Von Matthias Hauser
David Schmid gehört zu den besten Patissiers überhaupt. Nach der Auszeichnung als «Weltkonditor» waren seine süssen Kreationen derart beliebt, dass er mit der Produktion nicht mehr nachkam und fast ausbrannte. Nun wagt er mit seiner Frau Nicole im kleinen, aber feinen Stil einen Neubeginn, wo andere Karrieren beginnen: in einer Garage.
Noch bis im Herbst hatten David und Nicole Schmid ein Ladenlokal an bester Lage in der Zofinger Altstadt und internationale Kundschaft. Sogar aus Frankreich, dem Land der Patisserie, kamen sie, um süsse Leckereien des international ausgezeichneten Geschmacksarchitekten zu geniessen. 2021 gewann David Schmid zwei Titel, die die Nachfrage explodieren liessen: Als erster Schweizer überhaupt wurde er als «Weltkonditor» ausgezeichnet und dazu gewann er auch die «Bäckerkrone».
Doch der Erfolg hatte nicht nur Schokoladenseiten. Ständig mussten noch mehr Angestellte eingearbeitet werden, um den Ansturm zu bewältigen. Jede Woche begann die Produktion wieder bei null, weil die Ladenregale leer gekauft wurden. Die Eltern von zwei Teenagern arbeiteten sieben Tage in der Woche. Ferien gab es keine. «Ich fühlte mich so erschöpft und hatte gar keine Zeit, neue Energie zu tanken. Krank zu sein, konnte ich mir gar nicht erlauben», erinnert sich David Schmid.
Neben der Familie kam auch das Kreieren zu kurz. Der leidenschaftliche Tüftler kann auch schon mal mehrere Wochen an einer neuen Köstlichkeit herumexperimentieren – bis sie seinen Ansprüchen gerecht wird. «Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, tüftelt er so lange, bis es stimmt. Ich ticke da etwas anders», lacht seine Frau Nicole. «Ich gebe mich früher zufrieden und sage: Komm, das ist schon gut. Aber am Ende hat er recht.» Um dem Ansturm, dem Druck und den teuren Fixkosten zu entfliehen und mehr Ruhe für ihre Leidenschaft zu haben, wagten Schmids den Schritt zurück. Sie fanden in der Aarauer Industrie eine Garage. Da haben sie seit November 2024 eine kleine Produktionsfläche, einen winzigen Laden und wenige Sitzplätze für Kunden, die einen guten Kaffee und Patisserie vor Ort geniessen möchten.
«Wir haben uns auf ein Minimum reduziert, arbeiten als Ehepaar und mit nur noch einer Mitarbeiterin. Es gibt nur eine kleine Auswahl an Patisserie. Das Angebot ändert laufend, je nach Saison und unserem Geschmack.» Für die Wirtschaftswelt untypisch soll es nicht um Wachstum und Gewinn gehen. «Wir verkleinern uns lieber, verzichten auf das grosse Geld und machen, was uns Spass macht», meint der Weltkonditor.
Neben dem Aufbau der «La Patisserie David Schmid» am neuen Standort produziert er neu Video-Tutorials für die Richemont Fachschule in Luzern. Dazu gibt er Workshops für Firmen und andere Gruppen, um das Konditoren-Handwerk erlebbar zu machen. Das Ehepaar Schmid will auch wieder mehr Zeit haben und in ihre Leidenschaften investieren. Sohn Lenny ist als Mittelstreckenläufer auf dem Weg in den Spitzensport. Amy steht als Künstlerin und Sängerin gerne auf der Bühne.
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