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Hallo Mensch | (c) photocase
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Gott: «Hallo Mensch – ich würde gerne mal mit dir reden.»

Beziehung zu Gott pflegen
Publiziert: 11.10.2013

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Von Markus Züger

Viele Menschen reden davon, dass man mit Gott reden kann. Aber viele zweifeln daran, dass er überhaupt zuhört. Sehr viele Menschen beten zu Gott, Beten scheint im Menschen wie eingepflanzt zu sein. Aber viele sind sich nicht klar darüber, was es bringt. Und noch mehr zweifeln, ob man denn Gottes Stimme überhaupt hören kann. Die wichtigste Frage ist: Wollen wir überhaupt mit Gott reden, wollen wir denn wirklich eine Beziehung zu ihm?

Beten ist nichts anderes als mit Gott reden, mit ihm kommunizieren. Aber gibt es diesen Gott überhaupt? Auf diese Frage scheint der Mensch eine Antwort gefunden zu haben. Über alle Generationen, Völker und Zeiten hinweg scheint er zu wissen, dass es diesen Gott gibt; und diejenigen, die das bestreiten, bestätigen dies wie indirekt. Denn wenn es ja Gott nicht geben würde, müssten sie ihn ja nicht so vehement bekämpfen.

Aber hört Gott mir wirklich zu? Die Gegenfrage dazu: Hörst Du jemandem zu, den Du liebst? Wenn es Gott gibt, dann hat er die Schöpfung gemacht, also auch uns. Und was jemand schafft und erfindet, das liebt er. Wir Menschen hören ja sogar zu, wenn uns jemand aufregt.

Nun gibt es auf dieser Welt aber mehr als nur mich. Kann Gott gleichzeitig auf so viele Menschen und Gebete hören? Wenn wir von dem biblischen Gott reden, haben wir es mit jemandem zu tun, der alles weiss, grenzenlos mächtig ist. Gott ist eine Person, die keine Begrenzung kennt wie wir Menschen. Somit ist es für Gott auch kein Problem, eine Million Gebete in der gleichen Sekunde zu hören. Eine Sekunde ist für ihn auch keine Zeiteinheit, wie wir sie wahrnehmen.

Als letzte Frage gilt es zu klären, ob Gott unsere Gebete genug wichtig sind, um darauf zu hören und zu reagieren. Einem Vater und einer Mutter ist es unendlich wichtig, was ihr Kind sagt. Ebenso wichtig ist Gott, was wir als seine Kinder zu ihm sagen. Auch wenn uns gewisse Dinge als unwesentlich erscheinen: Für ihn ist nichts unwesentlich, weil wir ihm so wichtig sind. Als unser überirdischer Vater und Mutter interessiert Gott einfach alles, weil er uns über alles liebt.

Hören wir Gott zu?
Das ist letztlich die entscheidende Frage. Es geht weniger darum, ob Gott uns zuhört – das tut er –, sondern ob wir ihm zuhören. Wie sollen  Eltern Einfluss auf ihr Kind nehmen, wenn sie zwar dem Kind immer zuhören, wenn das Kind aber – warum auch immer – ihnen nicht zuhört? Wir alle schätzen es, wenn man uns zuhört. Aber selber zuhören? Das tun wir deutlich weniger gern. Dieser Umstand ist in der Beziehung zu Gott noch ausgeprägter. Sehr viele Menschen beten zu Gott. Wenn sie fertig sind mit Beten, geht es anschliessend einfach weiter. Viele  Gebete sind gar keine gegenseitige Kommunikation, sondern Ein-Weg-Botschaften. Auf diese Art kann keine Beziehung entstehen. Wie soll Gott zu mir reden und mich auf wichtige oder wertvolle Dinge hinweisen können, wenn ich nicht hinhöre? Wie soll er mich beschenken, wenn ich gar nicht richtig höre und die Beziehung nicht richtig pflege?

Wir rechnen oft gar nicht damit, dass Gott zu uns redet, obwohl «und Gott sprach» ganz typisch für Gott zu sein scheint. Wir wollen unser Leben auch lieber selber bestimmen und hören deshalb oft nicht hin. Hören, Zuhören und Hinhören müssen wir genauso lernen wie das Reden.

Sind wir beziehungsfähig?
«Selbstverständlich!» tönt es in uns. Zur Beziehungsfähigkeit gehört aber ganz wesentlich das Hören dazu. Auch das Hören wollen! Beziehungsfähig ist nur derjenige Mensch, der sich von andern – hier von Gott – ins Leben reden lässt und bereit ist, zusammen mit andern – mit Gott – das Leben zu gestalten. Das macht den Alltag ja auch viel interessanter. Es ist aber anspruchsvoller. Wie beziehungsfähig wir sind, entscheidet nicht zuletzt unser Wille. Daraus folgt unsere Fähigkeit, wirklich hinzuhören, zu verstehen und dann auch entsprechend in unser Leben einzubeziehen, was andere und Gott uns sagen. Denn meist ist es von Liebe geprägt, wenn Gott oder jemand anders uns etwas sagt. Aber bringen auch wir diese Liebe und diese Beziehungsfähigkeit auf und hören wirklich hin?

