mit so einer Unterstützung fühlt man sich natürlich stärker und nicht allein.» Er weist auch darauf hin, an den materiellen Aspekt zu denken, da die Not bei den Flüchtlingen gross ist.

Auch Russen wie Ilja zeigen die ukrainische Flagge. Spätestens als in Ukraine Bomben fielen, war für ihn klar, dass man sich auch als Russe in der Schweiz für die Ukraine positionieren muss. Er sieht es als Pflicht an, sich dieser Diskussion zu stellen.

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Kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs hielten die katholische und die reformierte Kirche in der Stadt St. Gallen ein Friedensgebet ab. Der Anlass wurde von rund 200 Personen besucht.

Ursprünglich war es als einmalige Aktion gedacht. Nun wird das Friedensgebet weitergeführt. Solange in der Ukraine Krieg herrscht, findet das Gebet jeweils abwechselnd in der reformierten Kirche St. Laurenzen und in der katholischen Schutzengelkapelle statt.

Der katholische Seelsorger Roman Rieger (Leiter der City Seelsorge St. Gallen) erklärt, dass durch das Gebet die Menschen ihre Ängste und Belastungen vor Gott legen.

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Es war erst im vergangenen Monat, als die Corona-Massnahmen gelockert wurden. Doch wegen dem Krieg in der Ukraine, welcher ein paar Tage später begann, ist die Stimmung nicht unbeschwerter worden. Da taucht wohl bei manchen Menschen die Frage auf: Warum zuerst Corona und nun der Krieg?

Der reformierte Pfarrer und Notfallseelsorger Peter Schulthess weist darauf hin, dass das, was wir auf der Erde erleben, die Normalität ist. Was wir hingegen in den vergangenen Jahren an Ruhe gesehen haben, sei eher aussergewöhnlich.

Kriege und Krankheiten gab es schon immer. Nun ist beides im gleichen Jahr zusammengekommen. «Jetzt werden wir wachgerüttelt», erklärt Schulthess. Die Konsequenzen der beiden einschneidenden Ereignisse würden wir noch länger spüren. Er spricht von einem Aufgerüttelt-Werden hin zu Gott, um für andere Menschen Fürbitte zu tun.

Es sei bedeutsam, dass wir auf den Kirchtürmen kein Glücksschwein, sondern ein Kreuz haben. Der christliche Glaube um Jesus ist aus einer Katastrophe entstanden, weil er ja sterben musste.

Menschen würden den Glauben an Gott wie eine Kuh ansehen, welche Milch gibt. Liebe zu Gott haltet sich jedoch an ihn, auch wenn der Glaube nichts nützt. Nach jeder Enttäuschung braucht es erneut eine Entscheidung für ihn, sagt Schulthess.

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Auf verschiedenen Medienkanälen erfahren wir von den Ereignissen des Ukraine-Kriegs. Er beschäftigt uns, denn im Vergleich zu anderen Konfliktgebieten ist die Ukraine nicht weit entfernt: Zu ihrem westlichsten Punkt sind es von der Schweiz aus rund 900 Kilometer Luftlinie.

Beraterin und Coach Helene Staub weiss, dass sich Gefühle wie Betroffenheit, Schock und Solidarität in uns breitmachen. Trotzdem sollen wir unser Leben gestalten. «Es ist wichtig, dass wir im Hier und Jetzt leben, unser Umfeld weiter gestalten und gleichzeitig unsere Solidarität zeigen», sagt sie.

Und sie fährt fort: «Freude im Leben gibt Kraft und Energie. Wir nützen den Menschen in Ukraine nichts, wenn wir den Kopf hängen lassen. Wir nützen ihnen mehr, wenn wir voller Energie etwas geben und beitragen können. Die Freude in unserem Leben muss und darf trotzdem auch Platz haben.»

Wir sollen also zu Energie kommen und das Gute in der Schweiz nicht vergessen. Flüchtlinge aus der Ukraine oder anderen Ländern sollen bei uns nämlich Perspektive und Hoffnung erhalten. Unsere Stärke und unsere privilegierte Position als Schweizer sollen wir an andere Menschen weitergeben.

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Die 34-jährige Valeriya Bernikova ist Saxofonistin und Dirigentin. In die Schweiz kam sie wegen ihres Studiums. Inzwischen lebt sie seit 13 Jahren hier und ist mit einem Schweizer verheiratet. Ihre Eltern, Verwandten und Freunde leben jedoch alle in der zentralukrainischen Stadt Poltawa.

Bis jetzt sei die Situation in ihrer Heimatstadt noch gut. Allerdings ist es für Bernikova nur noch eine Frage der Zeit, bis die russische Armee auch dort auftaucht. Im Beitrag erzählt sie von der Situation ihrer Eltern und der Stimmung unter den Ukrainern in der Schweiz.

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In verschiedenen Gebieten der Ukraine sei die Lage prekär, sagt Christoph Stiller. Er leitet die internationalen Programme des christlichen Hilfswerks «Samaritan’s Purse». Schätzungsweise seien über eine halbe Million Menschen geflüchtet, berichtet er.

Durch die Geschenkaktion «Weihnachten im Schuhkarton» ist die Organisation in Osteuropa verwurzelt und hat in der Ukraine ein Netzwerk von 3000 Kirchgemeinden. Diese sind direkt oder indirekt vom Krieg betroffen. «Wir sind im ständigen Austausch mit Leuten in der Ukraine», erzählt Stiller.

Besonders bewegt ihn das Schicksal all der Eltern mit ihren Kindern, welche innert kürzester Zeit ihr Hab und Gut verloren haben und wegen dem Krieg nun leiden müssen. «Was ich in dieser Kriegssituation besonders schlimm finde, ist die Tatsache, dass Familien getrennt werden», sagt er. Denn viele Männer dürfen das Land nicht verlassen, zwischen 18 und 60 Jahren können sie zum Militär eingezogen werden.

«Samaritan’s Purse» ist vor Ort im Einsatz. Die Lage ist zwar zurzeit unübersichtlich, doch die Organisation konnte bereits einige Projekte und Hilfseinsätze starten. So wurden beispielsweise rund 40 Flüchtlinge nach Deutschland gebracht.

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