Ein junger, völlig mittelloser Mann brachte mit seinem Auftauchen meine Planung durcheinander. Mich für ihn zu engagieren und ihm zu helfen forderte mich heraus. Ich fragte zwei Bekannte wegen einem Paar Schuhe und einem Hemd an, damit der junge Mann passend für ein Vorstellungsgespräch gekleidet werden konnte. Meine Anfrage schien sie zu überfordern.
Nächstenliebe ist eine Selbstverständlichkeit und eine Tugend – in der Theorie. Doch wenn sie konkret werden sollte, dann sieht es anders aus. Wir lassen uns nicht gern in unserer Wohlfühlwelt stören. Ich bin allerdings überzeugt: Man kann sich nicht wohl fühlen, wenn man sich Bedürftigen gegenüber hartherzig verhält. – Von Christoph Gysel