Es lohnt sich!
Wie oft habe ich in meinem Leben erlebt, dass es sich lohnt, auf andere zu hören. Vor allem auf Gott! Allerdings war dies ein nicht ganz  einfacher Lernweg. Als 25-Jähriger merkte ich, dass ich sowohl Menschen wie auch Gott nicht gut zuhören kann. Und ich merkte auch, dass dies für mein Leben nachteilig ist. So entschied ich mich, das Hören auf Menschen und auf Gott zu lernen. Es dauerte so seine Zeit, bis die ersten wirklich guten Resultate sichtbar wurden. In Beziehungen zu Menschen merkte ich, dass mein Gegenüber das sehr schätzte und dass auch etwas zurückkam. Und in der Beziehung zu Gott merkte ich, dass ich plötzlich Verständnis für Situationen und Menschen entwickeln konnte, die ich vorher nicht hatte. Ich erkannte das Wesen Gottes besser. Ich hörte immer besser, was ich in gewissen Situationen tun könnte. Und wenn ich es tat, lohnte es sich immer.

Aller Anfang ist schwer
Ich erinnere mich noch gut, als ich mit 25 Jahren in einem Kurs mit dem Titel «Stille» am letzten Nachmittag versuchte still zu werden und auf Gott zu hören. Es war nur ein Abmühen. Ich schaffte es zwar, fünf Minuten nichts zu denken – ich hörte aber nichts. Ich kam mir vor wie ein Kind, das lernt zu laufen. Weil ich aber wusste, dass jedes Kind laufen lernen muss, war ich der Überzeugung, auch das Hören auf Gott lernen zu können. Also begann ich damals, ab und zu am Abend eine Stunde mit Gott zusammen zu sein. Ich versuchte ernsthaft auf ihn zu hören. Nach ersten guten Erlebnissen steigerte ich dies auf einen Abend, dann ab und zu auf einen halben Tag. Als 30-Jähriger schaffte ich es bereits einen Tag; und ab 45 entdeckte ich, wie genial es sein kann, mal einige Tage mit Gott allein zu sein. Heute bin ich 55 Jahre alt und  nehme mir alle zwei Wochen einen halben Tag der Stille, und einmal im Jahr eine ganze Woche. Diese Zeiten sind immer wieder Höhepunkte
in meinem Leben. Diese Zeiten der Stille und des Zusammenseins und Hörens auf Gott sind zentrale Momente, die mir Kraft geben und mir helfen, mein Leben zu gestalten!

Gott zeigt sich uns
In der Bibel stehen einige ganz interessante Hinweise, wie Gott dies selber sieht:

• Im Johannesevangelium 5,19 sagt Jesus, der Sohn Gottes: «Ich als Sohn meines Vaters kann nichts von mir selber tun, ich kann nur das tun, was ich meinen Vater tun sehe.» Jesus hatte selber enorm viel Kraft. Er heilte Menschen, ermutigte endlos, diskutierte mit  Regierungspersonen und reihte ein Wunder an das andere. Und trotzdem hatte er es nötig, zu hören und zu sehen, was sein Vater ihm sagte. Immer wieder zog er sich zu «stillen Stunden» zurück. Wenn er das brauchte, dann habe ich das als ganz normaler Mensch umso mehr nötig.

•Später steht im Johannesevangelium 10,27: «Meine Schafe [so bezeichnet er in einem Gleichnis die Menschen] hören meine Stimme.» Klarer kann es ja fast nicht geschrieben stehen!

• Im Epheserbrief 5,15 f. steht zusammengefasst: «Seid weise, nutzt die Zeit und versteht, was Gott zu Euch und Eurem Leben sagt.»

• Und im Matthäusevangelium 7,7 sagt uns Gott: «Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.» Interessant ist hier zu sehen, dass aus Gottes Sicht für uns mindestens drei Schritte nötig sind, damit wir empfangen können: bitten – suchen – anklopfen. Es genügt also scheinbar nicht, nur eine Münze in einen Automaten zu schieben und das Resultat ist da. Gott scheint sich nicht unserer Konsumgesellschaft anpassen zu wollen. Wahrscheinlich ist es besser, wenn wir uns den Prinzipien von Gott anpassen – und das scheint doch gewisse Schritte zu erfordern.

