Im Sommer 2020 wurde nach dem ersten Pandemie-Lockdown das ökumenische Forschungsprojekt «CONTOC – Churches Online in Times of Corona» durchgeführt. Es untersuchte, wie die Kirchen im Frühling 2020 mit dem Lockdown umgingen. Im Sommer 2022 wurde nun die Nachfolgestudie «CONTOC2» durchgeführt.
Die Hauptfrage sei gewesen, ob sich die Krisenreaktion während der ersten Corona-Phase nochmals abgebildet und was sich weiterentwickelt hätte, erklärt Thomas Schlag. Er ist Professor für praktische Theologie an der Universität Zürich und Mitinitiant der Studie. Diese wollte herausfinden, wie viel von dem, was man im Frühling 2020 auszuprobieren begann, geblieben ist. Gibt es so etwas wie ein «New Normal»?
«Man kann nicht sagen, dass alles mit dem Ende der Pandemie verschwunden ist. Im Gegenteil: Da wird von einem bestimmten Teil der Befragten fleissig weiterprobiert und entwickelt. Wir haben nicht den Eindruck, dass man jetzt insgesamt zum Analogen zurückkehrt», erzählt Schlag. Es gäbe Chancen und Potenziale über die Livestreams von Gottesdiensten hinaus, beispielsweise Bildungsformate und Seelsorgeangebote in Form von Chat-Foren und WhatsApp-Gruppen.
Schlag sieht auch Handlungsbedarf. «Wir haben durch unsere Ergebnisse den ganz starken Eindruck, dass das, was die Pfarrpersonen und die anderen Hauptamtlichen machen, eigentlich im Moment noch im oberen Bereich läuft. Man merkt grosses Engagement bei denen, die sich digital engagieren.» Gleichzeitig habe die Arbeitsbelastung dadurch zugenommen. Das sei eine Struktur- und Ressourcenfrage: Die Kirchen müssten sich überlegen, wie sie die Online-Angebote so einbauen, dass diese ein Teil des Gesamtprogramms werden und nicht verloren gehen.