Von Bensch Sager
Eine hoffnungsvolle Perspektive auf das Leben und die Welt zu behalten ist eine Herausforderung. Ein Vorbild und eine Inspiration in dieser Disziplin ist für mich Paulus.
Der Pessimist sieht das Dunkel eines Tunnels, der Optimist sieht das Licht am Ende des Tunnels, der Realist sieht den Zug, der immer näherkommt, und der Lokführer sieht drei Vollidioten auf dem Gleis stehen. Dieser Witz nimmt drei Sichtweisen auf die Realität auf die Schippe.
Mich begeistert hier noch eine vierte Sicht, nämlich der Possibilist. Er färbt die Welt nicht schön mit positivem Denken und meint auch nicht, er habe die realistischste Perspektive von allen. Er versucht sich nicht von Sorgen leiten zu lassen, sondern Möglichkeiten zu sehen und Hoffnung in einer Situation zu haben. Er schaut eben auf das, was «possible» ist. Das klingt nach einer pfiffigen Art, die Welt wahrzunehmen.
Aber so etwas ist einfacher gesagt als wahrgenommen. Mir fällt es oft schwer, eine hoffnungsvolle Sicht auf meinen Alltag zu behalten: Sorgen, pessimistische Gedanken, Ängste vertreiben die Sicht auf die Möglichkeiten.
Und genau in solchen Situationen beeindruckt mich ein Mann aus der Bibel: Paulus. Im 2. Korintherbrief lesen wir, dass Paulus gerade aus einer Krisenzeit herauskommt. Also aus dem Dunkel des Tunnels, wo es ihm bestimmt nicht einfach gefallen ist, ein Possibilist zu bleiben.
Im Tunnel drin schreibt er in Kapitel 12: «Aber er (also Gott) hat zu mir gesagt: ‹Meine Gnade ist alles, was du brauchst. Und gerade dort, wo du schwach bist, wirkt meine Kraft ganz besonders an dir.› Darum will ich vor allem auf meine Schwachheit stolz sein. Denn nämlich erweist sich die Kraft von Christus in mir.»
Das begeistert mich. Auch wenn ich nicht mehr die Kraft habe, eine Perspektive zu behalten, wo eben alles möglich ist – eine possibilistische –, genau dann Gott wirken.