Den Prozess der Veränderung lässt sich mit vier Zimmern vergleichen. So sieht das Modell des schwedischen Psychologen Claes F. Janssen aus. Die vier Zimmer sind 1. Zufriedenheit, 2. Verleugnung, 3. Chaos und Verwirrung und schlussendlich – im besten Fall – 4. Erneuerung.
Im Chaos-Zimmer geht es darum, die eigenen Muster zu erkennen, die meistens in der Kindheit geprägt wurden. «Was macht ein Mensch nicht alles, um Aufmerksamkeit und Zugehörigkeit zu bekommen, um gesehen und gehört zu werden? Das ist ein Grundbedürfnis. Jedes Kind merkt, was es dafür tun muss. Das läuft alles unbewusst ab», erklärt Hickert.
Diese Prägung passiert in den ersten sechs bis sieben Jahren. Dort werden die Muster, der Lebensstil geprägt. Kinder beobachten gut, was bei den Eltern ankommt und was nicht. Und was gut funktioniert hat, das gewöhnen wir uns an. Mit diesen Angewohnheiten müssen wir uns dann jedoch im Erwachsenenalter auseinandersetzen.
Im Zimmer des Chaos und der Verwirrung schauen wir im übertragenen Sinn in den Rückspiegel. Wir sollen unser bisheriges Verhalten verstehen und einordnen. «Wieso reagiere ich mit Rückzug, wenn es schwierig wird? Oder wieso brause ich immer auf? Oder wieso bin ich in gewissen Situationen überverantwortlich und habe das Gefühl, ohne mich geht es nicht? Oder wieso sind mir harmonische Beziehungen so wichtig?», nennt Hickert als Beispiele.
Wir können uns überlegen, wer uns das vorgelebt hat. Wo wir solche Verhaltensweisen aufgenommen und übernommen haben. Dann sollen wir herausfinden, wie wir anders handeln können.
Das Neue Testament spricht davon, dass unser Denken erneuert werden soll, sagt Hickert. «Ich habe einen Gott im Hintergrund, der für mich ist, der mit mir ist, der mir sogar den Heiligen Geist als innere Kraft verheissen hat. Wenn meine Willenskraft nicht reicht, ist die andere Kraft auch noch da. Sie unterstützt mich, mein Denken auf das Neue zu fokussieren, Veränderungen anzugehen und Verhaltensschritte zu etwas Neuem zu wagen.»
Verändertes Verhalten gibt es allerdings nicht von heute auf morgen. Das alte Verhalten, mit dem wir vertraut sind, will immer wieder zurückkommen. Für nachhaltige Veränderungen im Leben ist Übung gefragt. «Es geht darum, diese immer wieder neu zu verinnerlichen, bis sie eine neue Realität im eigenen Leben werden», so Hickert.
Dabei müssen wir die Eigenverantwortung wahrnehmen, derer wir uns im Zimmer der Verleugnung bewusst geworden sind. Statt in der Opferrolle zu verharren, gehen wir das Leben aktiv an und gestalten es. Wir schauen uns nach Optionen um.
In diesem Prozess der Veränderung läuft nicht immer alles linear. Manchmal geht es in den Zimmern nicht vorwärts, sondern auch mal rückwärts. Hickert spricht in diesem Zusammenhang von Ehrenrunden. In solchen Fällen sollen wir liebevoll und tröstend mit uns selbst sein. Und einen neuen Versuch wagen.