Sibylle Forrer, Pfarrerin in Kilchberg, beschäftigt sich nicht nur im Schweizer Fernsehen mit religiösen und ethischen Fragen. Auch in den sozialen Medien teilt sie unverblümt ihre Meinung mit. Ihre Aussagen sind erfrischend und direkt. Für sie ist die Bibel ein hochpolitisches Buch, das zum Denken anregt.
Die Pfarrerin ist das beste Beispiel dafür, dass sich die Frauen in der reformierten Kirche das zuweilen verstaubte Image abgelegt haben: Sibylle Forrer, 35 Jahre jung, mit modischem Flair und kommunikativ begabt. Seit letztem Herbst bringt sie am Samstagabend im Schweizer Fernsehen frischen Wind ins Wort zum Sonntag. Ohne Tabus spricht sie über aktuelle Themen – unkonventionell und erfrischend. Jesus stellte sie auch schon als Selfie von Gott dar – Gottes «Gesicht» in unserer Welt. «Wir Menschen geben am liebsten bearbeitete und geschönte Bilder von uns selber weiter. Jesus hingegen ist immer echt, ‹unbearbeitet›, auch im Elend.» Daher macht Sibylle Forrer Mut zur Authentizität. Religion hat für sie immer auch eine politische Dimension, denn Politik in seinem ursprünglichen Wortsinn bedeutet «eine Angelegenheit, die alle angeht». Dies veranschaulicht sie am Beispiel der Zuwanderungspolitik. Mit Bibeltexten, die sich mit Fremden und Fremdsein befassen, zeigt sie auf, dass dieses Thema die Menschen bereits vor 2000 Jahren beschäftigte. Für die Denkerin ist dabei klar: «Das Liebesgebot ist das Fundament der christlichen Werte.»
Sibylle Forrers Lieblingspsalm «Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen …» (aus Psalm 121) hat mit ihrer Kindheit und Jugendzeit zu tun. Sie liebt den See und auch die Berge. Sie brachte sich das Unser Vater selber bei. Bereits als 15-Jährige beschloss die junge Frau Theologie zu studieren. Ihre Matura-Arbeit schrieb sie zum Thema «Angst im Christentum». Die vielen Facetten dieser Ausbildung von den Weltreligionen über Geschichte zu alten Sprachen faszinierten sie. Dies war für die Studentin eine interessante intellektuelle Herausforderung.
Die Pfarrerin mag ihre Religion kopflastig, weil das fordert. Sie staunt, wie sie selber immer wieder einen neuen Zugang zu den Bibeltexten findet, wenn sie eine Predigt vorbereitet: «Mir gefällt die jüdische Vorstellung vom lebendigen Wort Gottes.» Glaube ist für sie kein Selbstzweck, sondern hat immer eine soziale Dimension. Sie selbst möchte für ihre Mitmenschen authentisch sein, fromme Floskeln mag sie nicht.
Die Theologin schätzt die Interaktion der sozialen Medien und begreift sie als Chance auch für die Kirche. Jugendliche, die sonntags früh lieber im Bett verbringen als in der Kirche, versteht sie sehr gut. Sie schwärmt von ihrem Beruf, den sie als wichtig und spannend empfindet. Ihr Leit-Bibelvers steht in Römer 1,16–17: «Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; eine Kraft Gottes ist es zur Rettung für jeden, der glaubt …»
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