Im Arbeitsraum an der Uni ist die Stimmung immer sehr fokussiert. Niemand traut sich ein Wort zu sagen. Jede Bewegung ist zu laut und könnte jemand anderen ablenken. Alle sind still. Ausser Johnny.
An der Uni habe ich viel Zeit im Zimmer 114 verbracht. In diesem Zimmer kann man einen Arbeitsplatz reservieren, wenn man eine Seminararbeit am Schreiben ist. Auf den Tischen stapeln sich die Bücher. Je mehr Bücher man ausnimmt, umso mehr ausreden hat man, wieso man noch keinen Buchstaben geschrieben hat. Ich muss mich hier zuerst einlesen.
Die Stimmung im 114 ist immer sehr fokussiert. Denn wer nicht seriös arbeiten will, kann auch draussen im Park seine Arbeit schreiben. Aber hier im 114 konzentriert man sich. Es wird nicht gesprochen. Man sollte niemanden stören. Und wenn du jemanden fragen willst, um zusammen eine Kaffeepause zu machen, dann stupfst du diese Person an oder schreibst ein WhatsApp. Aber du gibst ganz sicher keinen Ton von dir. So machen das alle. Alle, ausser Jonny.
Raum einnehmen
Wenn Jonny die Tür öffnet, dann hält er sie nicht fest, sondern lässt sie gegen die Wand knallen. Dann schmeisst er seinen Rucksack auf den Tisch, lässt sich auf den Stuhl fallen und isst sein Gipfel so laut, dass man meinen könnte, es seien Chips.
Jonnys Auftreten hat mich immer etwas aus dem Konzept gebracht. Nicht, weil mich die Geräuschkulisse gestört hat, sondern weil ich nachher sicher 10 Minuten lang darüber nachgedacht habe, wieso ich das nicht auch kann. Raum einnehmen. Hier sein und mich nicht daran stören, wenn andere merken, dass ich hier bin. Auch heute denke ich manchmal an Jonny, bevor ich in einen Raum hineinlaufe. Ich lasse nicht gleich die Tür knallen. Aber ich habe gelernt, dass ich etwas weniger auf der Zehenspitze laufe.