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Raffael Spielmann
(c) ERF Medien

Erstausbildung mit 50 Jahren

Ein beruflicher und privater Werdegang der etwas anderen Art
Publiziert: 17.01.2019

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Während die Berufslehre für viele Menschen in der Schweiz am Anfang der beruflichen Laufbahn steht, macht Raffael Spielmann seine erste Ausbildung mit 50 Jahren. Sein Lebenslauf ist nicht nur wegen der Arbeit speziell. Auch Spielmanns Suche nach dem Sinn und seinem Platz im Leben liest sich als aussergewöhnliche Geschichte.

Raffael Spielmann absolviert die Lehre als Recyclist in Zürich. «Ich wollte nicht irgendeine Lehre, sondern etwas Sinnvolles machen. Weil mir die Natur am Herzen liegt, sagte mir dieser Beruf sofort zu.» Spielmann verwertet im Recyclinghof diverse gebrauchte Alltagsgegenstände und besucht, wie es sich für einen Lernenden gehört, auch die Berufsschule. Jetzt und in den kommenden Monaten stehen die Lehrabschlussprüfungen an. Wenn er die Ausbildung erfolgreich beendet, hat er seinen ersten Abschluss in der Tasche: im Alter von 50 Jahren! Es ist ein wichtiger Meilenstein für Spielmann, denn sein Leben verlief alles andere als gerade.

Auf der ständigen Suche
Von Geburt an verbringt er mehrere Monate im Kinderspital und anschliessend in einem Heim. Dann folgt die Adoption. Seine leiblichen Eltern wollen und können ihm keinen schönen Start ins Leben ermöglichen. Rückblickend fühlte er sich in den ersten beiden Jahren seines Lebens ungewollt und ungeliebt. Diese fehlenden Wurzeln führen ihn darum auf eine ständige Suche. Nach der Schule bricht er die damals einjährige Briefträger-Anlehre ab. Ohne Ausbildung im Gepäck schlängelt er sich mit Hilfsjobs durch das Leben.

Knapp am Tod vorbei
Mit 25 Jahren heiratet er zum ersten Mal. Als 30-Jähriger geht er seine zweite Ehe ein. Diese wird aber ebenfalls geschieden und macht ihn zu einem alleinerziehenden Vater. In dieser Rolle gibt er sein Bestes: «Ich wollte meinen Kindern eine unbeschwerte Zeit ermöglichen», so Spielmann. Trotzdem greift er nun zu Drogen und konsumiert diese masslos, was er seinen Töchtern gegenüber verheimlicht. An Weihnachten 2005 eskaliert der Spagat zwischen Familie und der Drogensucht. Spielmann überlebt eine Überdosis Kokain nur knapp und sagt rückblickend: «Jeder andere Mensch wäre gestorben, doch Gott griff in mein Leben ein.»

Von Drogenexzessen zu innerer Zufriedenheit
Kurz darauf, nach ein paar weiteren Abstürzen, lernt er Gott richtig kennen. Zwar wurde Spielmann der christliche Glaube bereits in seiner Jugend von seinen Adoptiveltern nähergebracht: Doch erst jetzt, Jahre später, findet er durch einen Besuch einer Freikirche zum Glauben zurück. Seine Tochter bringt ihn dazu, mit ihr mitzugehen. Kurze Zeit später trifft er sich mit dem Pastor der Kirche. Dieser hilf Spielmann, sein Leben aufzuarbeiten. Er sagt nach dem Treffen: «Ich verspürte eine grosse innere Zufriedenheit.» Mit Gott an seiner Seite ist Spielmann jetzt unterwegs Richtung Lehrabschluss. Drogen möchte er keine mehr konsumieren. Ihm ist aber auch klar: «Das Leben ist ein Prozess und ich bin noch lange nicht am Ziel.»

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