Trotz rechtlicher Gleichstellung geht es den Frauen in der Schweiz finanziell nicht so gut wie den Männern. Mit zunehmendem Alter steigt bei einer Frau das Armutsrisiko.
Die Gründe sind auf den Arbeitsmarkt und das System der sozialen Sicherheit zurückzuführen, erklärt Aline Masé (Leiterin der Fachstelle Sozialpolitik bei Caritas Schweiz). Frauen arbeiten häufiger in prekären Arbeitsverhältnissen, in Tieflohnbranchen und Teilzeit. Ein Viertel von ihnen hat weniger als 50 Stellenprozente. Frauen verdienen weniger und sind deshalb sozial schlechter abgesichert. Zudem haben sie häufiger Erwerbsunterbrüche.
Die soziale Sicherheit ist in der Schweiz stark mit der Erwerbstätigkeit verknüpft. Private Betreuungsarbeit werde im System der sozialen Sicherheit kaum berücksichtigt, so Masé.
Die Konsequenzen zeigen sich beim Verlust der Arbeit oder im Alter. Über ein Viertel der Frauen hat wegen dem Fehlen der zweiten Säule nur eine AHV-Rente. «Frauen sind im Alter viel häufiger auf Unterstützung angewiesen», sagt Masé.
Aus ihrer Sicht ist die Politik gefordert, weil die Strukturen nicht angemessen sind und die Frauen nichts dagegen unternehmen können. Caritas Schweiz fordert, dass unbezahlte Betreuungsarbeit abgesichert wird. Löhne sollen existenzsichernd sei, entsprechende Arbeitsmodelle sollen dies zulassen. Nachhofbedarf besteht auch bei der Familienbetreuung ausser Haus, die sich immer noch nach Bürozeiten richte, so Masé.