Nächstenliebe, Vergebung, Barmherzigkeit: Solche Begriffe werden mit christlichen Werten assoziiert. Doch worum geht es bei den christlichen Werten?
Christine Schliesser ist Privatdozentin für Systematische Theologie an der Universität Zürich. Sie erzählt, dass der Philosoph Immanuel Kant die ethische Grundfrage folgendermassen kurz zusammenfasste: Was soll ich tun? Man könnte auch fragen: Wie sollen wir uns verhalten? Welche Werte wollen wir realisieren? Was ist Gottes Wille für mein Leben?
Werte seien wie die Unterschrift von Christen auf die Welt, so Schliesser. An unserem Verhalten und Handeln wird deutlich, welche Werte uns beeinflussen. Sie fliessen in unsere alltäglichen Entscheidungen ein.
In der Bibel wird nicht direkt von Werten gesprochen. Im Neuen Testament ist stattdessen beispielsweise von der Frucht des Geistes die Rede, welche Werte wie Geduld, Freundlichkeit und Freude beinhaltet.
Betrachtet man die Kirchen- und Theologiegeschichte, ist bei den christlichen Werten eine Veränderung zu sehen. Während die einen Werte in den Hintergrund treten, werden andere stärker oder erhalten einen neuen Akzent, sagt Schliesser. Sie nennt als Beispiel die Nachhaltigkeit.
Auch hat die Freiheit an Bedeutung zugenommen. Schliesser verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass Christen nicht nur von Negativem, sondern auch für Positives befreit sind.