Annelies Schneller wurde mit zwei unfertig ausgebildeten Händen geboren: Sie hat an jeder Hand nur zwei kurze Finger, die anderen Finger fehlen. Für viele Dinge, welche für die meisten Menschen alltäglich sind, muss sie deswegen neue, kreative Wege finden. Dennoch führt sie ein ausgefülltes und überaus aktives Leben.
«Trotz allem habe ich eine glückliche Kindheit verbracht.» Annelies Schneller wuchs als ältestes von vier Kindern im Engadin in einfachen Verhältnissen auf. Sie besuchte die Schule wie alle anderen auch und engagierte sich in der Pfadi. «Da ich nicht bei allen Spielen mitmachen konnte, vor allem bei Ballspielen, spezialisierte ich mich auf das Organisieren von Spielen.» Ihre Behinderung ist auffällig sichtbar. So mag sie es, wenn sie direkt darauf angesprochen wird. «Hilfe nehme ich gerne an.»
Eine fast tödliche Krankheit
Die Teenagerzeit war für Annelies Schneller eine schwere Zeit mit vielen Spannungen. Ihre eher widerwillige Teilnahme an einem christlichen Camp am Lago Maggiore öffnete für sie eine neue Welt. «Endlich konnte ich mich so annehmen, wie Gott mich geschaffen hat.» So gut es ihr geistig nun ging, begann ihr Körper zu rebellieren. Es häuften sich körperliche Symptome, für die es keine Erklärung zu geben schien.
«Ich stand als frischgebackene Lehrerin vor meiner ersten Schulklasse, als ich zusammenbrach.» Im Spital erhält sie die erschütternde Diagnose: Eine seltene, oft tödlich verlaufende Auto-Immun-Erkrankung. Drei Monate lang hing ihr Leben an einem seidenen Faden. Ihr Professor verschrieb ihr als letzte Chance ein neuartiges Medikament. Dieses wirkte, und sie konnte die Krankheit besiegen.