Neid macht uns nicht glücklich. Er schadet uns und den Beziehungen zu anderen Menschen. Wie können wir ihm entgegenwirken und ihn loswerden? Das fragten wir die individualpsychologisch-systemische Fachberaterin Rahel Kellenberger.
In einem anderen Beitrag über Neid ging es darum, dass wir uns nicht vergleichen sollen. Eine weitere Möglichkeit ist, dass wir Gönner werden. Wir gönnen den anderen, worum wir sie normalerweise beneiden würden. Gönner sein ist eine Einstellung und ein Lebensstil, für den wir uns entscheiden können. «Der Gewinn ist, dass ich viel zufriedener leben kann und das geniessen kann, was ich habe.»
Hinsichtlich des Umgangs mit Neid ist der christliche Glaube eine Ressource. «Wenn wir mit Jesus Christus verbunden sind, sind wir an dieser Lebensquelle.» Es geht um etwas Übergeordnetes und wir sind Teil eines Ganzen. Wenn die Gottesbeziehung unsere Grundlage ist und wir unser Vertrauen darauf bauen, hilft uns das, Gönner zu sein. Unser Leben hat dann ein Ziel und wir haben einen Auftrag.
Die Welt ist manchmal auch einfach ungerecht. Das sollen wir anerkennen. «Viele von uns haben Sehnsucht nach der idealen oder perfekten Welt», weiss Kellenberger. Das sei etwas, das in uns Menschen schlummert. Jeden Tag stellen wir fest, dass vieles nicht rund läuft. Wir sollen diese Tatsache bejahen und anerkennen. «Ich bin Teil dieser Welt, in der vieles nicht gut läuft.»
Kellenberger empfiehlt auch einen Perspektivenwechsel. Wir wechseln den Fokus von dem, was wir zu wenig haben, hin zu dem, was wir geben können. Kellenberger nimmt das Beispiel eines Zopfs, den wir verschenken. Es geht nicht darum, ob er perfekt aussieht. Sondern wir haben einem anderen Menschen ein Geschenk gemacht, mit dem er sich ernähren kann.
Ein weiterer Schlüssel im Kampf gegen den Neid ist die Dankbarkeit. Wir führen uns vor Augen, was wir haben – und sind dankbar dafür. Eine Möglichkeit ist, ein Dankbarkeits-Tagebuch zu führen. Dort schreiben wir all die Menschen und Dinge auf, für die wir dankbar sind.