Wenn Eltern stolz auf ihre Kinder sind, wollen sie quasi die ganze Welt an ihrer Freude teilhaben lassen.
Diese Freude an sich ist das eine. Wenn sie jedoch in die digitale Welt überschwappt, verliert sie ihre Harmlosigkeit. Wenn die Eltern ihr Smartphone zücken, ihren Nachwuchs fotografieren und die Fotos ins Internet stellen, entsteht ein digitaler Fussabdruck. Einen solchen haben heutzutage bereits 90 Prozent der Kinder unter zwei Jahren.
Ein digitaler Fussabdruck bezeichnet die digitalen Spuren, welche eine Person im Internet hinterlässt, erklärt Sandra Husi, Datenschutzbeauftrage beim Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement. Als Erwachsene können wir unseren digitalen Fussabdruck beeinflussen, Kinder können dies jedoch nicht.
Auch wenn Eltern ein Foto nur mit ihrem Freundeskreis teilen wollen, kann es trotzdem in die weite Welt des Internets gelangen. Fotos von WhatsApp oder einer ähnlichen App können auf dem Smartphone gespeichert werden. Je nach Einstellungen greifen andere Apps auf diese Fotos zu. Das Geschäftsmodell von Internetfirmen beruht darauf, Daten von Konsumenten zu erhalten, auszuwerten und weiterzuverkaufen.
Husi weist noch auf einen anderen Aspekt hin. Durch übermässiges Fotografieren nehmen Eltern ihre Kinder vorrangig durch die Linse einer Foto- oder Videokamera wahr. Schöne Momente erleben sie so nicht mehr authentisch. Sie sind darauf fokussiert, Material über ihre Kinder veröffentlichen.