Die psychosoziale Beraterin Bea Grimm erklärt, was Verlustangst ist: «Wir antizipieren eine vermeintliche Erfahrung, ein vermeintliches Geschehen, das eintreffen wird. Das hat mit der Realität oft gar nichts zu tun. Wir Menschen haben eine hohe Fähigkeit zur Kreativität und zur bildlichen Gestaltung, wie sich das Szenarium anfühlen oder sich gestalten könnte. Ganz oft passiert nichts davon.» Verlustangst passiert also in unserem Kopf.
Um diesem negativen Gedankenkarussell entkommen zu können, hilft es, sich zu verkörpern. Wir bestehen ja nicht nur aus einem Kopf, sondern auch aus einem Körper, von dem der Kopf ein Teil ist.
Grimm rät, bei einem Gedankenkarussell bewusst zu atmen. Wichtig ist dabei, dass wir länger aus- als einzuatmen. Auch den Kreislauf in Bewegung zu bringen kann helfen, dass uns die Verlustangst nicht die ganze Zeit im Kopf kreist. «Man kann etwas hüpfen, schütteln, sich etwas abklopfen. Einfach den Körper wieder spüren.»
Die Verlustangst überkommt uns nicht einfach so. Sondern wir haben uns antrainiert, dass wir uns diesen Gefühlen hingeben. Als Erwachsene können wir jedoch aktiv dagegen angehen.
Die Bestätigung von aussen kann einer Person, die starke Verlustangst hat, helfen, mit diesen Ängsten umzugehen, erklärt Bea Grimm. Denn wenn diese Bestätigung wegfällt, wird es eng für einen Menschen, der mit einem beeinträchtigten Selbstwert lebt.
«Wenn ich in einer Beziehung oder in einer Freundschaft bin, in der mir meine Freundin oder mein Partner immer wieder positives Feedback gibt und immer wieder sagt, wie sehr sie mich schätzt, wie sehr sie mich mag oder was sie toll findet an mir, dann hilft das meinem Selbstwert.» So kann das, was wir in der Kindheit nicht hatten, nachgebessert werden. Wenn wir dies verinnerlichen, stärken wir unseren Selbstwert.