Gottes Stimme hören
Wir können also lernen, Gottes Stimme zu hören – und wir müssen es. Denn wie soll der Mensch etwas so Wichtiges nicht lernen können? Gott sucht sich in uns ja nicht «Befehlsempfänger», sondern ein Beziehungs-Gegenüber! So ist auch Gott selber sehr daran interessiert, dass wir das Hören auf ihn lernen. Mir gefallen in diesem Zusammenhang die Geschichten von «Don Camillo und Peppone»: Der Pfarrer Don Camillo lebt das Reden und Hören auf Gott ganz natürlich – im Alltag. Immer wieder wendet er sich an Jesus und diskutiert mit ihm Dinge durch; sagt, wo er mit etwas nicht einverstanden ist und hört dann wieder auf Jesus. Er lebt ganz einfach die Beziehung zu Jesus – so, wie man Beziehungen eben leben sollte: Mit Reden und Hören, auch mal mit einem Widerspruch und einer Diskussion. Mit Wertschätzung, Liebe und damit, dass Don Camillo auch ernst nimmt, was Jesus ihm sagt.

So stelle  ich mir das auch vor mit Gott. Gottes Stimme zu hören wird auch für mich immer natürlicher, je mehr ich das tue und übe. Und es ist nicht begrenzt auf Zeiten der Stille oder Zeiten in der Kirche, sondern es fliesst ganz natürlich in den Alltag ein. Wir reden ja mit den Menschen in unserem Umfeld auch nicht nur an Weihnachten und Ostern oder an bestimmten Plätzen.

Was hilft mir, Gott zu hören
Sicherlich hilft es, wenn ich lerne, auf Menschen und Gott zu hören. Zuerst ist das ein Willensentscheid. Und dann ist es Charaktersache, auch andere ernst zu  nehmen und ihre Wortmeldungen wert zu schätzen. Zudem ist es förderlich, zuerst abzuschalten und ruhig und bereit zu werden. Sich entspannen ist ebenso wichtig wie ganz offen für das Reden von aussen oder von Gott zu werden. Das bedeutet, eigene Meinungen und Gedanken immer wieder – zumindest zwischendurch – loszulassen und sich selber nicht zu wichtig zu nehmen. Eine positive und offene Erwartungshaltung hilft. Gott redet nicht immer so, wie wir es möchten. Deshalb ist es eher hinderlich, wenn wir Gottes Reden in einer  bestimmten oder möglichst klaren Weise vernehmen zu wollen. Gott redet, wie er will – nicht wie wir wollen. Auch hier ist Offenheit und Flexibilität angesagt. Letztlich geht es aber immer wieder darum, dass wir bereit sind, Gott zu hören – dass wir das auch wirklich wollen. Denn da unterscheidet sich Gott kaum von uns Menschen. Auch wir Menschen hören auf zu reden, wenn wir spüren, dass mein Gegenüber gar nichthören will.

Gottes Stimme und andere?
Wie kann ich Gottes Stimme von andern und der eigenen Stimme unterscheiden? Das Wichtigste gleich zuerst: Übung macht den Meister! Es ist ein Lernen. Je mehr ich auf Gott höre und dann tue, was ich meine von ihm zu hören, desto mehr werde ich lernen zu unterscheiden, ob es wirklich seine Stimme war. Weiter hilfreich ist folgende Charakterisierung seiner Stimme:

• Gottes Stimme baut auf und ist ermutigend.
• Sie ist tröstend und nicht vorwurfsvoll oder anklagend.
• Sie ist hinweisend und selten warnend oder belehrend.
• Sie ist wahr und verschleiert nicht.
• Sie schafft Freiheit und bringt uns nicht in Druck oder Zwang.
• Sie schafft Leben und gibt Kraft.
• Sie ist meistens fein und nicht laut.
• Sie führt zu Hoffnung und zu Klarheit.

Ebenbild sein, wichtig sein
Gott sagt uns, dass wir sein Ebenbild sind. Das ist eine enorme Wertschätzung! Wir sind in Gottes Augen wertvoll, für ihn wichtig, und er nimmt uns ernst. Selbstverständlich schätzt auch Gott es, wenn wir ihn ernst nehmen und wirklich auch sein Ebenbild und sein Gegenüber sein wollen. Das Gebet, das Gespräch und das Hören auf Gott sind dabei zentral. Oft habe ich beobachtet, dass Menschen, die sich selber vertrauen und sich ernst nehmen, die Kraft und den Willen finden, Gott ernst zu nehmen und ihn zu hören.

Wir können Gott wirklich zutrauen, dass er gern zu uns redet. Erst wenn wir das erwarten, werden wir lernen, seine Stimme im Alltag zu vernehmen. Daraus entsteht eine wunderbare Freundschaft, die immer hält. Wir sind dadurch gar nie mehr wirklich alleine – oder einsam. Gott ist immer bei uns, am Tag, in der Nacht, beim Arbeiten, im Geniessen, in den Ferien, ja überall.

Mut tut gut
Wir können mutig üben, auf Gottes Stimme zu hören. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen: Es braucht viel Übung, Zeit und Geduld. Ich übe mich jetzt schon 30 Jahre darin und bin immer noch ein Lernender. Ich habe aber kaum eine Entscheidung getroffen, die für mein Leben wesentlicher war. Als 25-Jähriger habe ich mich entschieden, auf Gott hören zu wollen: Es war eine meiner besten Entscheidungen!

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