Laut dem Schweizer Gletschermessnetz GLAMOS zählt die Schweiz 1400 Gletscher. Zwei Prozent der Schweiz sind noch mit Eis bedeckt, was knapp dem Wasservolumen des Bodensees entspricht.
Vor rund 170 Jahren wuchsen die Gletscher in der Schweiz zum letzten Mal flächendeckend, um 1850 erreichten sie also ihre letzte Maximalausdehnung. Seither befinden sie sich im Rückzug, mit gewissen Unterbrüchen. «Seit 1980 gehen die Gletscher in der Schweiz überall stark zurück», erklärt Matthias Huss, Professor für Glaziologie an der ETH Zürich und Leiter von GLAMOS.
In den vergangenen Jahren hat sich die Gletscherschmelze intensiviert, die Extremjahre häufen sich. 2022 verlor die Schweiz sechs Prozent des verbleibenden Eisvolumens. «Das war ein absolutes Rekordjahr», sagt Huss. Bis dahin lag der Maximalwert bei knapp vier Prozent.
Die Berechnungen von GLAMOS haben schon lange darauf hingewiesen, dass Klimaveränderungen kommen werden. Allerdings sind diese in ihrem gegenwärtigen Ausmass erst in 10 bis 20 Jahren erwartet worden. «Das hat uns gezeigt, wie akut die Klimaänderung ist.»
Auch dieses Jahr sieht es nicht gut für die Gletscher aus. Am Ende dieses Winters gab es sehr wenig Schnee. «Dieser Schnee ist absolut ausschlaggebend, weil er die Schutzschicht für das Eis bildet», erklärt Huss. Je weniger Schnee vorhanden und je früher er weg ist, desto früher beginnt das Eis zu schmelzen.
«Wir werden einen Grossteil unserer Gletscher verlieren», hält Huss fest. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Schweiz über 1000 kleine, namenlose Gletscher verloren. «Jetzt geht es auch langsam den grösseren und bekannteren an den Kragen.»
Er sagt, es hänge davon ab, wie stark wir den Klimaschutz betreiben. Für eine Stabilisierung müssen die Emissionen der Treibhausgase weltweit praktisch auf Null reduziert werden. Auf der einen Seite seien wir alle gefragt, auf der anderen Seite brauche es eine Steuerung durch die Politik, so Huss. Mit einem intensiven Klimaschutz könnte ein Drittel aller Schweizer Gletscher gerettet werden.